Kompetenzzentrum für Orthopädie informiert: Sehnenscheidenentzündung, Tendovaginitis

Definition

Fachärzte für Orthopädie unterscheiden bei der Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) zwischen folgenden Sonderformen:

  • Tendovaginitis crepitans, einer Sehnenscheidenentzündung, bei der ein Sehnenreiben und ein Knirschen spürbar sind
  • Tendovaginitis purulenta, eine durch Bakterien ausgelöste Sehnenscheidenentzündung
  • Stenosierende Tendovaginitis, bei der eine Sehne oder mehrere Sehnen an den Bandstrukturen der Hand eingeengt sind (Stenose bedeutet Enge)

Bei einer Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) hat sich die Hülle, die eine Sehne umgibt, entzündet. Auslöser ist meistens eine Überbeanspruchung, entweder durch Sport oder durch die berufliche Tätigkeit.

Durch eine ständige und übermäßige Belastung können sich die Sehnenscheiden entzünden, und es kommt zu einer vermehrten Reibung. Orthopäden stellen solch eine Entzündung am häufigsten an der Hand fest. Sie tritt aber auch am Ellenbogen, an den Schultern, den Knien, am Sprunggelenk oder an der Achillessehne auf.

Übermäßige Belastung durch Schreiben, Spielen, Sport führen zu Sehnenscheidenentzündung

Ein typisches Beispiel ist der sogenannte SMS-Daumen. Wer es mit dem Schreiben, Spielen am Computer, Wischen, Verschicken von E-Mails oder Apps übertreibt, belastet den Daumen übermäßig. Zunächst tritt ein dumpfer Schmerz beim Tippen auf, der allmählich immer stärker wird.

Die Warnsignale sollten unbedingt ernstgenommen und ein Orthopäde aufgesucht werden, damit die Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) nicht chronisch wird.

Die Entzündung kann allerdings auch nach einer Verletzung auftreten, beispielsweise nach einer Zerrung oder Quetschung. Auch bei Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis wird sie oft diagnostiziert.

Die akute Form dauert in der Regel einige Tage. Bei der entzündlichen Form können Bakterien sehr schnell über die Lymphbahnen ins Blut gelangen und zu einer Blutvergiftung führen.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: SMS-Daumen, Hausfrauendaumen, Schnappfinger, Tendosynovitis, Tendinitis, Tenosynovitis
Englisch: tenosynovitis

Überblick

Sehnen verbinden Muskeln und Knochen miteinander, die Sehnenscheiden umgeben sie wie eine Hülle und verhindern, dass sich die Sehnen zu sehr abnutzen oder reiben.

Die Sehnenscheiden sind mit Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit) gefüllt. Durch sie kann die Sehne gut hin- und hergleiten. Bei immer wiederkehrender starker Belastung reibt die Sehne an der Innenseite der Sehnenscheide. Dadurch kann es zu einer Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) kommen. Einen Reißverschluss zu ziehen, eine Flasche oder einen Knopf zu öffnen, kann für Betroffene dann sehr schmerzhaft sein.

Bestimmte Berufsgruppen sind besonders häufig von einer Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) betroffen. Dazu gehören Schreibkräfte, Musiker, Masseure und Physiotherapeuten. Sportarten wie Tennis, Golfen oder Klettern können ebenfalls zu einer Überbelastung der Sehnen im Bereich des Handgelenks oder der Schulter führen.

Typische Auslöser sind auch Tätigkeiten, die der Körper ansonsten nicht gewohnt ist. Dazu gehören Renovierungs- und Umzugsarbeiten oder Tätigkeiten im Garten.

Die Entzündung äußert sich durch folgende Symptome:

  • Schmerzen
  • Schwellung
  • Rötung
  • Verhärtung
  • Druckschmerzen
  • Knirschen bei Bewegungen

Verschwinden diese Beschwerden nicht nach einigen Tagen, sollten Sie einen Orthopäden aufsuchen.

Ursachen der Sehnenscheidenentzündung, Tendovaginitis

Monotone Bewegungen führen zu Überbelastungen

Als häufigste Ursachen einer Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) machen Fachärzte für Orthopädie eine Überbelastung aus.

Immer wiederkehrende monotone Bewegungen, ein falsch eingestellter Tisch oder eine falsche Computer-Maus können zu einer Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) am Handgelenk führen.

