Kompetenzzentrum für Orthopädie informiert: Bandscheibenvorfall (Diskushernie, Diskusprolaps)

Definition Bandscheibenvorfall (Diskushernie, Diskusprolaps)

Fachärzte für Orthopädie unterscheiden beim Bandscheibenvorfall zwischen:

  • Lumbalem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule (häufig)
  • Zervikalem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (selten)
  • Thorakalem Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule (sehr selten)
Ein Bandscheibenvorfall tritt häufig im unteren Bereich der Wirbelsäule auf

Ein Bandscheibenvorfall oder Diskushernie ist eine Erkrankung der Wirbelsäule. Dabei tritt gallertartiges Gewebe aus dem inneren Bereich der Bandscheibe aus. Wenn es auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln drückt, kann es zu ernsthaften Folgen kommen, bis hin zu Lähmungen und Störungen der Reflexe.

Ein Diskusprolaps wird vom Orthopäden vorwiegend im unteren Bereich der Wirbelsäule festgestellt. Etwa 90 Prozent der Vorfälle betreffen die Bandscheiben zwischen den Lendenwirbeln.

Eine Bandscheibe besteht aus einem harten Bindegewebsring und einem weichen, gallertartigen Kern. Tritt Gewebe aus dem Kern aus ohne den umgebenden Ring zu durchstoßen, wölbt sich die Bandscheibe vor. Orthopäden sprechen dann von einer Bandscheibenprotrusion, einer Vorstufe des Bandscheibenvorfalls. Beim Diskusprolaps ist der schützende Ring jedoch durchbrochen. Ein Bandscheibenvorfall verursacht nicht in jedem Fall Beschwerden. Häufige Symptome sind jedoch:

  • Schmerzen in dem betroffenen Bereich der Wirbelsäule
  • Schmerzen, die bis in die Schultern, Arme, Beine und Füße ausstrahlen können
  • Schmerzen im Brustkorb
  • Taubheitsgefühl
  • Lähmungserscheinungen
  • Kraft- und Reflexstörungen
  • Probleme beim Stuhlgang und Wasserlassen

Fachärzte für Orthopädie stellen eine Diskushernie vor allem bei Patienten im Alter zwischen 30 und 50 Jahren fest.

Jeder Mensch besitzt 23 Bandscheiben. Sie wirken als Puffer zwischen den Wirbelkörpern und müssen unglaublich viel aushalten, wenn wir laufen, hüpfen, springen oder heben. Mit zunehmendem Alter schrumpfen die Bandscheiben und verlieren an Elastizität und an Stabilität. Ein Bandscheibenvorfall ist aus Sicht des Orthopäden der häufigste Grund für eine Operation an der Wirbelsäule.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Bandscheibenprolaps, Diskusprolaps, Nucleus pulposus prolaps
Englisch: herniated disk, spinal disk herniation

Überblick

Die menschliche Wirbelsäule besteht aus einzelnen Knochen, den Wirbelkörpern, die übereinander liegen. Jeder Mensch hat sieben Hals-, zwölf Brust- und fünf Lendenwirbel. Dazwischen befinden sich als Puffer die Bandscheiben. Sie wirken wie eine Art Stoßdämpfer und bestehen aus einem weichen, gallertartigen Kern, der Wasser speichern kann und aus einem festen Faserring, der den Kern umgibt.

Je älter wir werden, desto mehr Flüssigkeit verlieren die Bandscheiben. Dadurch büßen sie an Elastizität und Flexibilität ein und werden bei Belastungen stärker zusammengedrückt. Das Risiko für einen Diskusprolaps steigt.

Durch das Austrocknen der Bandscheibe, bekommt der Faserring allmählich Risse, vor allem dort, wo er an den Rückenmarkskanal grenzt. Durch ihn verlaufen die Nervenbahnen. Teile des weichen Bandscheibenkerns können in die Risse laufen. Die Bandscheibe verändert allmählich ihre Form und wölbt sich vor. Fachärzte für Orthopädie sprechen dann von einer Protrusion. Reißt der Ring jedoch komplett oder teilweise auf, kann der gallertartige Kern in den Rückenmarkskanal austreten. Wird dabei ein Nerv eingeklemmt, kommt es zu Schmerzen. Sollten auch Lähmungen oder Störungen der Reflexe auftreten, ist sofort ein Orthopäde aufzusuchen.

