Kompetenzzentrum für Orthopädie informiert: Hexenschuss

Definition Hexenschuss

Hexenschuss nennt man den stechenden und anhaltenden Schmerz in der unteren Wirbelsäule

Fachärzte für Orthopädie verstehen unter einem Hexenschuss einen plötzlich auftretenden, stechenden und anhaltenden Schmerz im Bereich der unteren Wirbelsäule. Die Lendenwirbelsäule trägt die Hauptlast. Deshalb treten dort auch am häufigsten Schmerzen auf.

Beim Hexenschuss kommt es zu Blockaden im Bereich der Lendenwirbelsäule. Dabei ist die Bewegung zweier benachbarter Wirbel in den Wirbelgelenken gestört. Sobald sich die Blockade gelöst hat, funktionieren sie wieder. Hinter einem Hexenschuss kann aber auch eine ernsthafte Erkrankung, z.B. ein Bandscheibenvorfall, stecken. Deshalb sollte unbedingt ein Orthopäde aufgesucht werden.

Gezerrte oder verspannte Rückenmuskeln und eine Überlastung der Zwischenwirbelgelenke zwingen die Betroffenen dazu, in eine gebückte Haltung zu gehen. Als Ursache des Hexenschusses machen Orthopäden

  • Muskelverkrampfungen
  • Wirbelblockaden
  • oder ruckartige Bewegungen

aus.

Zudem begünstigt ein bewegungsarmer Lebensstil und eine schwache Rücken- und Bauchmuskulatur einen Hexenschuss. Er ist oft mit starken Schmerzen verbunden, die ins Gesäß oder bis in die Beine ausstrahlen können.

Statistisch gesehen tritt ein Hexenschuss fast bei jedem Menschen einmal in seinem Leben auf. Betroffen sind vor allem Jüngere im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Bei Patienten ab dem 60. Lebensjahr stellt der Orthopäde die Diagnose seltener.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Lumbago, Lumbalgie, Lumbalsyndrom
Englisch: low back pain

Überblick

Der Rücken macht vielen Menschen zu schaffen. Schätzungen gehen davon aus, dass 80 bis 85 Prozent der Menschen in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben an Rückenschmerzen leiden. Ursache ist häufig mangelnde Bewegung und eine schwache Rückenmuskulatur.

Beim Hexenschuss ist das „Kreuz“ quasi blockiert. Aufgrund der starken Schmerzen können sich Betroffene kaum noch aufrichten und gehen deshalb gebückt. Auch das Vornüberbeugen ist praktisch unmöglich. Strahlt der Schmerz in die Beine aus oder treten Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen auf, sollten Sie unbedingt einen Facharzt für Orthopädie hinzuziehen. Denn möglicherweise steckt hinter dem Hexenschuss eine andere Krankheit.

Hexenschuss kann verschiedene Ursachen haben und einen unterschiedlichen Verlauf nehmen. Beim typischen Hexenschuss klingen die Beschwerden meist nach wenigen Tagen ab, spätestens jedoch nach sechs Wochen. Dauern die Schmerzen trotz der Behandlung (Therapie) durch den Orthopäden weiter an, werden sie als subakut eingestuft. Es besteht das Risiko, dass sie chronisch werden. Dann wird allerdings nicht mehr von einem Hexenschuss gesprochen.

Wer einmal einen Hexenschuss hatte, sollte das als „Warnschuss“ ansehen und zu einem rückenfreundlichen Lebensstil übergehen. Darauf verweist der Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen.

Ursachen des Hexenschuss

Eine einfache, manchmal auch falsche Bewegung kann einen Hexenschuss auslösen. Wenn Sie sich aus gebückter Haltung wieder aufrichten, schwere Gegenstände anheben oder den Oberkörper drehen. Häufig sind es ruckartige Bewegungen, die einen Hexenschuss begünstigen. Auch zu starker Tatendrang im Frühjahr, z.B. bei der Gartenarbeit und dem Frühjahrsputz kann dazu führen, dass plötzlich ein akuter Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule auftritt, denn die Wirbelsäule ist nach der Winterzeit auf zu starke Belastungen nicht vorbereitet. Darauf weisen Fachärzte für Orthopädie hin.

Was Sie bei Hexenschuss selbst tun können?

