Der sogenannte hellrote „Blutstuhl“ (Hämatochezie) ist Ausdruck einer Blutung der Darmschleimhaut in das Lumen des Darmkanals, die zu einer Ausscheidung deutlich sichtbarer roter Blutspuren mit dem Kot führt.

Definition

Im Gegensatz zum „Teerstuhl“ (Meläna), bei dem altes, bereits geronnenes und daher dunkelrot bis schwarz erscheinendes Blut ausgeschieden wird, ist für den akuten roten Blutstuhl charakteristisch, dass es sich um frisches Blut handelt.

Synonyme und artverwandte Begriffe

  • Analblutung, Rektalblutung, Hämatochezie, Meläna

Englisch: Blood in faeces, anal bleeding, rectal bleeding, haematochezia, melena

Überblick

Die Schleimhaut des gesamten Magen-Darm-Trakts ist aufgrund ihrer Funktion der direkten Nährstoffaufnahme in die Blutbahn von einem äußerst dichten Kapillarnetz durchzogen, dessen feine Verästelungen bis dicht unter die Schleimhautoberfläche reichen. Diese architektonisch-funktionelle Besonderheit macht sie jedoch äußerst anfällig für Verletzungen jeglicher Art. Kleinere Schleimhautverletzungen treten häufig auf und werden meist durch festere Komponenten in unserer Nahrung hervorgerufen. Da die Magen-Darm-Schleimhaut ebenfalls eine schnelle Regenerationsfähigkeit aufweist, bleiben diese kleinen Blutaustritte meist unbemerkt.

Erst etwas größere Blutverluste sind durch Spuren blutig-schleimiger Beimengungen mit dem Kot sichtbar. Dabei liegt die Blutung normalerweise in den unteren Abschnitten des Verdauungstrakts, bestehend aus den terminalen Abschnitten des Dickdarms (Colon descendens), dem sich anschließenden s-förmigen Sigmoid sowie dem Enddarm (Rektum) und dem Analkanal. Da das Blut bei einer höher gelegenen Blutung, wie beispielsweise bei einer Magen- oder Dünndarmblutung, bereits in geronnener Form, sichtbar anhand schwarz gefärbten Kots oder durch krümelige, dunkelrot-schwarze Auflagerungen, ausgeschieden wird, sind diese Lokalisationen eher atypisch für frische Blutspuren im Stuhl und nur als Frischblut sichtbar, wenn es sich um einen großen Blutverlust handelt.

Definitionsgemäß sind obere GI-Blutungen oberhalb des sogenannten „Treitz’schen Bands“ (Ligamentum suspensorium duodeni) lokalisiert. Diese anatomische Struktur stellt eine Art Aufhängung für den Zwölffingerdarm (Duodenum) am Übergang in den Leerdarm (Jejunum) dar. Distal davon auftretende Blutungen zählen zu den unteren gastrointestinalen Blutungen.

Im Zuge akut-symptomatischer Blutverluste leiden Betroffene zudem meistens unter den klassischen Symptomen, die im Zusammenhang mit Magen-Darm-Erkrankungen häufig auftreten.

Hierzu gehören:

  • Schmerzen
  • Durchfall oder Verstopfung
  • Blähungen
  • Erbrechen
  • Allgemeines Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, Müdigkeit
  • Schweißausbrüche, Fieber
  • differentialdiagnostisch zu einer Blutung im oberen GI-Trakt gehörig: Erbrechen von Blut (Hämatemesis)

Darüber hinaus jedoch sind chronische Blutungen nicht selten, sie verbleiben allerdings meist unbemerkt. Betroffene entwickeln dabei häufig eine chronische leichte Blutarmut (subakute Anämie) und fühlen sich oftmals schlapp, müde und leiden unter kalten Händen und Füßen sowie einer vermehrten Anfälligkeit für Kopfschmerzen.

Ursachen

Folgende Verletzungen oder Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts können sich durch frischen Blutabgang mit dem Stuhl darstellen:

  • Hämorrhoiden
  • Analfissuren (Einrisse im Afterbereich), Analfisteln, Analabszesse
  • Polypenbildung (kleine Wucherungen der Darmschleimhaut)
  • Akute Divertikulitis (Entzündung kleiner Ausstülpungen der Schleimhaut, sogenannten Divertikeln)
  • Allgemeine Infektionen und Entzündungen des Darms (Kolitis)
  • Ischämische Enterokolitis (Entzündung des Dickdarms mit Unterbrechung der Blutzufuhr)
  • Pseudomembranöse Kolitis (Entzündung der Darmschleimhaut in Folge einer Antibiotikatherapie)
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
  • Invaginationen der Darmschleimhaut
  • Meckel-Divertikel (nicht rückgebildeter Rest des embryonalen Dottergangs (Ductus omphaloentericus) in Form einer Ausstülpung des Dünndarms)
  • Dickdarm- oder Enddarmkrebs (Kolon- oder Rektumkarzinom)
  • Magen- oder Dünndarmgeschwüre (Ulcera)
  • Erosionen der Magen- und Darmschleimhaut
  • Ösophagus- und Varizenblutungen mit anderen Lokalisationen, z. B. im Magenfundus
  • Mallory-Weiss-Blutung (Einrisse der Speiseröhrenschleimhaut)
  • Enterohämorrhagische Escherichia coli Infektion (EHEC)
  • Cholera (Brechdurchfall)
  • Shigelleninfektion (Shigellenruhr)
  • Infektion mit dem Milzbranderreger
  • Bei Einnahme blutverdünnender Medikation
  • Mangelnde Analhygiene mit begleitendem Juckreiz (Pruritus)

Was Sie selbst tun können

Kontaktieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie beim Toilettengang frische Blutauflagerungen, als auch eine deutlichere Dunkelfärbung des Kots bemerken, oder Blutspuren in Ihrer Unterwäsche vorfinden. Akute, großflächige Blutungen können einen ärztlichen Notfall darstellen – zögern Sie daher nicht und alarmieren Sie bei einer deutlichen Blutmenge den Notarzt unter 112.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen.

