Kompetenzzentrum für Diabetologie und Endokrinologie informiert: Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus)

Definition Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus)

Fachärzte für Endokrinologie unterscheiden bei der Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) zwischen:

  • Primärer Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus)
  • Sekundärer Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus)

Bei der Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) produzieren die Nebenschilddrüsen zu viel Hormon, das so genannte Parathormon. Dadurch steigt der Kalziumspiegel im Blut an, während über den Urin verstärkt Phosphat verloren geht. Kalzium und Phosphat sind wichtige Mineralien. Sie müssen in einer bestimmten Konzentration im Blut vorhanden sein, damit Nerven und Muskeln reibungslos funktionieren und die Knochen stabil bleiben.

Als Ursache einer Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) machen Endokrinologen verschiedene Faktoren aus. Die primäre Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) wird durch eine gutartige Zellwucherung des Drüsengewebes (Adenom) ausgelöst. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Endokrinologen stellen die Diagnose vor allem bei Frauen im Alter von 40 bis 60 Jahren.

Die sekundäre (renale) Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) wird durch andere Erkrankungen ausgelöst, meistens der Nieren. Betroffene klagen häufig über Knochen- und Gelenkschmerzen. Außerdem kommt es oft zu Knochenbrüchen.

Eine Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) bedeutet, dass die Nebenschilddrüsen auf Hochtouren arbeiten und vermehrt das Parathormon ausschütten.

Dadurch gelangt zu viel Kalzium aus den Knochen ins Blut. Das Skelett wird geschwächt, in Niere und Galle können sich Steine bilden. In schwerwiegenden Fällen droht sogar eine Verkalkung von Lunge, Niere und Magen. Dann kommt aus Sicht des Endokrinologen nur eine operative Entfernung der Nebenschilddrüsen infrage.

Menschen mit einer Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) sind schnell müde und klagen über Muskelschwäche und Depressionen. Häufig kommt es auch zu Entzündungen der Bauchspeicheldrüse. Sowohl bei der primären als auch bei der sekundären Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) ist oft auch der Verdauungstrakt betroffen. Durchfall, blutiger Stuhl, Gewichtsabnahme sowie eine Erweichung (Osteomalazie) und Abnahme (Osteopenie) der Knochensubstanz sind möglich.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Parathormonüberproduktion, Parathormonüberschuss
Englisch: hyperparathyroidism

Überblick

Die Nebenschilddrüse besteht aus vier einzelnen Drüsen

Wie der Name bereits sagt, liegen die Nebenschilddrüsen neben der Schilddrüse. Das Organ besteht in der Regel aus vier einzelnen Drüsen (Epithelkörperchen), die etwa die Größe einer Erbse haben. Für den Menschen sind sie lebenswichtig, weil sie ein Hormon, das so genannte Parathormon (PHT), produzieren. Dieses Hormon reguliert den Kalzium- und Phosphathaushalt.

Stellt der Endokrinologe eine Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) fest, wird zu viel Parathormon produziert. Der Facharzt für Endokrinologie kann das anhand erhöhter Parathormon-Werte im Blut feststellen.

Typische Beschwerden bei einer Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) sind zum Beispiel:

  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Knochen- und Gelenkschmerzen
  • Muskelschwäche
  • Gewichtsabnahme
  • Depressionen

Auch wenn keine Symptome vorliegen, sollte eine Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) unbedingt vom Facharzt für Endokrinologie behandelt werden. Denn Spätschäden lassen sich häufig nicht mehr rückgängig machen. Zu den Spätschäden der Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) zählen Endokrinologen Organschäden, Gefäß- und Nierenverkalkung oder Schädigungen der Knochen.

