Definition

Magen- oder Bauchkrämpfe treten auf, wenn die Muskulatur der Verdauungsorgane übermäßig stark kontrahiert, sich unangenehm verkrampft und nicht mehr vollständig relaxiert.

Synonyme

  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
  • Entzündung des Dünndarms (Enteritis)
  • Entzündung des Dickdarms (Colitis)
  • Entzündung der Magenschleimhaut, des Dünn- und Dickdarms (Gastroenterocolitis)
  • Darmkatarrh

Englisch.: Abdominal pain, abdominal cramping, stomach pain, stomach cramp, gastric spasm, gut ache, enterospasm, intestinal cramp, gastritis, enteritis, colitis

Überblick

Magen und Darm sind kontinuierlich in Bewegung um eine optimale Verdauung unserer Nahrungsbestandteile zu ermöglichen. Dabei zeigen sie unterschiedliche rhythmische Bewegungsmuster, die der Durchmischung mit den Verdauungssekreten aus der Gallenblase (Vesica fellea) und der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), sowie dem Weitertransport dienen. Dies wird auch als „Peristaltik“ bezeichnet. Die Muskulatur der Hohlorgane ist schichtartig quer- und längsorientiert angeordnet und sondern besitzt wird autonom, also nicht willentlich bewirkt, gesteuert. Der Mediziner spricht in diesem Falle von dem „autonomen enterischen Nervensystem“. Es steht unter der zentralen Kontrolle des vegetativen Nervensystems, bestehend aus den Gegenspielern Sympathikus und Parasympathikus, sowie lokalen „Enterohormonen“.

Sympathikus und Parasympathikus regulieren allgemein den Ist-Zustand des Körpers und ermöglichen eine schnelle Anpassung an umweltbedingte Anforderungen:

  • Der Sympathikus bewirkt dabei über die Hormone Adrenalin und Noradrenalin eine katabole, also abbauende, energiefordernde Stoffwechsellage („Stresszustand“), auch gerne „fight, fright and flight“ (Kampf, Angst, Flucht) Reaktion bezeichnet. Der Körper mobilisiert dabei Energiereserven, die Muskulatur der Extremitäten wird verstärkt durchblutet, um bei Gefahr flüchten zu können. Die Verdauung kommt bei dieser Reaktion fast zum Erliegen, d.h. die Peristaltik der Muskulatur der Verdauungsorgane und der Sekretfluss der großen Verdauungsdrüsen wird gestoppt.
  • Dem gegenüber steht der Parasympathikus, vertreten durch den Nervus vagus, den „Eingeweidenerv“, dessen Hauptfunktion in der Herstellung einer anabolen, erholenden, aufbauenden Stoffwechsellage besteht. Mit „rest & digest“ ist dabei treffend der Zustand der Pausierung und Verdauung beschrieben: Der Körper stellt sich auf Ruhe und Energiezufuhr ein, er konzentriert einen Großteil des Blutvolumens in die Abdominalregion, um dort möglichst viele Nährstoffe aufnehmen zu können. Dies ist auch der Grund für die häufig auftretende Müdigkeit nach einer guten Mahlzeit.

Unter „Enterohormonen“ versteht man Signalhormone, die von innerhalb der Darmschleimhaut lokalisierten Zellen sezerniert werden und lokal fördernd oder hemmend auf benachbarte Zellen wirken. So kann sich der Darm quasi selbst stimulieren oder eben Motorik beziehungsweise Sekretion unterbinden und die Verdauungstätigkeit an die Zusammensetzung und Konsistenz der Nahrung anpassen.

Bei gestörter Verdauungsfunktion kann diese Peristaltik überschießend sein. Krampfhafte Bauch- oder Magenschmerzen als Ausdruck von muskulären Verkrampfungen (Spasmen) der Hohlorgane sind die Folge. Da die Verdauungsfunktion sowohl über Sympathikus und Parasympathikus an den vegetativen Zustand von Stress und Entspannung gekoppelt ist, sind Schmerzen, Verdauungsstörungen und Krämpfe relativ häufige Symptome bei starken privaten oder beruflichen Belastungen. Auch viele schädigende Substanzen, die von außen über die Nahrung unserem Darm zugeführt werden, führen einer Störung der Magen-Darmmuskulatur. Dabei reicht das Spektrum von harmloser Aufregung über akute Infekte bis hin zu chronischen schweren Darmerkrankungen oder Steinleiden. Meist werden die Schmerzen als dumpf und drückend, sowie diffus verteilt beschrieben, häufig überlagert von sogenannten „Koliken“. Der Begriff Kolik beschreibt eine wehenartig an- und abschwellende, krampfartige Schmerzsymptomatik. Ist nur der Magen betroffen, können die Patienten den Schmerz auf den Oberbauch beschränken, häufig strahlen Schmerzen auch in den Rücken aus.

Je nach Ursache gehen Bauchkrämpfe mit weiteren Beschwerden wie Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung, allgemeinem Unwohlsein, eventuellem Temperaturanstieg, Blähungen oder Luftansammlungen, möglicherweise auch Blutungen einher.

