Kompetenzzentrum für Dermatologie und Hauterkrankungen informiert: Windpocken, Varizellen, Spitze Blattern, Wilde Blattern

 

Definition Windpocken (Varizellen), Spitze Blattern, Wilde Blattern

Windpocken äußern sich durch einen roten, stark juckenden Ausschlag

Windpocken (Varizellen) sind eine äußerst ansteckende Krankheit, die durch Varizella-Zoster-Viren übertragen wird. Dermatologen unterscheiden bei einer Infektion mit dem Erreger zwei verschiedene Krankheitsbilder:

  • Windpocken (Varizellen), auch spitze oder wilde Blattern genannt, Ersterkrankung
  • Gürtelrose (Herpes Zoster), Zweiterkrankung

Windpocken (Varizellen) sind eine der häufigsten Kinderkrankheiten.

Sie äußern sich durch einen roten, stark juckenden Hautausschlag, durch leichtes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und ein allgemeines Müdigkeitsgefühl. Seit 2004 gibt es einen Impfstoff, um der Erkrankung vorzubeugen. Ihr Facharzt für Dermatologie wird Sie ausführlich darüber informieren.

Bei Kindern verlaufen Windpocken (Varizellen) in der Regel harmlos, dagegen können sie für Schwangere gefährlich sein und den Fötus schädigen. Das Virus wird entweder durch direkten Hautkontakt oder durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Beim Husten, Niesen oder Sprechen gelangen virushaltige Tröpfchen in die Luft. Menschen, die sich im Umkreis einiger Meter aufhalten, können sich dadurch anstecken. Die Viren überleben in der Raumluft jedoch nur etwa 10 Minuten. Außerdem können Windpocken (Varizellen) durch den virushaltigen Inhalt der Bläschen, die sich auf der Haut zeigen, bei direktem Kontakt übertragen werden.

Fachärzte für Dermatologie gehen von einer Inkubationszeit aus, die in der Regel 14 bis 16 Tage beträgt, eher seltener auch 8 bis 28 Tage. Ist die Krankheit überstanden, sind die Viren nicht aus dem Körper verschwunden, sondern schlummern in den Ganglienzellen der Nervenbahnen. Unter bestimmten Umständen können sie wieder aktiv werden und eine Gürtelrose (Herpes Zoster) verursachen. In Deutschland stellen Dermatologen bei etwa jedem fünften Erwachsenen im Laufe seines Lebens eine Gürtelrose (Herpes Zoster) fest. Sie tritt vor allem in der Lebensmitte auf und beschränkt sich auf bestimmte Körperregionen. Patientinnen und Patienten mit Gürtelrose (Herpes Zoster) sind bis zur Verkrustung der Bläschen ansteckungsfähig (Schmierinfektionen). Dermatologen empfehlen deshalb, den Kontakt mit anderen Personen zu meiden.

Wer einmal an Windpocken (Varizellen) erkrankt war, ist in der Regel für immer gegen die Erkrankung immun. Nur in sehr seltenen Fällen wird sie vom Facharzt für Dermatologie ein zweites Mal festgestellt. Vor allem dann, wenn der erste Ausbruch der Erkrankung sehr früh in der Kindheit war oder nur ganz leicht verlaufen ist.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: spitze Blattern, wilde Blattern, Feuchtblattern, Schafblattern
Englisch: chickenpox, varicella

Überblick

Pusteln und Blasen bei Windpocken sind mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt

Dermatologen erkennen Windpocken (Varizellen) am typischen roten, stark juckenden Hautausschlag. Meistens treten die roten Flecken in mehreren Schüben auf. Bei manchen ist der Körper völlig übersät, bei anderen sind nur einzelne Flecken zu erkennen.

Es bilden sich Pusteln und kleine Bläschen, die mit einer klaren und äußerst ansteckenden Flüssigkeit gefüllt sind. Nach einiger Zeit platzen die Bläschen auf und verkrusten. Fachärzte für Dermatologie stellen Windpocken (Varizellen) vor allem am Bauch, Rücken und im Gesicht fest. Sie treten aber auch an Beinen und Armen auf, manchmal an den Schleimhäuten an Nase und Mund sowie im Bereich des Afters und der Genitalien auf.

Sind Windpocken (Varizellen) ausgebrochen, dauert es etwa zwei bis drei Wochen, bis die letzten Bläschen verkrustet sind. Windpocken (Varizellen) nehmen bei Kindern in der Regel einen harmlosen Verlauf, bei Säuglingen und Erwachsenen können auch Komplikationen auftreten. Dazu gehören eine Hirnhaut- oder Lungenentzündung, Magen-Darm-Beschwerden oder eine Entzündung der Leber. In ganz seltenen Fällen führen Windpocken (Varizellen) zum Tod. Besonders gefährdet sind Patientinnen und Patienten mit Immundefiziten.

Gefährlich sind Windpocken (Varizellen) während der Schwangerschaft, wenn die Frau keine Antikörper gegen die Erkrankung besitzt. Das ist allerdings selten und trifft auf etwa drei von hundert Schwangeren zu. Frauen, die während ihrer Schwangerschaft Kontakt mit einer an Windpocken (Varizellen) erkrankten Person hatten, sollten unbedingt einen Facharzt für Dermatologie aufsuchen und sich unter Umständen Antikörper gegen das Virus spritzen lassen (Immunprophylaxe), denn über die Plazenta kann das Virus auf das ungeborene Kind übertragen werden. Das geschieht bei etwa 25 Prozent der Fälle. Dass das ungeborene Kind dann tatsächlich geschädigt wird, kommt bei ein bis zwei Prozent vor.