Wärme lockert die Muskeln und lindert den Schmerz

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) empfiehlt, trotz der Schmerzen nicht in eine Schonhaltung zu verfallen, sondern sich weiterhin zu bewegen. Gehen Sie zum Beispiel spazieren. Das lockert die Muskeln, das Gewebe wird besser durchblutet, sodass die Bandscheiben wieder mehr Nährstoffe bekommen. Die Heilung wird dadurch gefördert.

Schmerzmittel helfen, schnell wieder aktiv zu werden. Allerdings sollten sie nicht länger als drei Tage ohne ärztliche Absprache eingenommen werden.

Ein heißes Bad, eine Wärmflasche, ein Wärmepflaster oder Rotlichtbehandlungen ergänzen den Heilungsprozess und lindern die Schmerzen. Hitze lockert die Muskeln und regt die Durchblutung an.

Treten Lähmungserscheinungen, Empfindungsstörungen oder ein Kribbeln in den Beinen auf, sollten Sie umgehend einen Orthopäden aufsuchen.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Orthopäden
  • Unfallchirurgen
  • Radiologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Orthopädie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Orthopädie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Orthopädie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Orthopäden eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Orthopäden

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Orthopädie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Körperliche Untersuchung
  • Testen der Reflexe
  • Blutbild
  • Urintest
  • Röntgenuntersuchung
  • Magnetresonanztomographie (MRT)

Der Facharzt für Orthopädie beginnt nach der Befragung des Patienten mit einer körperlichen Untersuchung. Er prüft, wie beweglich und kräftig Arme und Beine sind und testet die Reflexe. Wenn sich die Gliedmaßen wie betäubt anfühlen oder es in ihnen kribbelt, kann das auf eingeklemmte oder gequetschte Nerven hindeuten. In den meisten Fällen reichen diese Untersuchungen aus, um die Diagnose Hexenschuss zu stellen.

Unter Umständen sind jedoch weitere Untersuchungen des Orthopäden notwendig, etwa ein Blutbild, ein Urintest, eine Röntgenuntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie. In seltenen Fällen steckt hinter einem Hexenschuss nämlich eine ernst zu nehmende Wirbelsäulenerkrankung.

Behandlungen (Therapie)

Das wichtigste Ziel der Behandlung (Therapie) eines Patienten mit Hexenschuss ist, dass er schnell wieder schmerzfrei ist und sich nicht weiter verkrampft. Da ein Hexenschuss verschiedene Ursachen haben kann, kommen für den Orthopäden folgende Behandlungsmöglichkeiten in Betracht:

  • Wärmetherapie
  • Manuelle Therapie (Einrenken)
  • Massagen
  • Gymnastik und Ausgleichssport
  • Schmerzspritzen und Schmerzmittel
  • Chirotherapie

Um den Teufelskreis zwischen Schonhaltung und Verspannung zu durchbrechen, kann der Orthopäde ein Schmerzmittel verordnen (z.B. Paracetamol) – bei sehr starken Schmerzen gegebenenfalls auch Medikamente aus der Gruppe der so genannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR).

In seltenen Fällen ist ein Bandscheibenvorfall die Ursache des Hexenschusses. Dann muss der Facharzt für Orthopädie möglicherweise einen chirurgischen Eingriff vornehmen. An die Behandlung (Therapie) des Orthopäden kann sich eine Physiotherapie anschließen.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Regelmäßige Bewegung beugt Rückenbeschwerden vor

Mehr Bewegung im Alltag ist wichtig für einen starken Rücken. Darauf verweisen Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie. Statt mit der Rolltreppe oder dem Fahrstuhl zu fahren, sollten Sie Treppen steigen, für kürzere Strecken auf das Auto verzichten und lieber zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren. Wer im Berufsalltag viel vor dem Computer sitzt, sollte auf eine rückenfreundliche Haltung achten, zwischendurch Pausen einlegen, aufstehen und die Muskeln dehnen.

Regelmäßiger Sport kann Rückenbeschwerden vorbeugen. Der Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen empfiehlt gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Nordic Walking und Pilates. Beim Anheben schwerer Gegenstände sollten Sie in die Knie gehen und den Rücken gerade halten. So werden Rücken und Bandscheiben geschont.

Prognose

Ein Hexenschuss kann zwar sehr schmerzhaft sein, ist aber in der Regel harmlos und klingt nach einigen Tagen, spätestens aber nach sechs Wochen wieder ab.

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