Ursachen

Folgende Faktoren und Erkrankungen können Bauch- oder Magenschmerzen/ -krämpfe entstehen lassen:

  • Falsche Ernährung (zu fettige oder heiße Speisen, zu hastiges Essen, verstopfende Lebensmittel, zu wenig Flüssigkeitszufuhr)
  • Genussmittel wie Kaffee, Alkohol, Nikotin
  • Reizdarm-Syndrom
  • Verdorbene Lebensmittel
  • Nahrungsmittelallergien oder –unverträglichkeiten (beispielsweise Lactoseintoleranz)
  • Bakterielle oder virale Infektionen (beispielsweise Salmonellen, Campylobacter oder Helicobacter)
  • Bandwurminfektion, Wurminfektionen (Askariden)
  • Schleimhautgeschwüre des Magens oder Darms (Magen- oder Darmulcera)
  • Cholezystitis, Cholangitis (Gallenblasen-, Gallengangsentzündung)
  • Blinddarmentzündung (Appendizitis)
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
  • Divertikulitis (entzündliche Aussackungen der Darmschleimhaut)
  • Hepatitis
  • Maligne Entartungen (Tumorleiden)
  • Lokale Durchblutungsstörungen, Thrombosen
  • Pylorusstenose (Verschluss des Magenausgangs)

Magen- und Darmschmerzen können jedoch auch sekundär bei folgenden Erkrankungen auftreten, bzw. mit diesen verwechselt werden:

  • Nierenleiden, sowie Erkrankungen der Harnleiter
  • Steinleiden (Gallen- oder Nierensteine)
  • Störungen der Milzfunktion, wie eine übermäßige Größenzunahme (Splenomegalie) oder einer Blutrückstauung
  • Regelschmerzen während der Menstruation (Dysmenorrhoe)
  • Eileiter- oder Peritonealhöhlenschwangerschaft (Ektope Schwangerschaft)
  • Ovarialzysten
  • Diabetes mellitus
  • Psychische Beschwerden wie Stress, Depression, Erschöpfungszustände und Angst

Der akute Herzinfarkt kann ebenfalls in den Bauchraum ausstrahlen. Bevorzugt betrifft dies Patienten mit einem sogenannten zwerchfellseitigen (diaphragmalen oder inferioren) Herzinfarkt.

Was Sie selbst tun können

Da der Verdauungsapparat als zentrales Multiorgansystem in der Körpermitte liegend an viele andere Körperfunktionen angeschlossen ist, kann es den menschlichen Organismus in vielerlei Hinsicht beeinflussen und steht umgekehrt auch unter vielen unterschiedlichen Einflüssen. Daher sind eine akut auftretende starke Schmerzsymptomatik oder länger andauernde Verdauungsbeschwerden immer Zeichen gestörter Körperfunktionen, deren Ursachen nicht zwangsläufig verdauungsassoziiert sein müssen. In der traditionellen chinesischen Medizin wird ein gesunder Darm als Basis für eine harmonische Gesamtkörperbalance gesehen, eine Störung signalisiert eine Dysbalance und sollte ärztlich abgeklärt werden.

Sollten Sie mehrfach erbrechen müssen oder liegt Blut im Stuhl sollten Sie dringend eine Arzt aufsuchen.

Hilfe durch den Spezialisten

Neben Internisten und Allgemeinmedizinern ist der Gastroenterologe, Facharzt für Magen- und Darmerkrankungen, Ansprechpartner für eine Abklärung Ihrer Beschwerden.

Was Sie bei Ihrem Arzt erwartet

Bevor Ihr Arzt mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann, wie stark und in welcher Veränderungen die Symptome bestehen und ob Sie eine genaue Lokalisation vornehmen können.
  • Treten die Schmerzen zu bestimmten Tageszeiten verstärkt oder handlungsassoziiert auf?
  • Bestehen anderweitige Symptome wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen oder Windverhalt, vermehrtes Schwitzen, Aufstoßen oder Sodbrennen, Hitze-, Kälte- oder Empfindlichkeit auf scharfe Speisen?
  • Wie schätzen Sie Ihren Kaffee-/Nikotin- und Alkoholgenuss ein? Wie sind Ihre Essgewohnheiten?
  • Haben Sie bereits schon einmal daran gelitten? Sind in Ihrer Familie derartige Vorkommnisse bekannt?
  • Bestehen derzeit akute oder chronische Erkrankungen (Infektionen, Diabetes mellitus, Erbkrankheiten, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)? Werden diese bereits therapiert?
  • Wie ist Ihre Stuhlfrequenz und -Beschaffenheit? Scheiden Sie Blut aus?
  • Leiden Sie unter bekannten Nahrungsmittelallergien?
  • Leiden Sie unter Stress?

