Erektile Dysfunktion - Geschlechtsorgane Mann Anatomie - Erektionsstörung

Die erektile Dysfunktion oder Erektionsstörung zählt zu den sexuellen Funktionsstörungen und beschreibt eine verminderte Versteifungsfähigkeit des männlichen Gliedes.

Definition

Per definitionem spricht man von einer erektilen Funktionsstörung, wenn über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten eine Erektion in über 70% der Versuche nicht erzielt werden konnte. Das Krankheitsbild betrifft gehäuft Männer ab 40 – 50 Jahren.

Synonyme und artverwandte Begriffe

  • Abkürzung: ED
  • Erektionsstörung, Potenzstörung
  • Impotenzen:
    – Impotentia coeundi = allgemeines Unvermögen, den Beischlaf zu vollziehen, da das Glied nicht die notwendige Steife entwickelt
    – Impotentia generandi = Unvermögen zur Fortpflanzung
  • Sterilität = Zeugungsunfähigkeit

Englisch: Erectile dysfunction, impotence

Überblick

Die Erektionsfähigkeit basiert auf der speziellen Architektur des männlichen Gliedes und entsteht durch das komplexe Zusammenspiel der Blutgefäße, des Nervensystems, der Hormone und Muskeln. Sie stellt eine zum Coitus notwendige Formänderung des Penis’ dar. Grundlegend wird dabei der Blutzufluss gesteigert und der Abfluss in den Schwellkörpern (Corpora cavernosa penis) durch Kompression der venösen Abflussgefäße gedrosselt. Die Corpora cavernosa sind paarig angelegte, kavernenartige Hohlräume im Innern des Penisschafts, die auf Grund ihrer Füllungskapazität die Versteifung des männlichen Glieds hervorrufen können.
Induziert wird diese initiale Mehrdurchblutung durch nervale Signale über die parasympatischen Nn. erigentes (Nn. splanchnici pelvici), die eine Öffnung kleiner gewundener arterieller Gefäße (sogenannte Arteriae helincinae) und damit einen gesteigerten Blutfluss in die Schwellkörperkavernen bewirken. Parallel dazu kann der Musculus ischiocavernosus durch rhythmische Kontraktionen um die Arteria profunda penis, einer Hauptarterie des Penis’, zusätzliches Blut in die Schwellkörper pumpen.
Bei maximaler Füllung der Kavernen werden nun sowohl arterieller Zufluss als auch venöser Abfluss passiv komprimiert, das hinein geflossene Blut wird gestaut und der Penis verbleibt einige Zeit lang steif. Nach der Ejakulation oder bei Nachlassen der sexuellen Erregung kommt es vermutlich durch Ausschüttung der Hormone Oxytocin und Prolaktin zu einem gesteigerten venösen Abfluss aus den Schwellkörpern und damit zu einer Erschlaffung (Detumeszenz) des männlichen Gliedes.
Im Zuge der gestörten Erektionsausbildung können dabei alle beteiligten Komponenten des Vorgangs betroffen sein. Erektile Dysfunktionen treten entweder gelegentlich oder über einen begrenzten Zeitraum auf, können sich jedoch auch einem dauerhaften Verlust der Erektionsfähigkeit manifestieren.

Ursachen

Im Folgenden finden Sie eine Auflistung potenzieller Ursachen einer erektilen Dysfunktion:

  • Herz-Kreislauferkrankungen, wie Arteriosklerose, Koronare Herzkrankheit (KHK), Bluthochdruck (arterielle Hypertonie)
  • Diabetes mellitus
  • Gestörter Blutzufluss oder verminderte Stauungsfähigkeit in den Schwellkörpern
  • Mechanische Verletzungen an den Schwellkörpern an sich
  • Umbau der Bindegewebsarchitektur, beispielsweise als Folge eine Dauererektion (Priapismus)
  • Läsion der zur Erektion funktionell wichtigen Nervenbahnen (Nn. erigentes)
  • Nervale Schädigung im Bereich des Rückenmarks
  • Medikamenteneinnahme (β-Blocker, Antiepileptika, Antidepressiva)
  • Psychische Belastungssituationen, Stress, Burn-Out-Syndrom
  • Mangel an Testosteron (männliches Geschlechtshormon)
  • Genussmittel- und Drogenkonsum: Alkohol, Nikotin, Kaffee, Drogen

Was Sie selbst tun können

Erektile Dysfunktion - Impotenz - Paar Probleme - Stress

Konsultieren Sie Ihren Arzt, wenn:

  • Sie an einer Grunderkrankung (Diabetes, Herzerkrankung, Bluthochdruck) leiden, die mit der erektilen Dysfunktion gehäuft vorkommen.
  • Sie an unklaren Symptomen leiden, die scheinbar nichts mit der erektilen Dysfunktion zu tun haben.
  • Die erektile Dysfunktion für Sie oder Ihren Partner störend ist.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Internisten, Endokrinologen
  • Urologen
  • Chirurgen

Was Sie bei Ihrem Arzt erwartet

Bevor Ihr Arzt mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann leiden Sie unter Erektionsproblemen? Litten Sie bereits schon einmal daran?
  • Konzentrieren sich Ihre Störungen auf bestimmte Phasen oder leiden Sie dauerhaft darunter? Gibt es womöglich auslösende Situationen?
  • Wie gestaltet sich Ihr Genussmittelkonsum?
  • Bestehen aktuelle Vorerkrankungen (bekannte Herz-Kreislauferkrankungen, Tumoren, Harnwegsinfekte) und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie derzeit Medikamente ein?
  • Leiden Sie unter bekannten Lebensmittelallergien.