Ursachen der Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus)

Bei der primären oder autonomen Schilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) ist meistens eine gutartige Zellwucherung des Drüsengewebes (Adenom) für die Überfunktion verantwortlich, denn der Tumor produziert auch Parathormon, so dass der Hormonspiegel stark ansteigt. Endokrinologen stellen bei etwa 75 % der Betroffenen eine Vergrößerung in einem der vier Epithelkörperchen fest, gelegentlich können auch zwei oder alle vier betroffen sein. Daneben kann die sehr seltene Erbkrankheit MEN-Syndrom (multiple endokrine Neoplasie) der Grund für eine primäre Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) sein.

Die sekundäre oder regulative Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) entsteht durch eine andere Erkrankung und durch einen ständigen Kalziummangel im Blut. Darauf reagieren die Nebenschilddrüsen, indem sie die Produktion des Parathormons steigern. Der Grund für diese Form der Erkrankung kann ein chronisches Nierenversagen sein, bei dem der Phosphatspiegel im Blut steigt, während der Kalziumgehalt sinkt. Endokrinologen stellen eine sekundäre Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) z.B. bei Patienten fest, bei denen die Dialyse (Blutwäsche) nicht richtig funktioniert.

Bei der so genannten intestinalen sekundären Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) ist der Körper nicht in der Lage aus der Nahrung genug Kalzium aufnehmen. Ursachen können Erkrankungen des Verdauungsapparates sein, z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Cholestase, Zöliakie oder Morbus Whipple, die zu einem niedrigen Kalziumspiegel im Blut führen (Hypokalzämie).

Was Sie bei einer Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) selbst tun können

Patienten mit einer Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) sollten viel trinken und ausreichend Vitamin D zu sich nehmen. Denn Vitamin D stellt zusammen mit dem Parathormon, das von den Nebenschilddrüsen gebildet wird, die Menge an Kalzium und Phosphat im Blut ein.

Nach einem operativen Eingriff durch den Facharzt für Endokrinologie und der Entfernung einer oder aller vier Drüsen sind Nachkontrollen äußerst wichtig. Betroffene sollten regelmäßig ihre Blutwerte vom Endokrinologen überprüfen lassen.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Endokrinologen
  • Chirurgen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Endokrinologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Endokrinologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Endokrinologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Endokrinologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Endokrinologen

Der Endokrinologe führt Blutuntersuchungen durch

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Endokrinologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Blutuntersuchung
  • Bestimmung des Parathormonspiegels im Blut
  • Szintigramm
  • Computertomografie
  • Nierenfunktionsprüfung
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie)

Behandlungen (Therapie)

Die Behandlung (Therapie) der Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) richtet sich danach, um welche Form der Erkrankung es sich handelt. Das Ziel ist, den Kalziumspiegel im Blut wieder zu normalisieren.

Hat der Facharzt für Endokrinologie eine primäre Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) festgestellt, wird die Zellwucherung (Adenom) operativ entfernt. Meistens ist nur eine Drüse vergrößert. Anschließend kann eine medikamentöse Behandlung (Therapie) notwendig sein, um den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt des Patienten wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Der Abbau der Knochen kann durch die Gabe von Calcitonin, Bisphosphonaten sowie Glukokortikoide gehemmt werden.

Bei der sekundären Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) oder bei Vorliegen einer genetischen Erkrankung (multiple endokrine Neoplasie) wird der Facharzt für Endokrinologie alle vier Drüsen operativ entfernen. Die Operation erfordert einen hohen technischen Aufwand, gilt aber als äußerst sicher.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Bisher sind keine Maßnahmen bekannt, um einer Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) vorzubeugen. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Sie tun dem Körper gut und stärken Muskeln und Knochen.

Prognose

Hat der Endokrinologe nur eine Drüse entfernt, ist eine Nachbehandlung erforderlich. Sind alle vier Drüsen (Epithelkörperchen) entfernt worden, führt das bei über 95% der Patienten zu einer Heilung. Liegen keine anderen Erkrankungen vor, wie z.B. eine Niereninsuffizienz, verschwinden die Beschwerden in der Regel nach der Operation.

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