Kompetenzzentrum für Diabetologie und Endokrinologie informiert: Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose)

Definition Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose)

Bei Hypothyreose frieren die Betroffenen leicht

Fachärzte für Endokrinologie sprechen von einer Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose), wenn die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone T3 und T4  produziert. Dabei unterscheiden sie zwischen:

  • Angeborenen Faktoren
  • Erworbenen Faktoren

Der Mangel an Schilddrüsenhormonen wirkt sich auf den Stoffwechsel und die Organe aus, auf das Nervensystem und die Psyche. Betroffene frieren leicht, sind müde, lustlos und antriebslos, sie brauchen viel Schlaf oder sind depressiv verstimmt.

Weitere Symptome, die Fachärzte für Endokrinologie ausmachen, sind verlangsamte Reflexe, Gewichtszunahme, erhöhte Blutfettwerte und blasse Haut. Manchmal treten auch schwere psychische Probleme auf bis hin zu Störungen des Bewusstseins, des Orientierungssinnes und des Gedächtnisses. Auch die Libido, die Potenz und Fruchtbarkeit können eingeschränkt sein.

Bei etwa einem von hundert Menschen im deutschsprachigen Raum stellen Endokrinologen eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) fest. Frauen sind viermal häufiger davon betroffen als Männer. Charakteristisch für eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) ist ihr schleichender und lang anhaltender Verlauf. Zu Beginn verursacht die Erkrankung nur geringe Beschwerden. Betroffene suchen deshalb zunächst keinen Facharzt für Endokrinologie auf.

Eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) wird häufig zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr entdeckt. Bei der angeborenen Form der Erkrankung, die Endokrinologen bei einem von etwa 4.000 Neugeborenen feststellen, ist die Schilddrüse zu klein oder sie fehlt ganz.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Schilddrüsenhormonmangel, Schilddrüsenhormonunterproduktion
Englisch: hypothyroidism

Überblick

Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ

Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das sich unterhalb des Kehlkopfes befindet. Für den Stoffwechsel im Körper ist sie sehr wichtig. Aus Eiweiß und Jod produziert sie die lebenswichtigen Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), die ins Blut abgegeben werden. Diagnostiziert der Facharzt für Endokrinologie eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) produziert das Organ zu wenig Hormone.

Im Gehirn wird die Produktion und Verteilung der Schilddrüsenhormone gesteuert. Sie beeinflussen den Stoffwechsel, den Kreislauf und das Wachstum, aber auch unser psychisches Wohlbefinden.

Bei einer Schilddrüsen-Unterfunktion klagen Betroffene über Müdigkeit, Schwächezustände, Zyklusstörungen, häufiges Frieren, Durchblutungsstörungen und Übergewicht. Fachärzte für Endokrinologe machen verschiedene Ursachen für eine Schilddrüsen-Unterfunktion aus.

Einige Patientinnen und Patienten haben auch einen Kropf (Struma), d.h. ihre Schilddrüse ist vergrößert.

Ursachen der Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose)

Eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) kann angeboren sein. Das trifft bei etwa einem von 4.000 Neugeborenen zu. In Deutschland ist deshalb zur Früherkennung eine entsprechende Untersuchung nach der Geburt vorgeschrieben.

Um den dritten Lebenstag herum wird in einem auf Filterpapier getrockneten Bluttropfen der so genannte TSH-Wert bestimmt. Hohe Werte sind für Endokrinologen ein Hinweis auf eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose). TSH ist ein Hormon, das von der Hirnanhangsdrüse freigesetzt wird und die Schilddrüse anregt.

Bei einer Schilddrüsen-Unterfunktion im Kindesalter besteht die Gefahr von Entwicklungsstörungen der Knochen (Kleinwuchs) und des Nervensystems (Gehirn). Endokrinologen bezeichnen das als Kretinismus. Die Früherkennung der Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) ist deshalb von großer Bedeutung. Durch eine rechtzeitige Behandlung (Therapie) durch den Facharzt für Endokrinologie können bleibende Schäden vermieden werden.

Meistens tritt die Erkrankung jedoch erst später auf. Endokrinologen diagnostizieren sie häufig in Folge einer Schilddrüsenentzündung. Auch Jodmangel in der Ernährung führt zu einer Unterfunktion.

