Kompetenzzentrum für Kardiologie informiert: Bluthochdruck – Hypertonie

Definition Bluthochdruck (Hypertonie)

Fachärzte für Kardiologie unterscheiden beim Bluthochdruck zwischen einer

  • primären (essentiellen) Hypertonie
  • sekundären (nicht essentiellen) Hypertonie
ärztin klärt adipositas patientin über gesundheitszustand auf

Der Blutdruck zeigt an, mit welchem Druck das Blut durch die Arterien fließt. Bluthochdruck ist eine ernstzunehmende Erkrankung des Gefäßsystems. In den meisten Fällen macht der Kardiologe keine organische Ursache aus. Diese Form des Bluthochdrucks wird als primäre oder essentielle Hypertonie bezeichnet. Die sekundäre Form tritt bei etwa 10 Prozent der Betroffenen auf. Sie wird durch andere organische Erkrankungen ausgelöst, etwa eine Verengung der Nierenarterien.

Bluthochdruck gehört zu den so genannten Volkskrankheiten. In Deutschland ist etwa jeder Zweite über 60 Jahren davon betroffen. Weltweit sind es 1,5 Milliarden Menschen. Immer häufiger diagnostiziert der Kardiologe die Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Meistens sind sie stark übergewichtig.

Da die Erkrankung lange Zeit keine Beschwerden verursacht, wird die Hypertonie häufig erst spät oder zufällig erkannt. Unbehandelt kann sie schwere Schäden an den Blutgefäßen verursachen, Herz, Gehirn, Augen und Nieren schädigen.

Bei Patienten mit einem dauerhaft erhöhten Bluthochdruck steigt das Risiko für einen Schlaganfall, Herzinfarkt, für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenversagen. Schätzungen gehen davon aus, dass knapp die Hälfte der Todesfälle in Deutschland auf Bluthochdruck zurückzuführen ist. Deshalb ist die Vorbeugung (Prävention) besonders wichtig. Jedes Jahr ruft die Deutsche Hochdruckliga gemeinsam mit der World Hypertension League am 17. Mai zu einem Aktionstag auf, um die Öffentlichkeit über Hypertonie und die Folgen zu informieren.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Hypertonus, Hochdruckkrankheit, arterielle Hypertension
Englisch: hypertension, high blood pressure

Überblick Bluthochdruck

Ab einem systolischen Blutdruck über 180 mmHG spricht der Kardiologe von schwerer Hypertonie

Um den Blutdruck zu bestimmen, misst der Kardiologe zwei Werte in der Maßeinheit Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).

Der systolische (obere) Wert gibt den höchsten Druck in den Blutgefäßen an. Er entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht (Kontraktion) und das Blut in die Arterien gepumpt wird. Anschließend erschlafft das Herz (Dilatation), der Druck wird geringer. Nun wird der diastolische (untere) Wert gemessen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterteilt folgende Blutdruck-Werte:

Klassifikationsystolischdiastolisch
optimaler Blutdruck< 120< 80
normaler Blutdruck< 130< 85
hoch-normaler Blutdruck130-13985-89
leichter Bluthochdruck (Stufe 1)140-15990-99
mittelschwerer Bluthochdruck (Stufe 2)160-179100-109
schwerer Bluthochdruck (Stufe 3)≥ 180≥ 110

Für die Diagnose Bluthochdruck müssen nicht beide Grenzwerte überschritten sein. Ist nur der systolische (obere) Wert erhöht, spricht der Kardiologe von einer isolierten systolischen Hypertonie. Sie tritt vor allem bei älteren Menschen über 65 Jahre auf. Ursache ist meistens eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose).

Der Blutdruck ist keine konstante Größe, sondern unterliegt Schwankungen. In der Regel steigt er morgens nach dem Aufstehen an und sinkt abends, wenn wir ins Bett gehen. Auch mit zunehmendem Alter steigt der Blutdruck an. Bei Frauen treten manchmal während der Schwangerschaft erhöhte Werte auf.

Bluthochdruck (Hypertonie) sollte keinesfalls bagatellisiert, sondern von einem Facharzt für Kardiologie behandelt werden.

Treten neben dem erhöhten Blutdruck noch weitere Symptome auf, sollten Sie sofort einen Notarzt verständigen. Dazu gehören:

  • Schmerzen sowie ein starkes Druckgefühl im Brustkorb
  • Atemnot
  • Krampfanfälle
  • Lähmungen
  • Sprechstörungen
  • Starke Übelkeit und Erbrechen
  • Verschwommenes Sehen
  • Nasenbluten
  • Schwindelgefühle und Benommenheit
  • Starke Kopfschmerzen

Ursachen des Bluthochdrucks, der Hypertonie

Bei etwa 90 Prozent der Patienten, die an Bluthochdruck leiden, kann der Kardiologe die Ursache nicht genau ausmachen.

Einige Punkte sind erforscht, andere nicht. Zu den Risikofaktoren der so genannten primären Hypertonie gehören:

  • Übergewicht
  • das Rauchen
  • Bewegungsmangel
  • Stress
  • eine salz- und fettreiche Ernährung
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • Diabetes mellitus Typ 2

Auch genetische Faktoren, das Lebensalter und die Konstitution scheinen eine Rolle zu spielen.

