Juckreiz

Juckreiz bezeichnet das leicht kitzelige Gefühl bis unangenehm lästige und drängende Bedürfnis, sich zu kratzen. Meist akut kurzzeitig auftretend verschwindet er auch schnell wieder.

Definition

Man spricht von chronischem Juckreiz, wenn Betroffene länger als 6 Wochen an ähnlicher Symptomatik leiden. Chronifiziertes Jucken ist nur schwer therapierbar und stellt eine bedeutende körperliche und seelische Belastung für die Patienten dar.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Englisch: Itching, pruritus

Überblick

Das Symptom des Juckreizes lässt sich primär in sogenannten „Pruritus cum materia“ und den „Pruritus sin materia“ einteilen. Ersterer wird definiert als Begleitsymptom von Erkrankungen der Haut an dieser Stelle, Pruritus sin materia hingegen beschreibt Juckreiz als Erscheinung bei nicht direkt assoziierter Erkrankung der Haut, sondern als Symptom systemischer Veränderungen. Dies kann die Organe, beispielsweise Leber oder Nieren, selbst betreffen und an unspezifischen Stellen oberflächlichen Juckreiz auslösen. Eine neuropathische Ursache durch Schädigung von Nervenfasern in der Haut ist ebenfalls möglich. Detaillierte ursächliche Krankheitsbilder hierzu finden Sie im Anschluss aufgelistet. In 50% der Fälle tritt Juckreiz jedoch spontan auf und kann auf keine definierte zu Grunde liegende Erkrankung zurückgeführt werden (idiopathischer Juckreiz). Der Pruritus senilis („Altersjuckreiz“) beruht auf der häufig altersbedingt zu trockenen Haut älterer Menschen.

Pathophysiologisch entsteht der Drang sich zu kratzen vermutlich durch die unterschwellige Reizung von Rezeptoren Schmerz leitender Nervenfasern in der Haut. Reicht der Reiz nicht aus, um als „schmerzhaft“ eingestuft zu werden, lautet das Signal ans Gehirn „es juckt“. Neuere Studien berücksichtigen jedoch zusätzliche Nervenfasern, die nicht für die Schmerzqualität zuständig sind, sondern auf chemische Noxen, wie beispielsweise überschießende Histaminausschüttung innerhalb des Hautmilieus reagieren. Histamin ist ein bekannter Botenstoff bei allergischen Erkrankungen und Mediator von entzündlichen Prozessen mit Aktivierung des Immunsystems.

Häufige, mit Juckreiz einhergehende oder durch das Kratzen verursachte Co-Symptome sind oberflächliche Hautverletzungen mit Verletzung der obersten Hautschicht (Erosionen), Rötung und Schwellung. Ebenfalls können Quaddelbildung, eitrig-nässende Sekretion, Schuppenbildung und Hautrisse bis hin zu systemischen Symptomatiken wie Luftnot, Angioödemen oder Herz-Kreislaufversagen im Zuge eines allergenen Schocks auftreten.

Ursachen

Die hauptsächlichen Faktoren, durch die Juckreiz entstehen kann, sind:

  • Allergien
  • Infektiöse bakterielle, virale oder mykotische (Pilze) Infektionen der Haut und Schleimhäute (Bakterien, Viren, Pilze)
  • Wurm- oder Parasitenbefall (Milben, Läuse, Flöhe)
  • Insektenstiche
  • Brennnesselkontakt
  • Ekzeme
  • Neurodermitis
  • Sonnenbrand oder Kälteexposition
  • Trockene Haut, Kopf- oder Haarschuppen
  • Schuppenflechte (Psoriasis)
  • Nesselsucht (Urtikaria)
  • Hämorrhoiden (Juckreiz am Anus)
  • Erkrankungen der Leber oder der Gallenwege
  • Einschränkung der Nierenfunktion
  • Diabetes mellitus
  • Schilddrüsenerkrankungen (Hypo-, Hyperthyreose, Hashimoto-Syndrom)
  • Tumoren
  • Wunden
  • Psychische Erkrankungen, häufig im Rahmen von Angst- und Zwangsstörungen

Was Sie selbst tun können

Konsultieren Sie Ihren Arzt, wenn Ihr Juckreiz so stark ist, dass Kratzen zu oberflächlichen Verletzungen der Haut führt oder Sie länger als 4-6 Wochen an Juckreiz leiden.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen.

Hierzu gehören:

  • Dermatologen
  • Allergologen
  • Internisten
  • Neurologen
  • Psychiater, Psychosomatiker

Was Sie bei Ihrem Arzt erwartet

Bevor Ihr Arzt mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann leiden Sie unter Juckreiz? Tritt er permanent auf oder gibt es begünstigende Faktoren/ Ereignisse?
  • Litten Sie bereits schon einmal daran?
  • Wie stark würden Sie Ihre Symptome klassifizieren? Können Sie sie näher beschreiben (stechend, brennend, kitzelnd oder schmerzhaft-kribbelnd) und lokalisieren?
  • Leiden Sie unter weiteren Symptomen?
  • Bestehen aktuelle Vorerkrankungen und werden diese therapiert?
  • Leiden Sie unter bekannten Lebensmittelallergien?
  • Nehmen Sie derzeit Medikamente ein?
  • Leiden Sie unter psychischen oder seelischen Beeinträchtigungen?

