Kompetenzzentrum für Dermatologie und Hauterkrankungen informiert: Neurodermitis, atopische Dermatitis

Definition Neurodermitis, atopische Dermatitis

Fachärzte für Dermatologie unterscheiden bei der Neurodermitis, die in der Fachsprache als atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem bezeichnet wird, drei Stadien:

  • Akutes Stadium
  • Subakutes Stadium
  • Chronisches Stadium

Neurodermitis (atopische Dermatitis) ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Haut. Sie ist nicht ansteckend, aber sie kann bisher nicht geheilt werden. Dabei reagiert die Haut empfindlich auf äußere und innere Reize.

Die Haut bei Neurodermitis ist sehr trocken, schuppig, gerötet und zum Teil entzündet

In den Industrienationen leiden etwa 15 bis 30 Prozent der Kinder und zwei bis zehn Prozent der Erwachsenen an einer Neurodermitis (atopische Dermatitis). Ihre Haut ist sehr trocken, schuppig und gerötet, manchmal auch entzündet. Betroffene klagen über Juckreiz, der teilweise sehr stark ausgeprägt sein kann.

Im akuten Stadium bilden sich neue Ekzeme. Sie bleiben einige Tage oder bis zu einem Monat bestehen. Halten die Entzündungen jedoch weiter an, sprechen Fachärzte für Dermatologie vom subakuten Stadium. Das chronische Stadium kann mehrere Jahre anhalten.

Neurodermitis (atopische Dermatitis) tritt vor allem im Gesicht, am Rumpf, am Gesäß, an den Armen und Beinen sowie in den Knie- und Ellenbeugen auf. Die Erkrankung wird vom Facharzt für Dermatologie häufig im Säuglings- und Kindesalter festgestellt. Sie kann aber über die Pubertät hinaus bestehen bleiben.

In der Regel verläuft eine Neurodermitis (atopische Dermatitis) in Schüben. Auf beschwerdefreie Wochen oder Monate folgen Zeiten mit teilweise extremen Symptomen. Die Haut brennt und juckt sehr stark, Betroffene fangen an zu kratzen. Dadurch kann es zu Komplikationen kommen. Durch das starke Aufkratzen der Haut können Bakterien, Viren oder Pilze eindringen und die Wunde infizieren.Patienten mit Neurodermitis (atopischer Dermatitis) fühlen sich oft massiv in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Sie können nachts nicht schlafen und sind psychisch stark belastet.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: atopisches Ekzem, endogenes Ekzem, konstitutionelles Ekzem, Neurodermitis atopica, Prurigo Besnier.
Englisch: neurodermatitis, atopic dermatitis

Überblick

Fachärzte für Dermatologie unterscheiden zwei Typen der Neurodermitis (atopischen Dermatitis):

  • Den intrinsischen Typ
  • Den extrinsischen Typ

Der intrinsische Typ tritt häufiger auf. Dabei sind die Blutwerte für die so genannten IgE-Antikörper normal. Die Erkrankung nimmt einen leichten Verlauf. Dagegen weist der extrinsische Typ erhöhte Blutwerte der IgE-Antikörper auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten mit Neurodermitis (atopischer Dermatitis) auch an Asthma oder Heuschnupfen erkranken, ist sehr hoch.

Der Dermatologe zählt Neurodermitis (atopische Dermatitis) zu den so genannten atopischen Erkrankungen. Ihnen liegen genetische und umweltbedingte Faktoren zugrunde.

Harmlose Substanzen wie Pollen, Tierhaare oder Bestandteile in Lebensmitteln führen zu einer übertriebenen Reaktion des Immunsystems. Die Abwehrmaßnahmen des Körpers lösen wiederum Entzündungen aus, die zu einem juckenden Ekzem, der Neurodermitis (atopischen Dermatitis) führen können.

Inzwischen wurden auch Gene identifiziert, die bei der Entstehung der Hauterkrankung eine Rolle spielen. Patienten mit Neurodermitis (atopischer Dermatitis) haben oft eine bestimmte genetische Veränderung. Sie ist dafür verantwortlich, dass in der Hornschicht der Haut das Eiweiß Filaggrin nicht in ausreichender Menge oder überhaupt nicht gebildet wird. Durch Filaggrin werden die Hornzellen fest miteinander verbunden. Außerdem kann dadurch Feuchtigkeit in der Haut gespeichert werden.

Wird nicht genügend Filaggrin gebildet, ist die Barrierefunktion der Haut gestört. Sie trocknet leichter aus und wird anfällig für äußere Einflüsse. Zudem stellen Dermatologen bei Betroffenen häufig einen Mangel an Hautfetten fest, die ganz entscheidend zur Stabilität der Hautbarriere beitragen.

Schätzungen gehen davon aus, dass allein in Deutschland etwa sechs Millionen Menschen an Neurodermitis (atopischer Dermatitis) erkrankt sind. Ihre Zahl nimmt weiter zu.

Ursachen der Neurodermitis

Die genauen Ursachen der Neurodermitis (atopische Dermatitis) sind bislang nicht geklärt.

Allerdings kennen Fachärzte für Dermatologie eine Reihe von Faktoren, die zu der Erkrankung führen können. Dazu gehören:

  • Eine genetische Veranlagung (vererbte Bereitschaft, ein Ekzem zu bilden sowie eine Veranlagung, dass das Immunsystem überempfindlich reagiert)
  • Nahrungsmittel, Pollen, Tierhaare, Kot von Hausstaubmilben
  • Tabakrauch, Parfüm, Konservierungsstoffe in Lebensmitteln und Umweltgifte
  • Textilien wie Wolle und Nylon
  • Kälte, Trockenheit, Schwüle
  • Hormonelle Faktoren (während der Pubertät, Schwangerschaft, Menstruation)
  • Innere Anspannung, Stress und Angst

Der Dermatologe bezeichnet die Auslöser der Erkrankung als Trigger.

