Was ist Borreliose?

Bei Gefahr von Zecken ist Schutz durch geeignete Kleidung am Wirkungsvollsten

Borreliose wird durch Borrelien, relativ grossen, gramnegativen  Bakterien ausgelöst. Borreliose (Lyme-Borreliose) wird meistens von Zecken auf den Menschen übertragen. In seltenen Fällen kann Borreliose (Lyme-Borreliose) auch durch andere blutsaugende Insekten wie Läuse, Stechmücken, Flöhe, Fliegen oder Pferdebremsen ausgelöst werden. Die Erreger der Erkrankung wurden vor etwa dreißig Jahren in der amerikanischen Kleinstadt Lyme entdeckt. Deshalb wird sie auch Lyme-Borreliose genannt.

Mittlerweile sind 37 Arten von  Borrelien erforscht worden. Die Bekanntesten sind:

  • Borrelia burgdorferi
  • Borrelia afzelii
  • Borrelia garinii
  • Borrelia spielmanii

Borreliose (Lyme-Borreliose) ist eine sehr tückische Infektionskrankheit. Die Symptome sind vielfältig und können von Mensch zu Mensch veriieren, so dass eine Diagnose schwierig ist.

Wie beginnt eine Borreliose?

Der Infektiologe empfiehlt Zecken möglichst rasch zu entfernen

Beim Spaziergang oder beim Spielen im Wald und auf der Wiese können Zecken abgestreift werden, die auf Farnen, Gras, Gestrüpp oder Büschen sitzen. Gelangt die Zecke auf die Haut oder die Kleidung, kriecht sie zu warmen, weichen und dünnhäutigen Stellen unseres Körpers. Dort ritzt sie die Haut ein und bohrt sich mit einer Art Stachel in die Wunde und saugt sich fest. Dieser Vorgang ist schmerzlos und wird deshalb nicht bemerkt. Bevorzugte Körperstellen der Zecken sind die Achseln, Ohren, der Rumpf und der Genitalbereich. In der warmen Jahreszeit zwischen April und Oktober ist die Ansteckungsgefahr besonders groß.  Sobald der Parasit zu einer Blutbahn vorgedrungen ist und zu saugen beginnt, verlassen die Bakterien (Borrelien) den Darm der Zecke und gelangen über die Speicheldrüsen in die Wunde des Opfers. Die Borrelien gelangen erst nach einigen Stunden Saugzeit in den menschlichen Kreislauf. Deshalb ist es wichtig, dass der Zeck frühzeitig entfernt wird. So kann das Risiko einer Ansteckung vermindert werden. Nach einer Übertragung gelingt es dem menschlichen Immunsystem oft, die Bakterien auszuschalten. Schätzungen gehen davon aus, dass auf etwa 100 Zeckenstiche nur eine richtige Erkrankung mit Symptomen kommt.

Woran erkennt man Borreliose?

Wenn das Immunsystem des Menschen die Eindringlinge erkennt, reagiert es mit einer Entzündungsreaktion. Die Haut rötet sich meist einige Tage nach dem Stich der infizierten Zecke. Da sich die Borrelien kreisförmig ausbreiten, wandert die Rötung mit ihnen. Fachärzte für Infektiologie sprechen von Wanderröte (Erythema chronicum migrans). Stellen Sie bei sich eine solche kreisförmige Rötung fest, fotografieren Sie diese mit dem Handy und suchen Ihren Arzt auf.  Es kommt jedoch nicht bei allen Patienten zu Hautrötungen. So könnnen grippeartige Symptome auftreten, welche von Kopf- über Gelenkschmerzen bis Fieber reichen. Weitere Symptome können Herzbeschwerden, Hautproblemen, Gelenkschmerzen, Blasenstörungen, Sehstörungen, Gehörprobleme, oder spastischen Gangstörungen bis hin zu psychischen Problemen sein. Da die Symptome so vielfältig sind, ist auch die Diagnose sehr schwierig.

Wie können Sie Borreliose (Lyme-Borreliose) vorbeugen?

Vorbeugende Maßnahmen zum Schutz vor Zeckenstichen sind einfach zu ergreifen. Menschen, die im Frühjahr und Sommer häufig an der frischen Luft sind, können sich mit  entsprechender Kleidung vor einem Zeckenbefall schützen. Insbesondere in Regionen mit einem erhöhten Zeckenstichrisiko lohnt es sich Kleidung zu tragen, welche auch Arme und Beine bedeckt. Für Deutschland sind die borreliosegefährdeten Gebiete auf einer  Übersichtskarte verzeichnet. Je schneller eine Zecke erkannt und entfernt wird, umso geringer die Gefahr einer Ansteckung mit dem Erreger der Borreliose (Lyme-Borreliose). Wenn sie sich bereits festgesaugt hat, kann sie mit einer speziellen Pinzette, die L-förmig gebogen ist, entfernt werden. Dabei wird sie am Kopfbereich gefasst und langsam ohne Drehen herausgezogen. Bitte verwenden Sie keine Öl, Klebstoff oder ähnliches um die Zecke zu entfernen. Das führt höchstens dazu, dass sie ihren Mageninhalt, in welchem die Bakterien enthalten sind, in die Haut des Menschen erbricht und somit die Whrscheinlichkeit einer Infektion erhöht wird. Nachdem Sie die Zecke entfernt haben, sollten Sie die Wunde sorgfältig desinfizieren.Treten bei Ihnen frühe Anzeichen der Erkrankung auf, etwa eine Hautrötung, sollten Sie die Stellen fotografieren und Ihren Arzt aufsuchen.  Es besteht keine Impfung gegen Borreliose.

