Kompetenzzentrum für Gynäkologie informiert: Schwangerschafts-diabetes, Gestationsdiabetes, Graviditätsdiabetes

Definition Schwangerschaftsdiabetes, Gestationsdiabetes, Graviditätsdiabetes

Fachärzte für Gynäkologie sprechen von Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes, Graviditätsdiabetes), wenn der Blutzucker während der Schwangerschaft einen bestimmten Wert erreicht oder übersteigt, nämlich bei:

  • Nüchtern 5,1 mmol/l (92 mg/dl)
  • 1 Stunde nach dem Essen 10,0 mmol/l (180 mg/dl)
  • 2 Stunden nach dem Essen 8,5 mmol/l (153 mg/dl)

Das Ergebnis trägt der Frauenarzt in den Mutterpass ein.

Eine der häufigsten Komplikationen die der Frauenarzt feststellt ist Schwangerschaftsdiabetes

Schätzungen gehen davon aus, dass die Stoffwechsel-Erkrankung bei etwa vier Prozent der Schwangeren auftritt. Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DZZ) in Düsseldorf spricht sogar von bis zu zwölf Prozent.

Schwangerschaftsdiabetes ist eine der häufigsten Komplikationen, die der Frauenarzt während einer Schwangerschaft feststellt. Zu viel Zucker im Blut gefährdet Mutter und Kind. Die Erkrankung manifestiert sich in der zweiten Schwangerschaftshälfte, wenn die Schwangerschaftshormone verstärkt ausgeschüttet werden. Sie hemmen die Insulinwirkung. Schwangere brauchen in dieser Zeit aber besonders viel Insulin. Ist die Bauchspeicheldrüse jedoch nicht in der Lage es in ausreichender Menge zu produzieren, steigt der Blutzuckerspiegel an.

Zu den möglichen Folgeschäden des Schwangerschaftsdiabetes zählt der Facharzt für Gynäkologie:

  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Präeklampsie
  • Harnwegsinfekte
  • Erhöhtes Geburtsgewicht über 4.500 Gramm (Makrosomie)
  • Komplikationen bei der Entbindung
  • Erhöhtes Risiko einer Fehlgeburt
  • Vergrößerte, aber unreife Organe beim Kind
  • Gelbsucht und Unterzuckerung beim Kind

Gestationsdiabetes sollte unbedingt vom Facharzt für Gynäkologie behandelt werden. Daraus kann sich eine lebensbedrohliche Krankheit für die Patientin entwickeln. Außerdem hat das Kind häufig einen schlechteren Start ins Leben: Es kann viel zu dick sein und möglicherweise zuckerkrank werden.

Bei über 90% der Mütter verschwindet die Erkrankung nach der Geburt wieder. Sie haben allerdings ein etwa siebenfach erhöhtes Risiko, später einen Typ-2-Diabetes zu bekommen.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Schwangerschaftszucker, Gestationszucker, Typ-4-Diabetes
Englisch: gestational diabetes

Überblick

In den vergangenen Jahren haben Fachärzte für Gynäkologie immer häufiger bei Patientinnen einen Graviditätsdiabetes festgestellt.

Diese Form der Zuckerkrankheit wird während der Schwangerschaft zum ersten Mal diagnostiziert und verschwindet in der Regel nach der Entbindung wieder.

Betroffene Frauen bemerken in der Regel nicht, wenn sie zu viel Zucker im Blut haben. Allerdings gibt es Anzeichen:

  • Starker Durst
  • Vermehrter Harndrang

Insbesondere Frauen mit Übergewicht oder mit Diabetes in der Familie sollten sich im ersten Drittel der Schwangerschaft von ihrem Frauenarzt auf Diabetes untersuchen lassen.

Ein erhöhtes Risiko, an einem Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken besteht auch bei Frauen, deren Geburtsgewicht über 4000 Gramm lag und die bereits mehrere Fehlgeburten hatten.