Sportarten wie Tennis, Bodenturnen und Klettern oder das häufige Musizieren am Klavier, mit der Gitarre oder Geige können ebenfalls Auslöser sein.

Eher selten stellt der Orthopäde als Ursache eine entzündliche rheumatische Gelenkerkrankung fest.

Manchmal sind auch Bakterien (Chlamydien, Mykoplasmen, Gonokokken und andere) dafür verantwortlich.

Was Sie bei einer Sehnenscheidenentzündung, Tendovaginitis selbst tun können

Da die Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) vor allem durch eine Überbelastung ausgelöst wird, ist es wichtig, dass Sie Hand, Schulter oder Fuß schonen und ruhigstellen. Zusätzlich kann eine Bandage oder ein Tape-Verband angelegt werden.

Ist der betreffende Bereich gerötet, geschwollen und warm, helfen Kühlkompressen. Gegen die Schmerzen und die Entzündung kann der Orthopäde ein Medikament mit dem Wirkstoff Diclofenac verschreiben. Es ist in Tablettenform oder als Gel erhältlich.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Orthopäden

Was Sie bei Ihrem Arzt für Orthopädie erwartet

Bevor Ihr Arzt für Orthopädie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Orthopädie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Orthopäden eine Übersicht in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für dafür finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Orthopäden

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Orthopädie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Finkelstein-Test
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
  • Röntgenuntersuchung
  • Magnetresonanztomographie (MRT)

Wenn der Orthopäde vermutet, dass die Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) durch eine rheumatische Erkrankung ausgelöst wurde, wird er Blut abnehmen und eine Untersuchung im Labor veranlassen.

Behandlungen (Therapie)

Eine Klettverschlussschiene dient der absoluten Ruhigstellung

Eine Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) kann der Facharzt für Orthopädie in vielen Fällen konservativ behandeln.

Wurde sie durch eine Überbeanspruchung ausgelöst, ist es wichtig, dass der Patient sich schont und die Überbelastung unterbunden wird. Dazu kann der Orthopäde eine Gipsanlage oder eine Klettverschlussschiene anlegen, um eine absolut sichere Ruhigstellung zu gewährleisten. Zur Linderung der Schmerzen und zur Abschwellung können nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) verschrieben werden. Zinksalben bieten Kühlung.

Ist die Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) stark ausgeprägt, kann eventuell auch eine Injektion infrage kommen. Der Orthopäde spritzt Kortison und ein örtliches Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) in den betroffenen Bereich. Mit Kortison wird der entzündliche Prozess schneller unterbrochen. Allerdings sollte das nur von einem erfahrenen Facharzt für Orthopädie durchgeführt werden.

Ist die Erkrankung bereits chronisch, helfen oft Wärme und spezielle Massagen. Eine andere Möglichkeit ist die extrakorporale Stoßwellentherapie.

Haben Bakterien die Entzündung ausgelöst, wird eine antibiotische Behandlung (Therapie) erfolgen, die meistens einige Monate dauert.

Sprechen all diese Maßnahmen nicht an oder ist die Entzündung bereits chronisch, kommt möglicherweise nur noch eine Operation in Betracht. Das Narbengewebe wird dann entfernt, die Sehne stabilisiert. Bei Patienten, die an Rheuma leiden, ist die Operation meistens komplexer.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

  • Um einer Sehnenscheidenentzündung vorzubeugen, sollten Sie monotone und starke Belastungen vermeiden oder zumindest reduzieren.
  • Wärmen Sie sich vor sportlichen Tätigkeiten vorher gut und lange auf.
  • Gönnen Sie sich eine Pause am Schreibtisch oder beim Musizieren.
  • Sorgen Sie für Abwechslung, machen Sie nicht immer die gleichen Bewegungen.
  • Legen Sie ein Polster vor die Tastatur Ihres Computers.
  • Machen Sie spezielle Übungen, um die Arm- und Rückenmuskulatur zu stärken.

Prognose

Die Prognose ist bei einer Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) gut, sofern keine anderen Erkrankungen wie Rheuma oder eine Gelenkentzündung vorliegen.

Wichtig ist, den betroffenen Bereich zu schonen. Wird die Entzündung zu spät erkannt oder nicht von einem Orthopäden behandelt, können sich dauerhafte (chronische) Beschwerden einstellen.

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