Die häufigste Ursache, die Fachärzte für Endokrinologie bei der Schilddrüsen-Unterfunktion ausmachen, ist jedoch die so genannte Autoimmun-Thyreoiditis. Dabei handelt es sich um eine Schilddrüsenentzündung mit Gewebeschädigungen. Betroffen sind vor allem Frauen zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Der Körper beginnt, Antikörper gegen die Schilddrüse zu bilden, weil er sie fälschlicherweise als fremdes Gewebe betrachtet. Die Folge ist eine chronische Entzündung, die das Schilddrüsengewebe zerstört. Schleichend entwickelt sich daraus oft erst nach Jahren eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose).

Auch Schilddrüsenoperationen oder Behandlungen mit Radiojod können zu der Erkrankung führen.

Was Sie bei Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) selbst tun können

Jodmangel ist zwar selten die Ursache für eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose), dennoch sollte auf eine ausreichende Jodversorgung geachtet werden. Jod ist vor allem in Seefischen enthalten. Auch jodiertes Speisesalz und jodhaltiges Mineralwasser können helfen, einen Jodmangel auszugleichen.

Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Jodbedarf. Sie sollten sich mit einem Endokrinologen beraten, ob eine zusätzliche Jodzufuhr in Form von Tabletten sinnvoll ist.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Endokrinologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Endokrinologie erwartet

Bevor Ihr Arzt für Endokrinologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Endokrinologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Endokrinologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Endokrinologen

Der Endokrinologe führt eine Ultraschalluntersuchung durch

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Endokrinologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Blutuntersuchungen
  • Bestimmung des TSH-Wertes
  • Bestimmung der Schilddrüsenhormonwerte
  • Ultraschall (Sonografie)
  • Entnahme von Gewebeproben (Feinnadelbiopsie)
  • Szintigrafie

Durch den Ultraschall (Sonografie) kann der Endokrinologe die Größe und Beschaffenheit der Schilddrüse beurteilen. Ist sie entzündet, erscheint sie im Ultraschall sehr dunkel (echoarm).

Mithilfe der Szintigrafie untersucht der Facharzt für Endokrinologie die Funktionstüchtigkeit der Schilddrüse. Dazu spritzt er dem Patienten eine radioaktiv markierte Substanz in die Vene. Bei einer Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) nimmt das Organ diese Substanz nur in geringem Maße oder überhaupt nicht auf.

Behandlungen (Therapie)

Ziel der Behandlung (Therapie) durch den Endokrinologen ist es, den Hormonmangel auszugleichen und damit die Beschwerden des Patienten zu beseitigen oder wenigstens zu lindern. Dazu müssen dem Körper Schilddrüsenhormone zugeführt werden. Der Facharzt für Endokrinologie verordnet Hormonpräparate, die lebenslang und ohne Unterbrechung eingenommen werden müssen.

L-Thyroxin (Levothyroxin) wird vor allem zur Behandlung (Therapie) der Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) eingesetzt. In der Regel wird es gut vertragen, so dass keine Nebenwirkungen auftreten.

Zu Beginn der Behandlung (Therapie) wird der Endokrinologe etwa einmal im Monat eine Kontrolluntersuchung durchführen. Wenn sich die Blut- beziehungsweise Hormonwerte normalisiert haben, sind Kontrollen nur noch vierteljährlich oder sogar nur noch einmal im Jahr erforderlich.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Einer Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) lässt sich nur bedingt vorbeugen. Da Endokrinologen verschiedene Ursachen dafür ausmachen, helfen präventive Maßnahmen nur in bestimmten Fällen. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und Sport, eine ausreichende Zufuhr von Jod über die Nahrung ist wichtig für eine gesunde Schilddrüse.

Mit einer ausreichenden Zufuhr von Jod durch die Nahrung oder durch Jodidtabletten kann einem Jodmangel, der zur Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) führen kann, entgegengewirkt werden. Allerdings sollte eine erhöhte Jodzufuhr auf keinen Fall ohne Rücksprache mit einem Endokrinologen erfolgen. Denn zu viel Jod kann zu anderen Erkrankungen führen.

Prognose

Die Schilddrüsen-Unterfunktion ist – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht heilbar. Deshalb muss sie vom Endokrinologen dauerhaft mit Medikamenten behandelt werden. Patientinnen und Patienten, die ihre Tabletten regelmäßig einnehmen, können aber ein ganz normales Leben führen.

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