Kompetenzzentrum für Orthopädie informiert: Achillessehnenriss, Achillessehenenruptur

Definition Achillessehnenriss, Achillessehnenruptur

Fachärzte für Orthopädie unterscheiden zwischen einem

  • akuten Achillessehnenriss (akute Achillessehnenruptur)
  • langsam fortschreitenden Teilabriss (partielle Achillessehnenruptur)
Ein Achillessehnenriss zieht man sich meistens beim Sport, insbesondere Ballsport, zu

Ein akuter Achillessehnenriss passiert häufig beim Sport, insbesondere beim Absprung oder Hüpfen. Eher selten führt ein Tritt oder Schlag auf die Sehne dazu, dass sie reißt.

Bei Freizeitsportlern wird die Diagnose wesentlich häufiger gestellt als bei Profisportlern. Betroffene hören plötzlich einen lauten, peitschenartigen Knall und spüren einen stechenden Schmerz im Bereich der Sehne und des Fersenbeines.

Der Fuß lässt sich überhaupt nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt in Richtung Fußsohle beugen. An der Stelle des Achillessehnenrisses, der Achillessehnenruptur, bilden sich oberhalb der Ferse eine Delle und ein Bluterguss (Hämatom). Außerdem kann ein Gefühl der Instabilität im Sprunggelenk auftreten.

Männer zwischen 30 und 45 Jahren sind besonders häufig betroffen. Bei älteren Menschen oder bei Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder rheumatischer Arthritis können Abnutzungserscheinungen dazu führen, dass es zu einem Abriss oder Teilabriss der Achillessehne kommt.

Manchmal ist die Sehne zusammen mit einem Knochenteil aus dem Fersenknochen herausgerissen. Während einer Operation wird der Knochen mit einer Schraube wieder in seiner ursprünglichen Position befestigt.

Ob ein Achillessehnenriss (eine Achillessehnenruptur) konservativ oder operativ behandelt wird, entscheidet der Orthopäde je nach Einzelfall. Eine funktionelle Nachbehandlung ist auf jeden Fall wichtig, damit die Achillessehne wieder voll funktions- und belastungsfähig wird.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Sehnenruptur, Verletzung der Achillessehne, Reißen der Achillessehne
Englisch: achilles tendon rupture   

Überblick

Die Achillessehne ist für das Gehen und Laufen unverzichtbar. Sie verbindet den Fersenknochen, das sogenannte Fersenbein, mit der Wadenmuskulatur. Mit einem Durchmesser von bis zu einem Zentimeter ist sie die stärkste Sehne im menschlichen Körper. Ihre Länge beträgt etwa 10 bis 12 cm.

Die Achillessehne überträgt die Kraft der Wadenmuskulatur (Musculus triceps surae) auf das Fersenbein (Calcaneus). Dadurch ist eine Beugung des Fußes in Richtung Fußsohle (Plantarflexion) möglich sowie eine Einwärtsdrehung (Supination) im Sprunggelenk.

Beim Sport ist sie einem Vielfachen des Körpergewichtes ausgesetzt. Ein Achillessehnenriss, eine Achillessehnenruptur, zählt zu den häufigsten Sportverletzungen, die der Orthopäde feststellt. Sie tritt insbesondere bei Ballsportarten auf, z.B. Fußball, Squash, Tennis oder Volleyball. Aber auch beim Skifahren und bei Sprungübungen kommt es zu einem Riss der Achillessehne. Viele Patienten haben plötzlich abgestoppt oder sind zu einer schnellkräftigen Bewegung angetreten.

Beim Achillessehnenriss ist die Sehne in der Regel ganz durchtrenn

Bei einem Achillessehnenriss (Achillessehnenruptur) ist die Achillessehne in der Regel vollständig durchtrennt. Ist sie nur teilweise gerissen, was eher selten vorkommt, sprechen Fachärzte für Orthopädie von einer partiellen Achillessehnenruptur.

Die Achillessehne reißt vor allem im Bereich zwischen Ferse und Wadenmuskulatur. Eher selten löst sie sich von der Ferse.

Ursachen des Achillessehnenrisses, der Achillessehenenruptur

Der Achillessehnenabriss ist deutlich zu hören und zu spüren. Betroffene sollten dann sofort einen Facharzt für Orthopädie aufsuchen.

Etwa zwei Drittel der Achillessehnenrisse (Achillessehnenruptur) entstehen beim Sport, vor allem bei ruckartigen Stop-and-Go- Bewegungen. Meistens reißt die Achillessehne etwa 5 cm oberhalb des Sehnenansatzes ab.

Besonders gefährdet sind Sportler, die schon längere Zeit unter Achillessehnenbeschwerden leiden.

Was Sie bei Achillessehnenriss, Achillessehenenruptur selbst tun können?

