Ansprechpartner
- Dr. med. Horst Loch, Facharzt (Chirurgie, Schwerpunkt Proktologie),
- Dr. med. Daniel Patzak, Facharzt (Chirurgie, Viszeralchirurgie, Schwerpunkt Proktologie),
- Katharina Wiechmann, Fachärztin (Chirurgie, Viszeralchirurgie, Schwerpunkt Proktologie),
- Dr. med Ruo-Xi Yu, Fachärztin (Dermatologie und Venerologie).
Die Proktologie beschäftigt sich mit Erkrankungen des Dickdarms (Kolon), des Enddarms (Rektum) und des Anus. Häufige Erkrankungen in diesem Fachgebiet sind Hämorrhoiden, Fissuren, Hautfalten, Condylomata, anale Inkontinenz und Beckenbodenschwäche. Diese Erkrankungen verursachen Juckreiz, Blut im Stuhl und Verunreinigung der Unterwäsche. Der Proktologe oder Koloproktologe arbeitet eng mit dem Gastroenterologen, dem Urologen, dem Gynäkologen und Dermatologen zusammen.
Allgemeine Informationen
Krankheit: Hämorrhoiden
Synonym: Enddarmkrampfadern
Definition
Erweiterungen (Ektasien) und/oder knotenförmige (Veränderungen) der Venen am Darmausgang (After, Anus). Die Venen liegen unter der Schleimhaut des Enddarmes und sorgen als Polsterkissen oder Schwellkörper (Plexus hämorrhoidalis), zusammen mit dem Schließmuskel für eine vollständige Abdichtung des Darmes nach außen.
Überblick, Ursache und Risikofaktoren
Hämorrhoiden sind häufig. Experten schätzen, dass in Europa 50% aller Menschen irgendwann im Laufe ihres Lebens an Beschwerden leiden, die durch Hämorrhoiden verursacht werden. Hämorrhoiden treten in der Regel erst ab dem 30. Lebensjahr auf.
Ursachen für Hämorrhoiden können sein:
- Verstopfung
- Starkes Pressen beim Stuhlgang
- Schwangerschaft
- Sitzende Tätigkeit
- Übergewicht
Risikofaktoren für Hämorrhoiden können sein:
- Vererbung (in einigen Familien sind Venenerkrankungen aufgrund einer Bindegewebeschwäche gehäuft)
- Alter (die Häufigkeit von Hämorrhoiden nimmt im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses zu)
Die Hämorrhoiden lassen sich in 4 Schweregrade einteilen:
- Grad 1: Kleine Knoten oberhalb des Schließmuskels im Körperinnern
- Grad 2: Die Knoten treten beim Stuhlgang nach außen und ziehen sich spontan zurück
- Grad 3: Die Knoten können nach dem Stuhlgang beim Reinigen des Anus zurück gestoßen werden.
- Grad 4: Die Knoten lassen sich nicht mehr reponieren (zurückstoßen). Es kann zusätzlich zu einem sogenannten Analprolaps kommen. Beim Analprolaps stülpt sich auch Schleimhaut des Darmes nach außen.
Symptome
Die Symptome sind abhängig vom Stadium. Oft überschneiden sich diese auch.
- Grad 1: Die Erkrankung wird durch gelegentliches Auftreten von hellrotem Blut auf dem Stuhl oder Toilettenpapier bemerkt. Schmerzen bestehen in der Regel nicht.
- Grad 2: Hier bestehen die Symptome des Stadium 1 sowie oftmals das Gefühl einer Vollheit und/oder unvollständigen Stuhlentleerung, Stechen, Brennen und Jucken im Bereich des Afters.
- Grad 3/4: Hier bestehen die Symptome des Stadiums 2 sowie Absonderung von Schleim, der zur Verunreinigung der Unterwäsche führt. Oft besteht das Gefühl der Vollheit im Sinne eines Fremdkörpergefühls permanent. Starke Blutungen können auftreten. In diesem Stadium können Hämorrhoidalknoten plötzlich thrombosieren, d.h. es setzt sich ein Blutgerinnsel im Knoten fest. Die Schmerzen sind stark und treten plötzlich auf. In der Regel dauert das akute Stadium 2-3 Tage. Danach verschwinden die Schmerzen schrittweise innerhalb von 1-2 Wochen. Übrig bleibt in der Regel eine Hautfalte (Mariske). Der After kann nach dem Stuhlgang dann schwieriger komplett zu reinigen sein.
Prävention
Die beste Vorbeugung (Prävention) ist die Stuhlregulation. Ein normaler Stuhl ist weich und geformt und kann ohne übermäßiges Pressen abgesetzt werden. Der Gang zur Toilette sollte wenn immer möglich nicht unterdrückt werden. Eine faserreiche Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und viel Bewegung (Sport) sind ebenfalls zu empfehlen. Manchmal reichen diese Maßnahmen alleine nicht. Hier muss mit dem Arzt ein Konzept mit Stuhlweichmachern, die auch bei langer Anwendung für den Darm nicht schädlich sind, ausgearbeitet werden.