Bei etwa 10 Prozent der Patienten stellt der Facharzt für Kardiologie eine sekundäre Hypertonie fest. Sie basiert auf einer organischen Erkrankung, etwa einer Verengung der Nierenarterie (Nierenarterienstenose), einem Nierentumor oder Veränderungen des Nierengewebes (renoparenchymatöse Hypertonie). Weitere Ursachen sind eine Aortenverengung, eine Überproduktion von Adrenalin und Noradrenalin oder eine erhöhte Cortisonproduktion (Morbus Cushing).

Was Sie bei Bluthochdruck, Hypertonie, selbst tun können?

Bluthochdruck hängt häufig mit dem Lebensstil und der Konstitution zusammen. Sie können aus Sicht des Facharztes für Kardiologie viel tun, um Ihren Blutdruck zu senken:

  • Ernähren Sie sich fett- und salzarm
  • Treiben Sie Sport, insbesondere Ausdauersportarten wie Fahrradfahren, walken, schwimmen, joggen
  • Verzichten Sie auf das Rauchen
  • Trinken Sie Alkohol nur in Maßen
  • Vermeiden Sie Stress
  • Messen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck und führen Sie ein Blutdrucktagebuch

Wenn Sie sich ständig müde, schlapp und körperlich erschöpft fühlen, wenn Schwindelgefühle, Nervosität, Kurzatmigkeit, Nasenbluten oder Ohrensausen auftreten, sollten Sie die Ursachen von einem Kardiologen abklären lassen.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Kardiologen
  • Internisten
  • Nephrologen
  • Angiologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Kardiologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie bereits schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Arzt benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Kardiologen

Ausgehend von Ihrer in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der Arzt nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Körperliche Untersuchung
  • Abhören von Herz und Lunge
  • Mehrmalige Blutdruckmessungen im Liegen und Stehen
  • Langzeit-Blutdruckmessung (ambulantes Blutdruck-Monitoring)
  • Labormedizinische Untersuchung des Blutes und des Urins
  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Belastungs-EKG
  • Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie)
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauches und der Hals- und Beingefäße

Außerdem können eine Untersuchung der Augen und ein Schlafapnoe-Screening sinnvoll sein.

Behandlungen (Therapie)

Die Behandlung (Therapie) des Bluthochdrucks, der Hypertonie, zielt darauf ab, Folgeerkrankungen zu vermeiden. Deshalb wird die Normalisierung des Blutdrucks angestrebt.

Dazu ist es sinnvoll, dass der Patient seinen Lebensstil entsprechend anpasst, sich ausgewogen und gesund ernährt, mögliches Übergewicht reduziert, nicht raucht, weniger Alkohol trinkt, sich regelmäßig bewegt und Stress abbaut.

Bei einer leichten Hypertonie reicht das oft allein aus. Ansonsten ist eine medikamentöse Behandlung (Therapie) mit blutdrucksenkenden Mitteln notwendig. Der Kardiologe verschreibt insbesondere:

  • ACE-Hemmer und AT1-Rezeptor-Antagonisten
  • Beta-Blocker
  • Alpha-Blocker
  • Diuretika
  • Kalzium-Antagonisten bzw. Kalziumkanalblocker

Welche Wirkstoffgruppe für die Behandlung (Therapie) gewählt wird, hängt davon ab, ob noch andere Erkrankungen vorliegen.

Häufig kombiniert der Kardiologe mehrere Wirkstoffe miteinander. Die Patienten müssen dann entweder mehrere Tabletten einnehmen oder ein Präparat mit verschiedenen Wirkstoffen, oft über viele Jahre.

Das Absenken des Blutdrucks kann zunächst müde und abgeschlagen machen. Der Körper muss sich umstellen und an den niedrigeren Blutdruck gewöhnen.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Mit einer gesunden Lebensweise können Sie Bluthochdruck vorbeugen

Mit einer gesunden Lebensweise können Sie dazu beitragen, dass Ihre Blutdruckwerte normal bleiben:

  • Essen Sie viel Obst und Gemüse, Vollkorn- und Magermilchprodukte
  • Verzichten Sie möglichst auf rotes Fleisch und auf viel Zucker
  • Ernähren Sie sich salzarm
  • Trinken Sie ausreichend
  • Bewegen Sie sich täglich mindestens 30 Minuten oder betreiben Sie mehrmals in der Woche Ausdauersport
  • Gönnen Sie sich Ruhe und Entspannung
  • Gehen Sie regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrem Facharzt für Kardiologie und lassen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck messen

Prognose

Die Prognose ist individuell sehr verschieden. Sie hängt davon ab, welche Form des Bluthochdrucks (primäre oder sekundäre Hypertonie) vorliegt und wie lange der Patient bereits damit lebt.

Wird die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert und entsprechend vom Facharzt für Kardiologie behandelt, ist die Prognose gut, weil meistens noch keine Organe oder Gefäße geschädigt sind. In einem späteren Stadium können sie dagegen bereits irreversibel geschädigt sein.

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