Kompetenzzentrum für Gynäkologie informiert: Eileiterentzündung, Eierstockentzündung, Adnexitis

Definition Eileiterentzündung, Eierstockentzündung (Adnexitis)

Fachärzte für Gynäkologie unterscheiden bei einer Eileiterentzündung, einer Eierstockentzündung sowie einer Adnexitis je nach Ursprungsort zwischen einer

  • aufsteigenden Infektion (aszendierende Infektion)
  • absteigenden Infektion (deszendierenden Infektion)
  • hämatogenen Infektion

Ursache einer Eileiterentzündung und Eierstockentzündung (Adnexitis) ist meistens eine bakterielle Infektion, seltener wird die Erkrankung durch Viren ausgelöst. Die Erreger gelangen auf unterschiedlichen Wegen zu den Eileitern und Eierstöcken.

Eine Adnexitis kann durch aufsteigende oder absteigende Erreger, oft Bakterien oder Chlamydien ausgelöst werden

Bei der aufsteigenden Infektion (aszendierende Infektion) steigen sie beim Geschlechtsverkehr über die Scheide bis zu den Eileitern auf. Von einer absteigenden Infektion (deszendierenden Infektion) spricht der Frauenarzt, wenn die Erreger von entzündeten Nachbarorganen, z.B. dem Blinddarm, auf die Eileiter und Eierstöcke quasi herabsteigen. Das geschieht durch direkten Kontakt oder über die Lymphen. Bei der hämatogenen Infektion gelangen die Erreger über das Blut zu den Eileitern und Eierstöcken.

Eine Eileiterentzündung und Eierstockentzündung (Adnexitis) wird vor allem bei jungen Frauen bis Mitte zwanzig festgestellt, die sexuell sehr aktiv sind. Vor der Pubertät und nach der Menopause ist sie äußerst selten.

Dabei handelt es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung, die vom Frauenarzt unbedingt behandelt werden muss. Die Symptome sind vielfältig. Dazu gehören:

  • Fieber
  • Schmerzen im Unterbauch
  • Ausfluss
  • atypische Blutungen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Krankheitsgefühl

Eileiter und Eierstock werden zusammen als Adnexe bezeichnet. Das bedeutet so viel wie „Gebärmutteranhängsel“. Sind beide entzündet, sprechen Fachärzte für Gynäkologie von einer Adnexitis.

Ist nur der Eileiter entzündet, handelt es sich um eine sogenannte Salpingitis, bei einer Entzündung des Eierstocks um eine Oophoritis. Allerdings kommt es sehr selten vor, dass nur der Eierstock entzündet ist.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Salpingitis, Oophoritis, Infektion des Eileiters, Infektion der Eierstöcke
Englisch: adnexitis

Überblick

Suchen Sie bei Schmerzen im Unterbauch, bei Fieber, Ausfluss, Erbrechen und Übelkeit einen Frauenarzt auf

An einer Eileiterentzündung und Eierstockentzündung (Adnexitis) erkranken vorwiegend Mädchen und Frauen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. In dieser Altersgruppe ist es die häufigste und schwerste Infektionskrankheit, die vom Facharzt für Gynäkologie festgestellt wird.

Auslöser sind in den meisten Fällen Bakterien. Wird die Erkrankung zu spät oder gar nicht behandelt, sind schwere Komplikationen möglich. Deshalb ist es wichtig, dass Sie bei Schmerzen im Unterbauch, bei Fieber, Ausfluss, Erbrechen und Übelkeit einen Frauenarzt aufsuchen.

Nicht erkannte Eileiterentzündungen und Eierstockentzündungen sind eine der häufigsten Ursachen für eine ungewollte Kinderlosigkeit. Insbesondere eine Infektion mit Chlamydien, die oft einen schleichenden und kaum bemerkbaren Verlauf nimmt, kann zur Unfruchtbarkeit führen.

Bei Ansammlungen von Eiter können sich Abszesse in den Eileitern und Eierstöcken bilden. Außerdem kann die Infektion auf andere Organe übergreifen. Im schlimmsten Fall entzündet sich der gesamte Bauchraum (Peritonitis). Verbreiten sich die Erreger über die Blutbahn, kann es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen.

Als Spätfolgen einer Eileiter- und Eierstockentzündung (Adnexitis) machen Fachärzte für Gynäkologie Verwachsungen und Verklebungen aus, die starke Schmerzen verursachen können. Möglich ist auch, dass die Passage der Eizelle vom Eierstock in die Gebärmutter blockiert wird. Findet dennoch eine Befruchtung statt, kann es zu einer Eileiterschwangerschaft kommen.

Ist der Eileiter völlig verstopft, ist eine natürliche Schwangerschaft nahezu vollkommen ausgeschlossen.

Ursachen der Eileiterentzündung, Eierstockentzündung, Adnexitis

Bei etwa 70% der Eileiterentzündungen und Eierstockentzündungen machen Fachärzte für Gynäkologie Bakterien als Ursache aus, insbesondere Chlamydien und Gnokokokken, die Erreger der Geschlechtskrankheit Gonorrhö.