Besteht der Verdacht eines Achillessehnenrisses, einer Achillessehnenruptur, sollten sofort Maßnahmen nach dem sogenannten PECH-Schema eingeleitet werden:

  • P – Pause: Brechen Sie den Sport sofort ab und stellen Sie den Fuß ruhig.
  • E – Eis: Kühlen Sie die verletzte Stelle mit Eis. Achten Sie darauf, es nicht direkt auf die Haut zu legen, damit es zu keinen Kälteschäden kommt.
  • C – Compression: Legen Sie einen Druckverband (Bandage) an, um eine Schwellung zu verhindern.
  • H – Hochlagern: Legen Sie die Beine hoch, um den Rückfluss des Blutes und der Schwellflüssigkeit (Ödem) zu erleichtern.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Orthopäden
  • Unfallchirurgen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Orthopädie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Orthopädie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Orthopädie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Orthopäden eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Orthopäden

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Orthopädie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Körperliche Untersuchung
  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
  • Magnetresonanz-Tomografie (MRT)
  • Röntgenuntersuchung
  • Funktions- und Reflextest (Wadenkneiftest oder Thompson-Test)

Das Ausmaß des Sehnenrisses und mögliche Komplaktionen im umliegenden Gewebe können mittels MRT-Bildgebung hervorragend dargestellt werden und sind für den Behandlungsweg von großer Bedeutung. Insbesondere sind der Rupturumfang, die Beteiligung des Knochens im Ansatzbereich und der Umfang der Einblutungen sehr genau darstellbar.

Behandlungen (Therapie)

Die Behandlung (Therapie) eines Achillessehnenrisses durch den Facharzt für Orthopädie kann entweder konservativ (ohne Operation) oder chirurgisch erfolgen.

Wird die Sehnenqualität als gut betrachtet und berühren sich die beiden gerissenen Sehnen-Enden beim Absenken des Fußes noch, muss nicht unbedingt operiert werden. Meistens wachsen die beiden Enden wieder zusammen.

Um die Achillessehne zu entlasten, wird sie durch eine Schiene oder einen Spezialschuh für etwa 6 bis 8 Wochen ruhiggestellt. Danach ist das Tragen nur noch am Tag für ungefähr zwei weitere Wochen notwendig.

Der spezielle Schuh hat einen leichten Absatz, damit sich die beiden Sehnen-Enden „berühren“ können. Wichtig ist, dass der Heilungsverlauf regelmäßig vom Orthopäden kontrolliert wird. Nach etwa 10 bis 12 Wochen kann der Fuß wieder voll belastet werden. Die konservative Methode birgt allerdings die Gefahr, dass es durch die lange Ruhigstellung zu Muskelschwund kommt. Deshalb verordnet der Orthopäde ein spezielles Physiotherapieprogramm, um die Wadenmuskulatur wiederherzustellen. Außerdem ist das Risiko höher, dass es zu einer Thrombose oder einem erneuten Riss der Achillessehne kommt.

Ist ein operativer Eingriff in einer Klinik notwendig, werden die gerissenen Sehnen-Enden durch Nähte zusammengefügt. Dafür bieten sich verschiedene Verfahren an. Es kann eine klassische offene Operation oder eine minimal-invasive (perkutane Nahttechnik) durchgeführt werden.

Dank moderner Techniken ist eine Operation häufig die bessere Wahl. Die Nachbehandlung erfolgt mit einem Spezialschuh (Adimed Variostabil), sodass Patienten das operierte Bein schon nach wenigen Tagen wieder belasten können. Unmittelbar nach der Operation wird mit einer Physio- und später einer Trainingstherapie begonnen.

Ein längerer Klinikaufenthalt ist nicht erforderlich. Betroffene müssen einige Tage Gehstöcke benutzen und können schnell wieder ins Berufsleben zurückkehren.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Vorbeugend sollten die Sehnen und Muskeln vor dem Sport aufgewärmt und gedehnt werden

Eine starke plötzliche Belastung, Verschleiß- und Abnutzungsprozesse können zu einem Achillessehnenriss (einer Achillessehnenruptur) führen.

  • Deshalb ist es wichtig, sehr schnelle, abrupte und starke Belastungen möglichst zu vermeiden.
  • Vor dem Sport sollten Sie sich ausreichend und sorgfältig aufwärmen. Achten Sie am Ende darauf, die sportliche Aktivität langsam ausklingen zu lassen.
  • Wenn Sie bisher wenig Sport getrieben haben, ist Ihr Muskel-Sehnen-System nicht so elastisch. Beginnen Sie Ihr Training langsam und regelmäßig. Dann steigern Sie es allmählich.

Prognose

In den meisten Fällen erreicht die Achillessehne wieder ihre normale Beweglichkeit. Insbesondere dann, wenn die Behandlung (Therapie) des Facharztes für Orthopädie sofort nach dem Achillessehnenriss erfolgt. Allerdings kann die Stelle erneut reißen.

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