Kompetenzzentrum für Gastroenterologie informiert: Entzündliche Dickdarmerkrankung – Colitis ulcerosa

Definition entzündliche Dickdarmerkrankung – Colitis ulcerosa

Fachärzte für Gastroenterologie unterscheiden bei der entzündlichen Dickdarmerkrankung (Colitis ulcerosa) zwischen

  • einer Proktitis (reine Enddarmentzündung)
  • einer Proktosigmoiditis (sie reicht bis in den letzten Teil des Dickdarms, das Sigma)
  • einer linksseitigen Colitis (sie dringt weiter in den Dickdarm vor)
  • einer Pancolitis (die Krankheit hat sich auf den gesamten Dickdarm ausgebreitet)
  • einer backwash ileitis (der in den Dickdarm mündende Dünndarm ist auf den letzten Zentimetern ebenfalls entzündet)
Eine entzündliche Darmerkrankung beginnt immer im Enddarm und steigt dann von dort auf

Die entzündliche Dickdarmerkrankung gehört zu den häufigsten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Dabei hat sich die Schleimhaut des Dickdarms entzündet und löst Geschwüre (Ulzerationen) aus.

Eine entzündliche Dickdarmerkrankung beginnt immer im Enddarm und steigt von dort kontinuierlich auf. Sie ist nicht heilbar und verläuft meistens in Schüben. Betroffene haben immer wieder Phasen, in denen sie keine Beschwerden haben.

Manche leben sogar über viele Monate oder sogar Jahre hinweg völlig beschwerdefrei. Bei anderen tritt die Erkrankung dagegen häufiger auf. Sie müssen regelmäßig Medikamente einnehmen oder sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen.

Die entzündliche Dickdarmerkrankung (Colitis ulcerosa) stellt der Gastroenterologe häufig bei jungen Menschen fest, die zwischen 20 und 35 Jahre alt sind. Ihre Ursachen sind weitgehend ungeklärt.

Typische Beschwerden sind

  • häufiger, blutig-schleimiger Durchfall
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • krampfartige Bauchschmerzen im linken Unterbauch
  • ständiger Stuhldrang
  • Gewichtsabnahme

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Colitis chronica purulenta, Colitis polyposa; Gastroenteritis ulcerosa, Ulzeröse Enteritis
Englisch: ulcerative colitis

Überblick

Bei lang anhaltenden Bauchkrämpfen und blutigem Stuhlgang soll der Gastroenterologe aufgesucht werden

Eine entzündliche Dickdarmerkrankung verläuft schubweise, mit und ohne Fieber.
Bei wochenlang anhaltendem Durchfall, Blutbeimengungen im Stuhl, krampfartigen, immer wiederkehrenden Bauchschmerzen, bei Schmerzen beim Stuhlgang und ungewollter Gewichtsabnahme sollten Sie unbedingt einen Facharzt für Gastroenterologie aufsuchen.

Typische Symptome sind außerdem ein starker Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) und Blutarmut (Anämie).

Je weiter die Entzündung im Dickdarm fortgeschritten ist, desto ausgeprägter treten die Symptome der Colitis ulcerosa auf. Außerdem erhöht sich das Risiko für Komplikationen.

Wenn der Facharzt für Gastroenterologie die Diagnose stellt, ist häufig nur der Enddarm befallen (Proktitis).

In sehr seltenen Fällen hat sich die Entzündung bis in den letzten Abschnitt des Dünndarms (Terminales Ileum) ausgebreitet. Diese Form der entzündlichen Dickdarmerkrankung wird vom Gastroenterologen als Backwash-Ileitis bezeichnet.

Hin und wieder kommt es zu Komplikationen. Infolge einer Wandschwäche und einer Gasansammlung wird der Darm massiv überdehnt. Im schlimmsten Fall droht ein Durchbruch (Perforation). Dieses so genannte toxische Megacolon ist lebensgefährlich und muss sofort behandelt werden. Etwa vier Prozent der Patienten versterben daran.

Weitere schwere Komplikationen sind Blutungen. Sie können so stark sein, dass die Patienten viel Blut verlieren und ohnmächtig werden.

Darüber hinaus haben Menschen, bei denen der Gastroenterologe eine entzündliche Darmerkrankung festgestellt hat, ein erhöhtes Risiko, Dickdarmkrebs zu bekommen. Er entwickelt sich meistens erst 10 bis 15 Jahre nach Ausbruch der Erkrankung. In der Regel ist dann der gesamte Dickdarm befallen.