Untersuchungen (Diagnostik)

Ausgehend von Ihrer in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der Arzt nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Blutentnahme, insbesondere mit Erstellen eines sogenannten Hormonprofils (Hormonstatus)
  • Ultraschall (Sonografie) der Schwellkörper und Geschlechtsdrüsen

Daneben stehen folgende differenzialdiagnostisch-invasive Anwendungen zur speziellen Untersuchung des Gefäßzustandes in den Schwellkörpern zur Verfügung. Über die Vorgehensweise der einzelnen Untersuchungsmethoden kann Sie Ihr Arzt genau aufklären:

  • Schwellkörperinjektionstestung (SKIT)
  • Penile sympathische Hautantwort (PSH)
  • Pharmakokavernosometrie und -graphie (PKMG)
  • Nächtliche penile Tumeszenz- und Rigiditätsmessung (NPTR-Messung)
  • Corpus-Cavernosum-Elektromyogramm (CC-EMG)
  • Pharmakophalloarteriographie (PPAG)
  • Pharmakokavernosometrie und -graphie (PKMG)

Behandlungen (Therapie)

Medikamentös kann Ihr Arzt Ihre Erektionsfähigkeit anhand der hochpotenten Wirkstoffe Sildenafil, Vardenafil oder Tadalafil, sogenannte „PDE-5-Hemmer“ (Phosphodiesterase-5-Hemmer), bekannt auch unter dem Handelsnamen „Viagra“, „Levitra“, „Cialis“ unterstützen. Die Erfolgsquote ist gut und beträgt ca. 80%. In ausgeprägteren Fällen kann ergänzend eine Penispumpe angewandt werden, die über die Erzeugung eines Vakuums die Durchblutung der Schwellkörper steigert.

Neben der pharmakologischen Therapie erscheint in diesem Zusammenhang jedoch die begleitende psychologische Unterstützung viel wichtiger, da betroffene Männer häufig unter einer gestörten Selbstwahrnehmung und einem männlichen Rollenverständnis leiden. Da diese Vorgänge zum Teil nicht klar bewusst ablaufen und erfasst werden, kann eine Sexualtherapie mit dem Partner hilfreich sein.

Bestimmte Gefäßläsionen der Schwellkörper oder zuführenden Blutgefäßen lassen sich durch kleine Eingriffe operativ beheben.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Folgende Tipps können Ihnen helfen, auch mit zunehmendem Alter Ihre Erektionsfähigkeit zu erhalten, um lange ein gesundes und harmonisches Sexualleben zu führen. Grundlegend dafür ist ein allgemein gesunder und umsichtiger Lebensstil:

  • Gestalten Sie Ihren Alltag aktiv und betätigen Sie sich regelmäßig körperlich. Dies hält den Kreislauf in Schwung, beugt Arteriosklerose und Übergewicht vor und sorgt für eine gesunde und fitte allgemeine körperliche Grundkonstitution.
  • Ernähren Sie sich abwechslungsreich mit vitamin- und ballaststoffreichen Lebensmitteln. Vermeiden Sie fettige und stark zuckerhaltige Nahrungsmittel.
  • Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum und geben Sie das Rauchen auf.
  • Bauen Sie ein eventuell vorhandenes Übergewicht ab.
  • Sorgen Sie vor allem aber für stressfreie Momente der Entspannung in Ihrem Alltag.
  • Gestalten Sie Ihre Beziehung lebendig. Bei partnerschaftlichen Problemen sollten Sie versuchen, die Ursache zu ergründen und mit dem Partner gemeinsam einen Weg zu finden, Probleme zu lösen, um sich als Paar weiter zu entwickeln und gemeinsam an Ihrer Beziehung zu arbeiten.

Vorbeugend bietet Ihr Arzt Ihnen zudem ein regelmäßigen Routine-Check-up an, im Zuge dessen er Sie körperlich untersucht und eine Blutanalyse vornimmt.

Prognose

Die Erfolgsaussichten einer Behandlung hängen von den Ursachen ab. Liegt eine Grunderkrankung vor, so kann mit einer ausreichenden Therapie der ursächlichen Erkrankung oft sogar eine Heilung werden. Die Heilungschancen sind umso größer, je früher die Hilfe eines Spezialisten durch den Betroffenen in Anspruch genommen wird. In nahezu allen Fällen ist es möglich, durch ein individuelles Konzept einen wirksamen Therapieplan für die Bedürfnisse des Patienten zu entwickeln.

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