Hierzu gehören:

  • Internist
  • Gastroenterologe
  • Proktologe
  • Chirurg

Was Sie bei Ihrem Arzt erwartet

Bevor Ihr Arzt mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann können Sie Blutabgang über den Stuhl feststellen?
  • Hat sich die Farbe oder die Menge im Verlauf geändert?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen, wie beispielsweise Durchfall, Verstopfung, Erbrechen, Schmerzen, Blähungen oder ähnlichem?
  • Litten Sie bereits schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie derzeit Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Nahrungsmittelallergien bekannt?

Untersuchungen (Diagnostik)

Ausgehend von Ihrer in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der Arzt nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Manuelle digital-rektale Untersuchung
  • Blutentnahme
  • Stuhluntersuchung
  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
  • Dickdarm- und Rektumspiegelung (Koloskopie, Rektoskopie)
  • Magen-Darmspiegelung über die Speiseröhre (Ösophagogastroduodenoskopie, ÖGD)
  • Kontrastmittel-Computertomografie
  • Darstellung der hauptversorgenden Blutgefäße des Darms (Angiografie)

Behandlungen (Therapie)

Da eine gastrointestinale Blutung auf Grund der schweren Zugänglichkeit zur visuellen Begutachtung eine nicht direkt einschätzbare Gefahr für den Betroffenen darstellt, sollte eine blutstillende Behandlung möglichst zügig erfolgen. Hier bietet die chirurgische Intervention einen schnellen und erfolgreichen Ansatz.

Folgende chirurgische oder endoskopische Verfahren können Magen-Darm-Blutungen unterschiedlicher Ursachen schnell und effektiv stoppen:

  • Aufsetzen eines Clips („Clipping“) auf die blutende Stelle
  • Laserkoagulation (erzielt eine Blutgerinnung durch hohe Temperaturen)
  • Verödung (Sklerosierung) von Krampfadern (Varizen) bei Varizen der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) oder bei Hämorrhoiden
  • Abbinden der Blutung (Ligatur)
  • Tamponade, Ballontamponade

Medikamentös können die Wirkstoffe Terlipressin oder Sandostatin anhand ihrer initial gefäßverengenden Wirkung die Blutzufuhr vermindern und dadurch unterstützend bei Blutungen im oberen GI-Trakt eingesetzt werden.

Grundsätzlich wird Ihr Arzt ebenfalls die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung in Angriff nehmen. Die Behandlung dieser geschieht im Anschluss an die notwendige weiterführende Differentialdiagnostik.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Um Verletzungen und anderen krankhaften Prozessen des Darms vorzubeugen, sollten Sie auf eine stets gesunde Darmfunktion achten. Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer abwechslungsreichen, gesunden, ballaststoff- und vitaminreichen Kost. Insbesondere die sogenannten „Ballaststoffe“, unverdauliche Pflanzenbestandteile (Cellulose), regen sanft die Peristaltik des Darms an. Achten Sie zudem auf eine ausreichende Zerkleinerung und Einspeichelung der Nahrung, essen Sie langsam und kauen Sie gut. So erleichtern Sie die Nährstoffresorption, vermeiden Sie zuviel Rohkost, insbesondere am Abend. Diese ist schwer verdaulich, beeinträchtigt die Schlafqualität und kann zu unangenehmen Blähungen führen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens 1,5-2l pro Tag) beugt zusätzlich der Entstehung von Verstopfungen vor. Nebenher können Nahrungsmittel, wie beispielsweise Floh- oder Leinsamen durch Ihre flüssigkeitsbindenden Eigenschaften und hohen Ballaststoffgehalt den Stuhl weich halten und die Darmbewegung anregen.

Vermeiden Sie generell den übermäßigen Konsum von Genussmitteln wie Nikotin, Alkohol und Koffein und meiden Sie stark gewürzte, sehr scharfe, fettige oder säurehaltige Lebensmittel. Diese liegen häufig nicht nur unangenehm „schwer im Magen“ und machen träge und müde, sondern reizen häufig auch die Magen-Darmschleimhaut und begünstigen das Auftreten von Bauchschmerzen oder Sodbrennen.

Halten Sie Ihren Darm zusätzlich durch ausreichend Bewegung in Schwung. Der altbekannte „Verdauungsspaziergang“ ist durchaus sinnvoll, regt er doch die Darmmotilität effektiv an und hilft, schwere Speisen besser verdauen zu können.

Prognose

Meist sind die Blutverluste so gering und durch eine effektive Unterbindung der Blutung und weiterführenden Behandlung der Ursache oftmals ohne weitere Schäden für den Patienten schnell vorübergehend. Größere Blutverluste können zu einem lebensbedrohlichen Kreislaufversagen führen, insbesondere dann, wenn ein Blutabgang zusätzlich in die Bauchhöhle stattfindet.

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