Kompetenzzentrum für Hämatologie und Immunologie informiert: Folsäuremangel-Anämie

Definition Folsäuremangel-Anämie

Rote Blutkörperchen transportieren den Sauerstoff zu den Organen

Fachärzte für Hämatologie zählen die Folsäuremangel-Anämie zu den so genannten megaloblastären Anämien. Im Blut der Patientinnen und Patienten finden Hämatologen zu wenig rote Blutkörperchen (Erythrozyten), die zudem größer sind als normalerweise. Außerdem ist zu wenig Blutfarbstoff (Hämoglobin) vorhanden.

Bei einer Folsäuremangel-Anämie gelangt nicht genügend Sauerstoff in den Körper, sodass Gewebe und Organe nur unzureichend versorgt werden. Alle Zellen des menschlichen Organismus brauchen Sauerstoff für die Energiegewinnung. Patientinnen und Patienten, bei denen Hämatologen eine Folsäure-Anämie feststellen, klagen über folgende Symptome:

  • Müdigkeit und Schwäche
  • Kopfschmerzen und Schwindelgefühle
  • Atemnot
  • Herzklopfen
  • Schmerzen und ein Engegefühl in der Brust
  • Blässe
  • Magenschleimhautentzündung
  • Lähmungserscheinungen und Unsicherheit beim Gehen
  • Empfindungsstörungen
  • Gelegentlicher Ausfall der Muskelreflexe

Folsäure, auch als Vitamin B9 oder Vitamin M bezeichnet, spielt eine zentrale Rolle bei der Bildung der roten Blutkörperchen im Knochenmark. Der Körper kann Folsäure nicht selbst herstellen, sondern muss sie über die Nahrung aufnehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. hat den Bedarf für Jugendliche und Erwachsene auf täglich 300 µg (Mikrogramm) Folsäure festgesetzt. Bei Schwangeren und Stillenden ist er noch höher und liegt bei 450 bis 550 µg (Mikrogramm) pro Tag.

Ein anhaltender Mangel an Folsäure kann dazu führen, dass Hämatologen eine Blutarmut (Anämie) diagnostizieren. Ohne Behandlung (Therapie) durch den Facharzt für Hämatologie drohen Schäden bei der Entwicklung von Blut, Zellen und der Erbsubstanz (DNS). Besonders schwere Folgen kann ein Folsäuremangel während der Schwangerschaft für den Embryo haben.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Folsäure Anämie, megaloblastäre alimentäre Folsäuremangel-Anämie

Englisch: folic acid deficiency anaemia

Überblick

Folsäure muss über die Nahrung aufgenommen werden und ist in grünem Gemüse und Nüssen zu finden

Bei einer Folsäuremangel-Anämie handelt es sich um eine Blutarmut (Anämie) aufgrund eines Mangels an Folsäure. Folsäure ist ein Vitamin aus der Gruppe der B-Vitamine, das zur Bildung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) notwendig ist. Außerdem ist es an einigen wichtigen Stoffwechsel- und Wachstumsprozessen beteiligt. Ein Mangel macht sich zuerst an den Zellen bemerkbar, die sich häufig teilen. Dazu zählen Hämatologen Blutzellen oder Zellen der Schleimhäute.

Folsäure muss mit der Nahrung aufgenommen werden und ist vor allem in grünen Gemüsesorten wie Blattsalat oder Spinat enthalten, aber auch in Kohlgemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und in Rinderleber. Der menschliche Körper kann zwischen 5 und 20 Milligramm Folsäure in seiner Leber speichern. Hämatologen gehen davon aus, dass die Reserven nach etwa vier Monaten erschöpft sind, wenn über die Nahrung kaum Folsäure aufgenommen wird.

Als Ursache für einen Folsäuremangel machen Fachärzte für Hämatologie häufig eine falsche Ernährung, eine Schwangerschaft oder Alkoholmissbrauch aus. Typische Beschwerden sind Erschöpfung, Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen oder Ohrensauen. Betroffene haben außerdem eine auffallend blasse Haut und eine rötliche, glatt erscheinende Zunge. In schweren Fällen können auch Herzrhythmusstörungen und Atemnot auftreten. Während der Schwangerschaft kann eine Folsäuremangel-Anämie schwere Folgen für das ungeborene Kind haben. Dazu zählen Hämatologen einen offenen Rücken (Spina bifida) oder die Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte.