Die Borreliose (Lyme-Borreliose) ist nicht mit der Meningo-Enzephalitis zu verwechseln, die ebenfalls durch Zecken übertragen wird und eine Hirnhaut- oder Hirnentzündung auslösen kann. Gegen Meningo-Enzephalitis kann geimpft werden.

Warum ist die Diagnose schwierig?

Die Diagnose ist sehr schwierig, da die Symptome ähnlich sein können wie z.B. bei Multipler Sklerose, chronischem Erschöpfungssyndrom, Fibromyalgia und ähnlichen. Zudem sind die aktuell zur Verfügung stehenden Tests nicht ganz zuverlässig. Dazu kommt, dass oft nicht mehr an einen Zeckenbiss gedacht wird, wenn die Symptome mit sehr viel zeitlicher Verspätung eintreten. Die Krankheit wird daher oft nicht erkannt. Diese Umstände führen zu Fehldiagnosen bis hin zur Unterstellung von Hypochondrie (Krankheitsfurcht). Da die Erkrankung in späten Stadien zu dauerhaften Schäden führt, die Sie in ihrer Lebensqualität unterschiedlich einschränken, ist es wichtig, dass Sie nach einem Arzt suchen, der über Erfahrung im Umgang mit Borreliose verfügt und sie ernst nimmt. Immer noch kommt es vor, dass Betroffenen wegen fehlender typischer Symptome oder unklaren Laborbefunden eine Therapie verweigert wird.

Wie läuft der Besuch bei Ihrem Arzt ab?

Zuerst wird sich Ihr Arzt ausführlich mit Ihnen unterhalten. Er wird Sie bitten, Ihre Beschwerden zu beschreiben und wenn möglich anzugeben wo im Körper Sie diese verspüren. Er wird verschiedenste Fragen stellen wie beispielsweise:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Haben sich die Beschwerden verändert?
  • Leiden Sie unter chronischer Müdigkeit?
  • Leiden Sie unter Schlaflosigkeit
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?

Um die letzte Frage zu beantworten, ist es hilfreich, wenn Sie bereits vorgängig aufschreiben, was Sie aktuell einnehmen. Dazu können Sie den hinterlegten Medikamentenplan nutzen.

Welche Untersuchungen können durchgeführt werden?

Das Gespräch (Anamnese) kann in vielen Fällen bereits ausreichen um die Diagnose zu stellen. Sollten weitere Informationen notwendig sein, können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden um die Symptome vertieft zu betrachten:

  • Gründliche körperliche Untersuchung
  • Serologische Antikörperbestimmung (ELISA- und Western-Blot-Test)
  • Lymphozytentransformationstest (Borreliose-LTT)
  • CD57-Test

Zu beachten ist, dass Antikörper in den ersten zwei Wochen nach dem Stich oft noch nicht nachweisbar sind.

Wie verläuft die Behandlung (Therapie)?

Je früher mit der Behandlung (Therapie) begonnen wird, desto sicherer können spätere Komplikationen oder schwere Krankheitsverläufe verhindert werden. In der Frühphase ist die Gabe von Antibiotika am wirksamsten. In der Regel beträgt die Behandlungsdauer zwei Wochen. Zur Kontrolle des Behandlungserfolgs wird etwa zwei Monate nach Ende der Antibiotika-Behandlung ein Lymphozytentransformationstest auf Borrelien durchführen.

Ist die Borreliose bereits fortgeschritten oder handelt es sich um eine Neuroborreliose, so kommen spezifische Antibiotika zum Einsatz, welche intravenös verabreicht werden. Die Therapie dauert in der Regel drei bis vier Wochen.

Prognose

Die Borreliose (Lyme-Borreliose) heilt in der Regel vollständig und folgenlos aus, wenn sie rechtzeitig behandelt wird. Wird die Erkrankung erst festgestellt, wenn sich die Erreger bereits im ganzen Körper verteilt haben, sind größere Schäden nicht auszuschließen. Massive Beeinträchtigungen des Nervensystems können zurückbleiben und schlimmstenfalls zu einer Schwerinvalidität führen.

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