Besonders gefährlich ist eine Infizierung mit Windpocken (Varizellen) zwischen der 8. und der 20. Schwangerschaftswoche. In dieser Zeit entwickeln sich die Gliedmaßen und Organe des Kindes. Durch Windpocken (Varizellen) kann es zu Missbildungen kommen, im schlimmsten Fall sogar zu einer Fehlgeburt.

Erkrankt die Mutter kurz vor oder nach der Geburt an Windpocken (Varizellen) wird es kritisch für das Neugeborene. Denn das Kind bekommt von der Mutter keine Antikörper mehr übertragen und hat deshalb keinen ausreichenden Immunschutz. Die Windpocken (Varizellen) können einen schweren Verlauf nehmen. Etwa 30 Prozent der Neugeborenen sterben daran. Deshalb raten Dermatologen, dem Neugeborenen Antikörper gegen die Varicella-Zoster-Viren zu spritzen (Immunprophylaxe).

Bei Windpocken (Varizellen) gilt das Infektionsschutzgesetz. Kinder, die daran erkrankt sind, dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen. Um eine Ausbreitung zu verhindern, sollten Eltern die Einrichtungen bereits im Verdachtsfall informieren.

Ursachen der Windpocken (Varizellen) Spitzen Blattern, Wilden Blattern

Als Erreger der Windpocken (Varizellen) machen Dermatologen Varicella-Zoster-Viren aus. Sie können sehr leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden. Entweder über Tröpfchen, die beim Niesen, Husten und Sprechen in die Luft gelangen oder durch  Hautkontakt mit der Flüssigkeit in den Bläschen. Eine infizierte Person ist bereits zwei Tage bevor der Hautausschlag auftritt, ansteckend. Sind die letzten Bläschen verkrustet, ist die Ansteckungsgefahr gebannt. Windpocken (Varizellen), auch spitze Blattern oder wilde Blattern genannt, sind im Allgemeinen eine gutartige Erkrankung, die vom Dermatologen behandelt wird. Allerdings sind sie sehr unangenehm.

Was Sie bei Windpocken (Varizellen) spitze Blattern, wilde Blattern selbst tun können

Mit kühlenden Kompressen lindern Sie den Juckreiz. Außerdem kann Ihnen der Facharzt für Dermatologie fiebersenkende Mittel verordnen sowie Lotionen, Puder und Gels gegen den Juckreiz. Ist Ihr Kind an Windpocken (Varizellen) erkrankt, sollten Sie als Eltern unbedingt darauf achten, dass es nicht an den Pusteln und Bläschen kratzt, denn dadurch können sie sich entzünden. Im schlimmsten Fall treten schwere Hautinfektionen auf, die zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen können. Dermatologen empfehlen, bei kleineren Kindern die Fingernägel möglichst kurz zu schneiden. Auch dünne Baumwollhandschuhe bieten Schutz, da durch das Kratzen zurückbleiben Narben können.

Erkrankte sollten möglichst den Kontakt zu gesunden Personen meiden, die noch keine Windpocken (Varizellen) hatten. Außerdem empfiehlt Ihnen der Facharzt für Dermatologie  Bettruhe einzuhalten.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Dermatologen
  • Pädiater

Was Sie bei Ihrem Arzt für Dermatologie erwartet

Bevor Ihr Arzt für Dermatologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Dermatologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Hautarzt eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Dermatologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Dermatologie nun folgende Diagnostik bei Windpocken (Varizellen) anwenden:

  • Untersuchung der betroffenen Hautpartien
  • Laboruntersuchung des Blutes
  • ELISA-Test (Virusnachweis)
  • PCR-Test (Virusnachweis)

Behandlungen (Therapie)

Der Facharzt für Dermatologie kann bei Windpocken (Varizellen), auch spitze Blattern und wilde Blattern genannt, nur die Beschwerden behandeln. Dazu gehört eine sorgfältige Pflege der Haut mit Bädern und Juckreiz stillenden Medikamenten. Antibiotika sind bei Krankheiten, die durch Viren ausgelöst werden, wirkungslos. Sie werden nur dann vom Dermatologen verordnet, wenn bakteriell verursachte Entzündungen aufgetreten sind. Bei Gürtelrose (Herpes Zoster) verschreibt der behandelnde Dermatologe möglicherweise antivirale Medikamente.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Frauen, die keine Immunität besitzen, wird eine Impfung empfohlen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Impfung gegen Windpocken (Varizellen). Bei Kindern erfolgt sie in zwei Schritten. Im Alter von 11 bis 14 Monaten wird das Kind zum ersten Mal geimpft, im Alter von 15 bis 23 Monaten zum zweiten Mal.

Kinder und Jugendliche, die nicht an Windpocken (Varizellen) erkrankt waren und auch keinen Impfschutz besitzen, sollten sich unbedingt beim Dermatologen impfen lassen. Denn eine Erkrankung im Erwachsenenalter kann zu Komplikationen führen.

Frauen mit Kinderwunsch, die keine Immunität besitzen, wird ebenfalls geraten, sich impfen zu lassen. Für Menschen ab 50 Jahren steht zudem eine Impfung gegen Gürtelrose (Herpes Zoster) zur Verfügung. Sprechen Sie mit Ihrem Facharzt für Dermatologie über Nutzen und Risiken der Impfung.

Prognose

Windpocken (Varizellen) nehmen in der Regel einen gutartigen Verlauf und heilen im Normalfall ohne Komplikationen ab. Allerdings können durch starkes Kratzen oder bakterielle Infektionen Narben zurückbleiben.

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