Ursachen des Bandscheibenvorfalls (Diskushernie, Diskusprolaps)

Ruckartiges Heben von schweren Lasten oder Fehlhaltungen können zur Diskushernie führen

Ruckartige Bewegungen, schweres Heben, altersbedingte Verschleißerscheinungen, eine Überbeanspruchung und Fehlhaltungen der Wirbelsäule können eine Diskushernie auslösen. Der Bandscheibenvorfall wird durch eine Schwäche der Bauch-, Rücken- und Rumpfmuskulatur begünstigt. In diesen Fällen stützt die Muskulatur bei Belastung die Wirbelsäule nicht ausreichend, sodass starke Kräfte auf die Bandscheiben einwirken können. Verletzungen, Übergewicht und Bewegungsmangel werden vom Facharzt für Orthopädie als weitere Ursachen ausgemacht.

Was Sie bei einem Bandscheibenvorfall (Diskushernie) selbst tun können

Der Facharzt für Orthopädie stimmt mit jedem Patienten individuell ab, was er selbst tun kann, um die Behandlung (Therapie) zu unterstützen. Bei einem akuten Diskusprolaps ist eine körperliche Schonung sinnvoll. Absolute Bettruhe ist nicht immer notwendig.

Beim Liegen sollte auf eine wirbelsäulengerechte, entlastende Lagerung geachtet werden. Der Patient muss sich dabei wohlfühlen und schmerzfrei sein. Infrage kommen eine Seitenlage mit angezogenen Beinen oder eine Rückenlage im Stufenbett.

Lokale Wärmeanwendungen, also ein warmes Bad, eine Wärmflasche oder Rotlicht können die Beschwerden lindern, denn die Rückenmuskulatur kann sich dadurch entspannen.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt   eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Orthopäden
  • Neurologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Orthopädie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Orthopädie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Orthopädie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Orthopäden eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Orthopäden

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Orthopädie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Röntgenuntersuchung
  • Computertomographie (CT)
  • Kernspintomographie
  • Magnetresonanztomographie (MRT)

Mit bildgebenden Verfahren kann der Orthopäde einen Bandscheibenvorfall sicher nachweisen.

Behandlungen (Therapie)

In den meisten Fällen kann der Orthopäde dem Patienten ohne Operation (konservative Therapie) helfen, wieder beschwerdefrei zu werden. Neben körperlicher Ruhe und viel Wärme verordnet er Schmerzmittel in Form von Tabletten, Infusionen oder Zäpfchen.

Dabei kommen so genannte Antiphlogistika zum Einsatz. Das sind Medikamente, die nicht nur schmerzlindernd wirken, sondern auch eine entzündungshemmende und abschwellende Wirkung haben.

Lassen die Schmerzen jedoch nicht nach, können Fachärzte für Orthopädie unter computertomographischer Kontrolle ein Schmerzmedikament millimetergenau in die Nervenwurzel verabreichen. Weitere Behandlungsmethoden des Orthopäden sind:

  • Schmerzkatheter
  • Bandscheiben Zelltransplantation
  • Microtherapie
  • Elektrotherapie
  • Krankengymnastische Übungen
  • Physiotherapie und Rückenschule
  • Bandscheibenoperation
  • Laserabtragung der Bandscheibe
  • Künstliche Bandscheibe

Bei chronischen Beschwerden oder häufig auftretenden Bandscheibenvorfällen ist die künstliche Bandscheibe eine neue Möglichkeit der Behandlung (Therapie). Ein Implantat aus Titan ersetzt die Bandscheibe.

Nach dem Abklingen der ersten Beschwerden verordnet der Orthopäde meistens eine Physiotherapie, damit die Rücken- und Bauchmuskulatur des Patienten gestärkt wird.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Eine Rückenschule hilft Schmerzen zu verhindern
Ein gesunder Rücken kennt keinen Schmerz…

Um einer Diskushernie vorzubeugen, ist es wichtig, die Rücken- und Rumpfmuskulatur zu stärken. Dazu gibt es eine Vielzahl an Übungen und Trainingsprogrammen, die Sie zuhause oder am Arbeitsplatz durchführen können. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Orthopäden.

Außerdem wirken sich bestimmte Sportarten und eine Rückenschule positiv auf die stützende Muskulatur der Wirbelsäule aus. Nordic Walking, Rückenschwimmen, Yoga und Liegestützen tun Ihrem Rücken gut. In der Rückenschule erfahren Sie, wie Sie Ihre Wirbelsäule im Alltag schonen können. Das fängt beim richtigen Sitzen und Liegen an bis hin zum rückengerechten Heben schwerer Lasten.

Prognose

Die meisten Bandscheibenvorfälle lassen sich vom Orthopäden gut und erfolgreich ohne Operation behandeln.

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