In vielen Fällen liegen so genannte Mischinfektionen mit mehreren Erregern vor, z.B. mit Staphylokokken, Streptokokken, Koli-Bakterien und Clostridien.

Während des Geschlechtsverkehrs, während der Regelblutung, nach einem operativen Eingriff am Unterleib, nach der Geburt eines Kindes und im Wochenbett können Keime über die Scheide zu den Eierstöcken und Eileitern aufsteigen und zu einer Entzündung führen.

Unter Umständen begünstigt auch eine Spirale (Inauterinpessar), die zur Schwangerschaftsverhütung eingesetzt wurde, eine Infektion.

Außerdem führt der Frauenarzt eine Adnexitis auf eine Tuberkulose oder eine übergreifende Blinddarminfektion zurück.

Was Sie bei einer Eileiterentzündung, Eierstockentzündung, Adnexitis selbst tun können?

Patientinnen, bei denen der Frauenarzt eine Eileiterent- und Eierstockentzündung festgestellt hat, sollten sich körperlich unbedingt schonen. Das bedeutet absolute Bettruhe für einige Tage.

Zur Unterstützung der Behandlung (Therapie) durch den Facharzt für Gynäkologie können Sie den Unterbauch in der akuten Phase kühlen und nach Abklingen der Entzündung eine Wärmebehandlung und Sitzbäder anwenden. Ihre Ernährung sollte leicht und reich an Flüssigkeit sein.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Gynäkologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Gynäkologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Gynäkologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Gynäkologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Frauenarzt eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Gynäkologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Gynäkologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Abstrich aus der Scheide
  • Kulturelle Anzüchtung der Erreger
  • Blutuntersuchung
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
  • Spiegelung der Bauchhöhle (Laparoskopie)
  • Beckenspiegelung (Pelviskopie)

Behandlungen (Therapie)

Um zu vermeiden, dass die Adnexitis chronisch wird und zu Verwachsungen oder Unfruchtbarkeit führt, muss die Infektion frühzeitig und konsequent vom Frauenarzt behandelt werden.

Der Gynäkologe rät oft zu einem Aufenthalt im Krankenhaus um die akute Phase erfolgreich behandeln zu können

Meistens wird ein Aufenthalt im Krankenhaus angeraten, weil Patientinnen in den ersten Tagen unbedingte Bettruhe einhalten sollten. Bis die akute Entzündung abgeklungen ist, werden ein bis zwei Wochen vergehen. Für die Behandlung (Therapie) bieten sich dem Facharzt für Gynäkologie verschiedene Möglichkeiten an:

  • Medikamentöse Behandlung (Therapie):
    Mit Antibiotika, antiphlogistisch wirksamen Medikamenten und bei Unregelmäßigkeiten der Regelblutung eventuell auch mit Hormonpräparaten
  • Physikalische Behandlung (Therapie):
    Ein Eisbeutel auf dem Unterbauch lindert die Schmerzen und wirkt Durchblutungsstörungen entgegen, die durch die Entzündung auftreten können. Nach Abklingen des akuten Stadiums ist eine Wärmebehandlung sinnvoll. Sie bewirkt eine milde Durchblutungssteigerung, sodass das entzündlich veränderte Gewebe abgebaut wird und es zu keinen Vernarbungen kommt.
  • Operative Behandlung (Therapie):
    Hat die konservative Behandlung (Therapie) keinen Erfolg gebracht, wird der Frauenarzt einen chirurgischen Eingriff vornehmen. Einen Abszess in der Bauchhöhle kann er durch eine Punktion schnell beseitigen. Möglicherweise müssen Eileiter, Eierstöcke oder sogar die Gebärmutter entfernt werden. Patientinnen, die nach der Operation noch einen Kinderwunsch haben, sollten rechtzeitig die Hilfe eines Reproduktionsmediziners in Anspruch nehmen.

Wurden die Erreger der Eileiterentzündung und Eierstockentzündung (Adnexitis) durch Geschlechtsverkehr übertragen, sollte auch der Partner behandelt werden.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Um einer Eileiterentzündung und Eierstockentzündung (Adnexitis) vorzubeugen, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Frauenarzt wichtig. Außerdem schützt die konsequente Anwendung von Kondomen vor Infektionen und verringert damit das Risiko, dass Erreger über die Scheide übertragen werden.

Prognose

Wird eine Eileiterentzündung und Eierstockentzündung (Adnexitis) schnell und erfolgreich vom Facharzt für Gynäkologie behandelt, ist die Prognose gut. Etwa 80% der Patientinnen sind danach beschwerdefrei. Ist die Erkrankung bereits in ein chronisches Stadium übergegangen, kann sie zu langwierigen Beschwerden und zur Unfruchtbarkeit führen.

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