Untersuchungen (Diagnostik)

Folgende Untersuchungen liefern Ihrem Arzt den Weg zu einer gezielten Differentialdiagnose:

  • Abdominelle Untersuchung durch Abtasten (Palpation) und Abhören der Verdauungsgeräusche mit Hilfe des Stethoskops (Auskultation)
  • Sonografie (Ultraschalluntersuchung) des Bauchraums
  • Der Enddarm kann von rektal aus mit dem Finger vorsichtig abgetastet werden´
  • Stuhlprobenentnahme
  • Röntgenuntersuchung
  • Blutentnahme zur gezielten mikrobiologischen Testung auf Infektionen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Helicobacter-Testung
  • Gastroskopie (Magenspiegelung)
  • Koloskopie (Darmspiegelung)
  • Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT)
  • Gezielte röntgenologische Darstellung der Gallen- und Bauchspeicheldrüsengänge (Endoskopisch retrograde Cholangiopancreatikografie, ERCP)

Behandlung (Therapie)

Die ursächliche Behandlung von Bauchkrämpfen richtet sich nach der zu Grunde liegenden Erkrankung. Vor allem bei länger andauernden, kolikartigen oder sehr starken Bauchkrämpfen ist es wichtig, die Ursache der Beschwerden herauszufinden. Reichen bei einer „einfachen“ Verstopfung oftmals abführende Maßnahmen aus, so können bei bestimmten Darminfekten Antibiotika notwendig sein. Bei Gallensteinen oder Darmtumoren als Ursache der Bauchkrämpfe ist eine Operation oft die geeignete Therapie.

Medikamentös können bei starken Bauchkrämpfen sogenannte Spasmolytika helfen. Dies sind krampflösende Arzneimittel wie Butylscopolamin, sowie die Darmmuskulatur relaxierende Medikamente wie Mebeverin.

Auch stehen die Motorik aktivierende Medikamente wie Neostigmin zur Verfügung.

Sogenannte „Phytotherapeutika“ (pflanzliche Mittel wie Pfefferminze, Kümmel, Kamille, Fenchel oder Anis) können eine sanfte Alternative darstellen.

Infekte werden je nach Genese behandelt:

  • Antibiotika bei bakterieller Infektion
  • Antimykotika (bei Pilzbefall)
  • Virustatika (bei Virusinfekten)

Zusätzlich gibt es eine Reihe von protektiv wirksamen Substanzen, die nach erfolgreicher Behandlung zur Schleimhautregeneration oder präventiv verabreicht werden können. Protonenpumpenblocker, wie beispielsweise Omeprazol kann eine übermäßige Säureproduktion im Magen verhindern.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Magen- oder Bauchkrämpfe sind in den meisten Fällen leidliche vorübergehende Symptome. Meist helfen schon etwas Ruhe und Entspannung, eine Wärmflasche sowie ein warmer, nicht zu sehr gesüßter Tee (Pfefferminz-, Kamillen-, Fenchel- oder Anistee). Schonen Sie währenddessen Ihren Verdauungstrakt: Verzichten Sie dazu auf schwere fettige Speisen, stark gesüßte oder viel Fruchtzucker enthaltende Nahrungsmittel, sowie Milchprodukte. Zu empfehlen sind beispielsweise Zwieback mit geriebenem Apfel, etwas Honig und ein paar Nüssen. Verzichten Sie unbedingt auf Kaffee, Zigaretten und Alkohol.

Ernähren Sie sich ansonsten stets ausgewogen mit viel frischem Obst und gedünstetem Gemüse. Zuviel Rohkost belastet die bakterielle Darmflora und kann zu Blähungen führen. Bissfest gegartes Gemüse enthält jedoch noch viele wichtige Vitamine und Spurenelemente, sowie Ballaststoffe. Kohlehydrate sollten Ihre Energiegrundlage liefern. Hier sättigt vor allem Vollkornbrot mit vielen Ballaststoffen lang anhaltend, da der Körper länger braucht, um die langen Stärkeketten in einzelne Zuckermoleküle (Glucose) aufzuspalten. Gesunde Fettsäuren (Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren) finden Sie in Fisch, kaltgepressten Ölen, Nüssen und Samen. Wichtig ist jedoch, dass Sie diese Öle nicht zu stark erhitzen, denn sonst wandeln sich die gesundheitsfördernden ungesättigten in gesättigte Fettsäuren (hauptsächlich enthalten in gehärteten Fetten, wie Butter und Margarine) um, die das Arterioskleroserisiko erhöhen und einen hohen Cholesterinspiegel begünstigen können.

Kombinieren Sie Ihre Eiweiße aus tierischen und pflanzlichen Eiweißen, beispielsweise Soja oder Mais mit Hühnerfleisch oder Fisch. Achten sie neben einer gesunden Ernährung auf eine tägliche Trinkmenge von mindestens zwei Litern Wasser.

Bewegung an der frischen Luft fördert zusätzlich die gesunde Darmperistaltik: Gestalten Sie Ihren Alltag aktiv! Nutzen Sie beispielsweise die Treppe statt den Aufzug oder verwenden Sie bei kleinen Erledigungen doch mal wieder das Fahrrad!

Prognose

Die Prognose ist abhängig von der ursächlichen Erkrankung. Bei akuten, nicht chronischen Prozessen wie Infektionen ist diese bei korrekter Therapie gut, ebenso bei stressbedingten Beschwerden.

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