Ursachen der entzündlichen Dickdarmerkrankung – Colitis ulcerosa

Dem Facharzt für Gastroenterologie liegen bisher keine gesicherten Aussagen zu den Ursachen der entzündlichen Colitis ulcerosa vor.

Neben Umweltfaktoren, Ernährung, Viren oder Bakterien wird eine familiäre Veranlagung diskutiert. Psychische Faktoren scheinen – das belegen wissenschaftliche Studien – keine wesentliche Rolle zu spielen.

Die meisten Neuerkrankungen treten bei jungen Menschen im Alter von 20 bis 35 Jahren auf. In Großbritannien, den skandinavischen Ländern und in Nordamerika wird die Colitis ulcerosa häufiger festgestellt als in Mittel- und Südeuropa sowie in Südamerika.

Was Sie bei einer entzündlichen Dickdarmerkrankung – Colitis ulcerosa selbst tun können

Die Colitis ulcerosa tritt schubweise auf. In der akuten Phase sollten Sie sofort einen Gastroenterologen aufsuchen und sich körperlich schonen. In der Regel sind Sie in dieser Zeit nicht arbeitsfähig und können Ihren gewohnten Sport- und Freizeitaktivitäten nicht nachgehen.

Eine spezielle Diät müssen Betroffene nicht einhalten. Sie dürfen essen, was Ihnen bekommt.

Manchmal kann es hilfreich sein, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen oder sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Dort werden Ihnen Wege aufgezeigt, wie Sie mit der Krankheit leben und sie in Ihren Alltag integrieren können.

Ihr Facharzt für Gastroenterologie wird Sie gerne dazu beraten.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Gastroenterologen
  • Internisten
  • Chirurgen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Gastroenterologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Gastroenterologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Gastroenterologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch beim Gastroenterologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Einen Medikamentenplan zum Ausfüllen finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Gastroenterologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Gastroenterologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Blutuntersuchung
  • Darmspiegelung (Koloskopie)
  • Entnahme einer Schleimhautprobe aus dem Dickdarm
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
  • Röntgenuntersuchung
  • Computertomographie (CT)

Behandlungen (Therapie)

Der Gastroenterologe behandelt die Entzündung mit entzündungshemmenden Mitteln und/oder Kortison

Die Behandlung (Therapie) der entzündlichen Colitis ulcerosa hängt davon ab, wie stark die Entzündung ist und wie weit sie sich ausgebreitet hat.

Ein akuter Schub lässt sich vom Gastroenterologen mit entzündungshemmenden Mitteln und/oder Kortison behandeln. Bei einem schweren Verlauf ist ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig.

Zur medikamentösen Behandlung stehen dem Gastroenterologen verschiedene Präparate zur Verfügung:

  • Aminosalizylate
  • Mesalazin
  • Immunsuppressiva
  • Kortikoide
  • Antibiotika

Eine Operation kann notwendig werden, wenn Medikamente nicht mehr helfen oder wenn immer wieder Blutungen aus dem Darm auftreten. Dann entfernt der Facharzt für Gastroenterologie den gesamten Dickdarm des Patienten.

Manche sind untergewichtig oder haben einen Mangel an Vitaminen, Eisen oder Elektrolyten. Ihnen hilft eine ausführliche Ernährungsberatung, damit sie wissen, wie sie die erforderlichen Nährstoffe zu sich nehmen können. Eine spezielle Diät ist aber nicht erforderlich.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Einer entzündlichen Dickdarmerkrankung (Colitis ulcerosa) können Sie nicht vorbeugen. Es ist jedoch möglich, ihren Verlauf zu beeinflussen und weitere Schübe zu verhindern, indem Sie über mehrere Jahre täglich ein Salizylat einnehmen.

Zudem sollten Patienten ab dem zehnten Krankheitsjahr jedes Jahr eine Darmspiegelung (Koloskopie) und eine Gewebeentnahme (Biopsie) vom Facharzt für Gastroenterologie durchführen lassen, um eine mögliche Krebserkrankung frühzeitig zu erkennen.

Prognose

Die entzündliche Dickdarmerkrankung (Colitis ulcerosa) kann bisher nicht geheilt werden. Ihre Symptome lassen sich vom Facharzt für Gastroenterologie jedoch gut behandeln. Betroffene können mit einer medikamentösen Behandlung (Therapie) ein nahezu normales Leben führen, ihrem Beruf und ihren Hobbies nachgehen.

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