Möglichweise kann auch eine nicht intakte Darmflora zu der Erkrankung führen. In seltenen Fällen lösen bestimmte Eiweiße in Lebensmitteln, vor allem in Kuhmilch, Hühnereiern, Erdnüssen und Soja, eine Neurodermitis (atopische Dermatitis) aus.

Was Sie bei Neurodermitis selbst tun können?

Fachärzte für Dermatologie weisen darauf hin, dass zu intensiver Seifen- und Wasserkontakt die Haut reizt und austrocknet. Duschen oder baden Sie nicht länger als 10 Minuten und cremen Sie die Haut danach stets ein. Außerdem sollten Sie folgendes beachten:

  • Verwenden Sie sanfte, seifenfreie, rückfettende Waschlotionen ohne Duft- und Konservierungsstoffe
  • Tupfen Sie die Haut nach dem Waschen ab, nicht abrubbeln
  • Tragen Sie möglichst keine Kleidung aus Synthetik- und Wollfasern, sondern aus weichen Naturfasern wie Baumwolle oder Seide
  • Vermeiden Sie extreme Temperaturen und trockene Heizungsluft. Sorgen Sie für eine relative Luftfeuchte zwischen 40 und 60 Prozent
  • Schützen Sie sich vor Infektionen, die durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelöst werden
  • Vermeiden Sie Stress und Aufregung. Denn bei solchen psychischen Belastungen werden vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet, die den Juckreiz verstärken und dazu führen können, dass sich der Zustand der Haut verschlechtert
Salben mit dem Wirkstoff Urea können den Juckreiz hemmen

Salben und Bäder, in denen Urea (Harnstoff) enthalten ist, können den Juckreiz hemmen. Ihr Dermatologe informiert Sie darüber, welche Mengen Ihre Haut benötigt.

Ist die Entzündung abgeheilt, muss die Haut nachbehandelt werden. Welche Cremes oder Emulsionen für Sie am besten geeignet sind, erfahren Sie von Ihrem Facharzt für Dermatologie.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Dermatologen
  • Allergologen
  • Pädiater

Was Sie bei Ihrem Arzt für Dermatologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Dermatologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Dermatologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Hautarzt eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Dermatologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Dermatologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Körperliche Untersuchung
  • Pricktest
  • Epikutan- und Patchtest
  • Immunglobolin-E-Test
  • Immunglobolin-G-Test
  • Blutuntersuchungen
  • Stuhluntersuchung
  • Urinuntersuchung

Behandlungen (Therapie)

Eine Heilung der Neurodermitis (atopischen Dermatitis) ist bislang nicht möglich. Die Behandlung (Therapie) des Facharztes für Dermatologie zielt deshalb darauf ab, die Symptome des Patienten zu lindern. Dazu bieten sich an:

  • Glukokortikoide in Form von Salben oder Cremes
  • Desinfizierende Antiseptika wie Chlorhexidin und Triclosan
  • Zink-Schüttelmixturen, Teerverbindungen und Schieferöle
  • Antihistaminika
  • Phototherapie
  • Immuntherapie
Klimatherapien im Hochgebirge oder an der See können Linderung bringen

Bei schweren Schüben raten Fachärzte für Dermatologie meist zu Salben und Cremes mit Kortison und Antihistaminika.

Unterstützend können Klimatherapien im Hochgebirge und an der See wirken sowie Strahlentherapien mit UVA- und UVB-Licht.

Die Behandlung (Therapie) einer Neurodermitis (atopischen Dermatitis) durch den Facharzt für Dermatologie braucht Zeit und Geduld. Die Mithilfe des Patienten ist unbedingt erforderlich.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Um einem atopischen Ekzem vorzubeugen, ist es wichtig, dass Sie zusammen mit Ihrem Dermatologen die Faktoren herausfinden, die dazu führen und diese dann vermeiden.

Wenn ein Elternteil bereits an der Hauterkrankung leidet, ist es empfehlenswert, kurz nach der Geburt eines Kindes mit einer so genannten Allergieprophylaxe zu beginnen. Außerdem sollte der Säugling mindestens vier bis sechs Monate gestillt werden.

Patienten mit Neurodermitis (atopischer Dermatitis) sollten zudem beachten:

  • Verzichten Sie auf Nahrungsmittel, auf die Sie allergisch reagieren
  • Tragen Sie Kleidung aus Baumwolle oder Seide
  • Lüften Sie viel, verzichten Sie auf Teppiche und Pflanzen in Ihrer Wohnung
  • Vermeiden sie Tabakrauch
  • Schneiden Sie die Fingernägel kurz
  • Ziehen Sie erkrankten Babys und Kindern nachts Baumwollhandschuhe an
  • Achten Sie auf Ausgeglichenheit und inneres Wohlbefinden
  • Kuren von sechs bis acht Wochen in einem sogenannten Reizklima an der See oder im Hochgebirge fördern das Abheilen der Ekzeme
  • Vermeiden Sie übermäßigen Kontakt mit Wasser, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln oder chemischen Produkten

Prognose

Neurodermitis (atopische Dermatitis) ist bisher nicht heilbar. Sie können aber gut damit leben, wenn der Facharzt für Dermatologie Sie entsprechend medikamentös einstellt. Außerdem sollten Sie bestimmte Verhaltensregeln beachten. Auch eine positive Grundstimmung wirkt sich günstig aus. Ist ein atopisches Ekzem bereits im Säuglingsalter aufgetreten, können die Beschwerden in der Jugend deutlich zurückgehen. Manchmal verschwinden sie sogar völlig.

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