Kompetenzzentrum HNO Berlin informiert: Nasenbluten – Epistaxis

Definition Nasenbluten (Epistaxis)

Unter Nasenbluten versteht der HNO-Arzt den Austritt frischen Blutes aus der Nase. Nasenbluten tritt unerwartet auf und befällt bevorzugt Kinder und Jugendliche.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Englisch: nose bleeding

Überblick Nasenbluten

Der HNO-Arzt unterscheidet örtlich verursachtes Nasenbluten und Nasenbluten, das als Symptom anderer Grunderkrankungen auftritt. In der Nase findet sich ein dichtes Geflecht von Blutgefäßen, die z. Bsp. der Erwärmung eingeatmeter Luft dienen. Je nach Durchmesser des Blutgefäßes und dem örtlichen Blutdruck kommt es zu einer Sickerblutung bis hin zu einer massiven Blutung.

Das Blut tropft nach vorne, aber auch nach hinten Richtung Mund-Rachen, wo es in schwer einschätzbaren Mengen verschluckt wird. Die meisten Blutungen ereignen sich im vorderen Schleimhautbereich der Nasenscheidewand. In der Tiefe der Nase ausgelöste Blutungen sind seltener, können aber schwerwiegend sein, da sie zur Blutstillung schwieriger zugänglich sind.

Nasenbluten geht häufig mit Übelkeit und kollaptischen Zuständen einher.

Ursachen des Nasenblutens

Ursache des Nasenblutens sind „geplatzte“ Blutgefäße.

Liegen keine Allgemeinerkrankungen vor, so handelt es sich um ein lokal verursachtes Nasenbluten.

Im vorderen Anteil der Nasenscheidewand neigt die Schleimhaut zum Austrocknen, zur Borkenbildung und zeigt aufgelockerte Schleimhautstrukturen. Der bohrende Finger, ein Fremdkörper, ein Schnupfen, ein geringer Schlag, heftiges Schnäuzen oder ein lokaler Anstieg des Blutdrucks kann zum Bersten eines Gefäßes führen, was zu örtlichem Nasenbluten führt.

Dem HNO-Arzt sind zudem folgende Grunderkrankungen bekannt, welche zum Nasenbluten führen können: Bluthochdruck, Gerinnungsstörungen, Gefäßerkrankungen und weitere wie:

Virale Allgemeininfekte, Überdosierung von Gerinnungshemmern, selten Tumoren (gut- und bösartig).

Was Sie selbst tun können

Der Patient soll sich hinsetzen und die Nase mit leichtem Druck zudrücken

Das häufigste Nasenbluten entsteht im vorderen Anteil der Nasenscheidewand (also mittig in der Nase) und ist somit stillbar, indem Sie die Nase im vorderen „beweglichen“ Anteil mit Daumen und Zeigefinger großflächig ohne allzu große Kraft zusammendrücken.

Damit der Patient (meist Kinder) das Blut nicht verschluckt, muss er sich hinsetzen und den Kopf vornüber halten (nicht hinlegen). Eine gut komprimierte Nasenblutung – kontinuierlich zudrücken – sollte in 3 bis 5 Minuten zum Stehen kommen. Wenn nicht, die Druckpunkte tiefer fassen und nochmals warten. Eine kühlender Umschlag (Eiskrawatte) im Nacken und beruhigender Zuspruch bessern die Situation zügig. Vermeiden Sie das Einbringen von Watte, Papiertaschentücher o. ä. in die Nase.

Zur Pflege einer trockenen Nasenschleimhaut feuchten Sie die Raumluft (mit feuchter Handtuchauflage auf die Heizung, Vernebler) vor allem in Winter an und salben oder ölen Sie die Nase regelmäßig.

Kontaktieren Sie Ihren HNO-Arzt, wenn Ihre Bemühungen kein Stoppen der Blutung erzielt. Sollte es sehr stark bluten (pulsierend) liegt ein Notfall vor. Eine rasche Therapie muss eingeleitet werden.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Systematik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem HNO Arzt eine weitere Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • HNO – Arzt (inklusive Allergologie)
  • Internist (Grunderkrankungen)

Was Sie bei Ihrem Arzt für HNO erwartet

Bevor Ihr Facharzt für HNO mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen, wie beispielsweise Heiserkeit, Husten etc.?
  • Litten Sie bereits schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie im Alltag unter Stresszuständen?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr HNO-Arzt benötigt eine Übersicht über Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Einen Medikamentenplan zum Ausfüllen finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den HNO-Arzt

Nasenbluten erfordert nach Blutstillung eine komplette Untersuchung der Nase, des Mund-Rachenraums und der Ohren, um das Beschwerdebild einzugrenzen.

Ausgehend von Ihrer in der vorausgegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der HNO-Arzt nun folgende Diagnostik anwenden:

Im akuten Blutungsfall wird die Nase zunächst orientierend mit einem Nasenspekulum oder mit einer starren Optik unter Absaugen des Blutes untersucht. Das Lokalisieren der Blutungsquelle erfordert das Abschwellen der Schleimhaut mit gleichzeitiger oberflächlicher Betäubung. Dazu wird die Nase eingesprüht oder ein getränkter Wattebausch mit einer Pinzette in die Nase eingebracht. Nach wenigen Minuten ergibt sich eine gute Einsicht ins Naseninnere. Beurteilt werden die Blutungsquelle, die meist an der Nasenscheidewand liegt und die Schleimhäute. Ein Blick in den Mund zeigt ebenfalls die Intensität der Blutung.

Nach der Blutstillung folgen die Untersuchung des Blutdrucks und die evtl. Bestimmung der Blutwerte.

Bei chronischen Beschwerden kann ein NNH-Computertomogramm erforderlich werden.

Behandlungen (Therapie)

Die Behandlung ist abhängig von der Lokalisation und der Intensität der Blutung.

Gut zugängliche Blutungsquellen am vorderen Bereich der Nasenscheidewand kann Ihr HNO-Arzt nach Betäubung unter Absaugen von Blut elektrisch oder mit Laser kautern oder verätzen. Die Behandlung erfolgt am sitzenden Patienten. Steht die Blutung muss je nach gegebener Situation und je nach Patient noch eine Tamponade eingebracht werden. Diese soll ein späteres erneutes Bluten verhindern und verbleibt zumindest – gut gesichert – über Nacht.

Schwieriger zugängliche Blutungsquellen werden elektrisch gekautert und anschließend gut tamponiert.

Bei internistischen Grunderkrankungen müssen diese therapiert werden (Bluthochdruck, Bluterkrankheit etc.). Gerinnungshemmende Medikamente (Marcumar, Aspirin) müssen vorübergehend Dosis-reduziert oder durch andere Medikamente ersetzt werden. Dies erfolgt in Absprache mit dem Internist oder Hausarzt. Trotz guter Therapie können jedoch weiterhin Blutungen von Zeit zu Zeit erneut auftreten.

Bei massiver Blutung muss eine resolute Therapie in die Wege geleitet werden.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Bei immer wieder auftretenden Blutungen kann die meist sehr trockene Nasenschleimhaut regelmäßig mit Nasensalbe, -öl eingecremt werden. Bohren mit dem Finger, übermäßiges Schnäuzen und Rauchen ist zu unterlassen.

Prognose

Das insbesondere bei Kindern häufige Nasenbluten nimmt mit dem Alter meist ab, da die Gefäße robuster werden. Von Ausnahmefällen abgesehen hat das Nasenbluten eine gute Prognose.

© CHHG