Diagnostik
Der Arzt stellt die Diagnose aufgrund der geschilderten Symptome und der Untersuchung des Patienten. Insbesondere müssen andere Ursachen ausgeschlossen werden. Bei Blutungen muss der Arzt auch einen Tumor des Dick- oder Mastdarms ausschließen (kolorektales Karzinom). Deshalb erfolgt eine eingehende körperliche Untersuchung mit einer Spiegelung des Analkanals und des Mastdarms. Diese Untersuchungen sind für den Patienten nicht belastend. Oft kann bei der Untersuchung auch gerade eine Therapie durchgeführt werden (s. unten). Manchmal ist auch eine Koloskopie notwendig, um eine höher liegende Blutungsquelle bedingt durch einen Dickdarmtumor auszuschließen. Diese wird in der Regel in einer leichten Narkose durchgeführt, so dass der Patient die Untersuchung nicht bemerkt.
Behandlung – Therapie
Die Therapie ist abhängig von den Symptomen und Befunden und umfasst:
- Einnahme von nicht schädlichen Stuhlweichmachern
- Salben, Cremes und Suppositorien (Zäpfchen)
- Ligaturtherapie (Banding). Dabei stülpt der Arzt ein Gummiband um die Wurzel des Hämorrhoidalknotens und unterbricht damit die Blutzufuhr. Der Knoten stirbt ab und wird mit dem Stuhl nach ein paar Tagen abgestoßen. Da die Darmschleimhaut nicht schmerzempfindlich ist, ist diese Prozedur in der Regel nicht schmerzhaft und wird deshalb ambulant durchgeführt.
- Sklerotherapie: Hierbei verödet der Arzt mit Medikamenten die Hämorrhoidalknoten ähnlich wie bei den Krampfadern am Bein. Da die Darmschleimhaut nicht schmerzempfindlich ist, ist diese Prozedur in der Regel nicht schmerzhaft und wird deshalb ambulant durchgeführt.
- Diathermie: Hierbei verödet der Arzt mit Hitze (Diathermie) die Hämorrhoidalknoten ähnlich wie bei den Krampfadern am Bein. Da die Darmschleimhaut nicht schmerzempfindlich ist, ist diese Prozedur in der Regel nicht schmerzhaft und wird deshalb ambulant durchgeführt.
- Hämorrhoidektomie: Ein Ausschneiden der Hämorrhoidalknoten (Hämorrhoidektomie) ist v.a. bei Grad 3 und 4 Erkrankungen angezeigt. Dies wird in einer kurzen Vollnarkose unter stationären Bedingungen durchgeführt. Der Klinikaufenthalt beträgt in der Regel 2-5 Tage.
- Staplertechnik: Mit einem Nahtklammergerät (Stapler) wird ein kreisförmiges Stück des Enddarms entfernt. Diese Methode ist v.a. bei Grad 3 und 4 Erkrankungen angezeigt. Dies wird in einer kurzen Vollnarkose unter stationären Bedingungen durchgeführt. Der Klinikaufenthalt beträgt in der Regel 2-5 Tage.
- Hämorrhoidalarterienligatur: Hierbei wird in einer kleinen Operation die Blutzufuhr zu den Hämorrhoidalknoten unterbunden (ligiert). Dies wird in einer kurzen Vollnarkose unter stationären Bedingungen durchgeführt. Der Klinikaufenthalt beträgt in der Regel 2-5 Tage. Die Methode wird zunehmend populärer, weil diese mit außergewöhnlich geringen Beschwerden verbunden ist.
Prognose
Hämorrhoiden lassen sich in der Regel auch in fortgeschrittenen Stadien erfolgreich behandeln. Hämorrhoiden können wiederkehren (Rezidiv). Dies ist allerdings bei sachgerechter Therapie und Vorbeugung selten.
Komplikationen
- Massive Blutungen
- Analabszess
- Analfistelbildung
- Analekzem
Kontaktieren Sie einen Arzt, wenn
- Sie Blutbeimengungen im Stuhl feststellen.
- Sie an chronischer Verstopfung leiden.
- Ein Stechen, Brennen und Jucken im Bereich des Afters verspüren.
- Sie wiederholt Schmerzen beim Stuhlgang haben.
- Sie das Gefühl einer Vollheit und/oder unvollständigen Stuhlentleerung haben.
Fachbegriffe: Stuhlgang, Blut im Stuhl, Schmerzen im Unterleib, Verstopfung, Obstipation
Mehr Information zu diesem Thema finden Sie auch unter Krankheiten und Symptome.