Es ist wichtig, dass die Erkrankung vom Facharzt für Gynäkologie behandelt wird, um die Gesundheit von Mutter und Kind nicht zu gefährden. Das ungeborene Kind erzeugt mehr Insulin, wenn die erhöhten Blutzuckerwerte von der Plazenta der Mutter übertragen werden. So können Fettdepots entstehen, und das Kind kann mit einem erhöhten Geburtsgewicht auf die Welt kommen – meistens per Kaiserschnitt.

Außerdem besteht die Gefahr, dass die erhöhte Insulinproduktion zu Atemstörungen oder Gelbsucht nach der Geburt führt. Im schlimmsten Fall stirbt der Fötus. Das kommt allerdings sehr selten vor.

Die betroffenen Kinder haben ein erhöhtes Risiko, bereits im Schulalter übergewichtig zu werden und an Diabetes zu erkranken.

In den meisten Fällen reicht zur Behandlung (Therapie) eine Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten der Mutter während der Schwangerschaft aus.

Ursachen des Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes, Graviditätsdiabetes)

Zu den häufigsten Ursachen zählen Fachärzte für Gynäkologie Übergewicht und genetische Faktoren. Auch das Alter der Mutter (über 45 Jahre), die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten und von Kortison können eine Rolle spielen.

Bei Frauen, die vor der Schwangerschaft geraucht haben, bereits mehrere Fehlgeburten hatten oder an einer Hormonstörung leiden, dem Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom), diagnostiziert der Frauenarzt ebenfalls häufiger Schwangerschaftsdiabetes.

Was Sie beim Schwangerschaftsdiabetes selbst tun können?

Ernähren Sie sich gesund

Hat der Frauenarzt bei Ihnen Schwangerschaftsdiabetes festgestellt, sollten Sie auf stark zuckerhaltige Lebensmittel wie Kuchen, Gebäck und Marmelade verzichten.

Wenn Sie das Bedürfnis nach Süßem haben, können Sie stattdessen etwas frisches Obst essen. Allerdings nur in Maßen. Denn Früchte enthalten Fruchtzucker und können so den Blutzuckerspiegel erhöhen.

Ernähren Sie sich gesund, vor allem fettarm und ballaststoffreich. Vollkornbrot ist besser als Weißbrot. Treiben Sie leichten Sport, z.B. Radfahren und Schwimmen.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Gynäkologen
  • Diabetologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Gynäkologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Gynäkologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Gynäkologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Frauenarzt eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Gynäkologen

Der Frauenarzt misst den Blutzucker

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Gynäkologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Untersuchung der Zuckerausscheidung im Urin (Glukosurie)
  • Zuckerbelastungstest (Glukosetoleranztest, oGTT)
  • Vortest

Behandlungen (Therapie)

In den meisten Fällen empfiehlt der Facharzt für Gynäkologie Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes den erhöhten Blutzucker durch eine Umstellung der Ernährung und durch mehr Bewegung zu senken. Bei etwa 85% der Frauen führt das zum gewünschten Erfolg.

Etwa 15% der Patientinnen haben jedoch so hohe Zuckerwerte, dass sie Insulin spritzen müssen.

Der Frauenarzt wird die Blutzuckerwerte während der Schwangerschaft engmaschig kontrollieren. Auch nach der Entbindung müssen die betroffenen Frauen regelmäßig untersucht werden.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Schwangerschaftsdiabetes können Sie nur bedingt vorbeugen. Wenn bei Ihnen ein Kinderwunsch besteht, sollten Sie Übergewicht vor der Schwangerschaft möglichst vermeiden.

Achten Sie auf eine gesunde Ernährung. Nehmen Sie während der Schwangerschaft die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrem Frauenarzt wahr.

Prognose

Bei über 90% der Frauen ist Schwangerschaftsdiabetes nach der Entbindung wieder verschwunden. Allerdings besteht ein erhöhtes Risiko, dass bei den Frauen in den nächsten Jahren ein Typ-2-Diabetes auftritt.

© CHHG