Ursachen der Folsäuremangel-Anämie

Eine klinisch manifeste Folsäuremangel-Anämie tritt meistens erst nach drei oder vier Monaten auf. Fachärzte für Hämatologie machen dafür folgende Ursachen aus:

  • Die aufgenommene Menge an Folsäure ist zu gering
  • Eine andere Krankheit behindert die Aufnahme von Folsäure durch den Organismus
  • Der Folsäurespeicher ist zu klein

Meistens diagnostizieren Hämatologen eine Folsäuremangel-Anämie, weil mit der Nahrung zu wenig Folsäure aufgenommen wird. In den Industrienationen ist das besonders oft zu beobachten, weil sich viele Menschen zu einseitig ernähren. Sie essen zu wenig frisches Obst und Gemüse und zu wenig Vollkornprodukte. Gerade bei älteren Menschen stellen Hämatologen eine falsche Ernährung als häufigste Ursache der Folsäuremangel-Anämie fest. Auch bei Alkoholikern kann die Erkrankung darauf zurückgehen. Alkohol schädigt zudem die Leber, die Folsäure speichert.

Eine Folsäuremangel-Anämie kann aber auch durch eine Erkrankung der Darmschleimhaut, z.B. eine Gluten-Unverträglichkeit, ausgelöst werden. In diesem Fall nimmt der Körper die Folsäure nicht mehr ausreichend auf. Als weitere Ursache der Folsäuremangel-Anämie diagnostizieren Fachärzte für Hämatologie eine chronische Lebererkrankung wie die Leberzirrhose. Darüber hinaus greifen bestimmte Medikamente direkt in den Folsäurestoffwechsel ein. Dazu gehören das Rheumamedikament Methotrexat, die Antibabypille sowie Arzneimittel gegen epileptische Anfälle.

Was Sie bei Folsäuremangel-Anämie selbst tun können

Ein Mangel an Folsäure muss nicht sein und lässt sich bei gesunden Menschen durch eine ausgewogene Ernährung vermeiden. Patientinnen und Patienten mit einer Folsäuremangel-Anämie sollten darauf achten, genügend Folsäure mit der Nahrung zu sich zu nehmen. Ihr Facharzt für Hämatologie berät Sie ausführlich, wie Sie Ihre Ernährung umstellen können.

Schwangere haben einen erhöhten Folsäurebedarf. Die zusätzliche Gabe von Folsäure kann deshalb aus Sicht des Hämatologen erforderlich sein, um den erhöhten Bedarf zu decken und um das Risiko zu vermeiden, dass bei dem ungeborenen Kind Schädigungen auftreten.

Hilfe durch den Spezialisten

Der Hämatologe kann Folsäure in Tablettenform verschreiben um den Mangel rasch auszugleichen

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Hämatologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Hämotologie erwartet

Bevor Ihr Arzt für Hämatologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Hämatologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Hämatologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Hämatologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Hämatologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Blutbild
  • Bestimmung der Erythrozytenzahl
  • Bestimmung des Hämoglobingehaltes (Hb)
  • Hämatokrit
  • Bestimmung des mittleren Zellvolumens (MCV)

Behandlungen (Therapie)

Im Vordergrund der Behandlung (Therapie) bei einer Folsäuremangel-Anämie steht, den Folsäuremangel des Patienten schnell auszugleichen. Dazu wird der Facharzt für Hämatologie die Einnahme von Folsäure in Tablettenform verordnen. Zunächst empfiehlt der Hämatologe eine Tagesdosis von etwa 5 bis 15 Milligramm. Nach etwa einem Monat ist der akute Folsäuremangel ausgeglichen. Nun geht es darum, die eigentliche Ursache der Folsäuremangel-Anämie zu beheben. Liegt eine Darmerkrankung als Ursache vor, wird der Facharzt für Hämatologie diese behandeln. Ist Alkohol der auslösende Faktor, sollten Betroffene darauf verzichten. Es kann auch eine Ernährungsumstellung infrage kommen. Der behandelnde Hämatologe bespricht mit Ihnen ausführlich, was Sie selbst tun können.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Um einer Folsäuremangel-Anämie vorzubeugen, sollten Sie auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Kost mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Blattsalaten und frischem Obst und Gemüse achten. Fachärzte für Hämatologie weisen darauf hin, dass während der Schwangerschaft und der Stillzeit mehr Folsäure aufgenommen werden sollte. Auch bei Säuglingen und Jugendlichen während der Pubertät ist auf eine ausreichende Zufuhr zu achten. Folsäure ist besonders in Rosen-, Grün- und Chinakohl, Spinat, Haferflocken, Broccoli, Rinderleber, Eigelb, Brie, Camembert, Erdnüssen, Kichererbsen, roter Beete, Wirsing, Spargel, Lauch, Erdbeeren und Kirschen enthalten.

Prognose

Eine Folsäuremangel-Anämie lässt sich vom Facharzt für Hämatologie völlig heilen. Dazu ist es wichtig, die auslösenden Faktoren zu behandeln und eventuell die Ernährung umzustellen.

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