Untersuchungen (Diagnostik)

Ausgehend von Ihrer in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der Arzt nun zunächst folgende grundlegende Diagnostik anwenden:

  • Äußerliche Inspektion
  • Abstrichentnahme
  • Oberflächliche Gewebsprobenentnahme (Exzision)
  • Blutdiagnostik
  • Allergietestung

Bei Verdacht auf organische Ursachen wird Ihr Arzt auf spezifischere Untersuchungsmethoden zurückgreifen:

  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
  • Bildgebende Diagnostik (Röntgen, Computertomografie, Magnetresonanztomografie)
  • Lungenfunktionsdiagnostik bei allergischer Komponente

Behandlungen (Therapie)

Vordergründig sollte versucht werden, symptomatisch den Juckreiz zu unterbinden, damit sich die Haut regenerieren kann und der Patient Erleichterung verspürt. Sekundär und essentiell steht jedoch die ursächliche Erkrankung im Fokus der Therapie, denn nur wenn diese behoben wird, verschwindet auch das Symptom des Juckreizes.

Hierzu stehen Ihrem Arzt folgende Behandlungsansätze zur Verfügung:

  • Salben, Cremes und Bäder mit Gerbstoffen, Harnstoff, Zink oder Teer wirken juckreizlindernd, sowie beruhigend bei Hautirritationen und fördern die Wundheilung.
  • Lokal betäubende Medikamente (Polidocanol, Lidocain) unterbinden das Empfindungsvermögen in diesem Hautareal und sind ebenfalls äußerlich, als auch subkutan applizierbar.
  • Systemisch wirkende Schmerzmedikation (Opioide)
  • Entzündungen und allergische Reaktionen lassen sich gut mit antientzündlichen, Glukokortikoide (beispielsweise Cortison) enthaltenden Pharmaka in Form von Cremes oder Tabletten behandeln.
  • H1-Antihistaminika (beispielsweise Clemastin, Dimetinden, Loratadin) wirken hochpotent juckreizunterbindend. Eine mögliche Nebenwirkung besteht jedoch in einem allgemeinen Müdigkeitsempfinden, sodass die Verkehrstüchtigkeit eingeschränkt sein kann.
  • Bakterielle, virale oder Pilzinfektionen (systemisch und lokal) sind gut anhand von erregerspezifischen Antibiotika, Virustatika oder Antimykotika therapierbar.
  • Gegen allergische Hautirritationen im Rahmen von Insektenstichen, Läusen, Flöhen oder Milben stehen ebenfalls gut wirksame Medikamente zur Verfügung
  • Gegebenenfalls kann eine antiallergische Hyposensibilisierungstherapie in Betracht gezogen werden.

Vorbeugung (Prävention)

Vermeiden Sie bei akut auftretendem Juckreiz das Kratzen. Auch, wenn dies die wahrscheinlich größte Herausforderung darstellt, denn Kratzen verschlimmert häufig die Symptomatik und durch Verletzung der oberflächlichen Hautschichten können pathogene Krankheitserreger und Schmutzpartikel, die sich beispielsweise unter den Fingernägeln sammeln, schnell eindringen und eine Entzündung verursachen.

Möglich ist ebenfalls das Auftreten von sogenannten „Juckreizknötchen“ oder einer Juckreizflechte (Prurigo nodularis oder Lichen simplex), die dann selbst immer weiter Juckreiz produzieren. Dadurch entsteht eine Art Teufelskreis aus Jucken und Kratzen. Einfaches Kühlen der juckenden Partien oder ablenkende Betätigung erzeugt häufig schnelle Linderung der Symptomatik. Leiten Sie gegebenenfalls den natürlichen Kratzreflex um und kratzen Sie beispielsweise an einem Kissen.

Vermeiden Sie bestenfalls konsequent parfümierte Hygieneartikel, Weichspüler sowie nicht atmungsaktive Bettwäsche und Kleidungsstücke. Sie stören das gesunde, leicht saure Milieu der natürlichen Hautflora und können Überempfindlichkeitsreaktionen mit Juckreiz induzieren. Achten Sie zusätzlich auf eine ausreichende Rückfettung der Haut mit Cremes. Zur Nacht können Sie ebenfalls kühlende Sprays anwenden.

Bei bekannter oder neu diagnostizierter Allergie sollten Sie unbedingt darauf achten, jeglichen Kontakt mit den für Sie identifizierten allergenen Faktoren zu meiden.

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