Kompetenzzentrum für Urologie informiert: Nierenversagen, Niereninsuffizienz, akut

Definition Nierenversagen, Niereninsuffizienz, akut

Fachärzte für Urologie unterscheiden beim akuten Nierenversagen drei Stadien:

  • Stadium I: 1,5- bis 2-facher Kreatininwert
  • Stadium II: 2- bis 3-facher Kreatininwert
  • Stadium III: mehr als 3-facher Kreatininwert. Über die Hälfte der Patienten stirbt.

Bei einem akuten Nierenversagen ist die Funktion der Nieren plötzlich erheblich oder völlig eingeschränkt. Sie werden nicht mehr ausreichend durchblutet, und der Kreatininwert im Blut steigt an.

Kreatinin ist ein Abfallprodukt des Kreatins, das fast ausschließlich in den Skelettmuskeln vorkommt. Sie brauchen Kreatin als Energiespeicher für ihre Tätigkeit. Da es über die Nieren ausgeschieden wird, steigt der Wert, wenn die Funktion des paarig angelegten Organs nachlässt.

Meistens wird bei einer akuten Niereninsuffizienz auch weniger oder überhaupt kein Urin mehr produziert. Dadurch sammeln sich Giftstoffe im Körper an, die normalerweise über den Urin ausgeschieden werden. Es kommt zu erheblichen Wassereinlagerungen im Körper.

Wird das akute Nierenversagen nicht schnell von einem Urologen behandelt, kann der Tod eintreten. In vielen Fällen erholen sich die Nieren jedoch wieder, und es bleiben keine dauerhaften Schäden zurück.

Das akute Nierenversagen (akute Niereninsuffizienz) kann in ein chronisches übergehen. Es beginnt häufig mit unspezifischen Symptomen. Dazu gehören:

  • Schnelles Ermüden
  • Konzentrationsstörungen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Rückgang der ausgeschiedenen Urinmenge
  • Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), vor allem in den Beinen

Wasser, das von den kranken Nieren nicht mehr ausgeschieden wird, lagert sich auch in anderen Organen ein, z.B. der Lunge (Lungenödem). Betroffene klagen dann über Luftnot.

Bei einer akuten Niereninsuffizienz ist die Zusammensetzung der Blutsalze (Blutelektrolyte) verändert. Insbesondere der Kaliumwert steigt an. Das kann zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Schockniere
Englisch: acute kidney injury

Überblick

Die beiden Nieren sind unter anderem dafür zuständig, das Blut zu reinigen

Ein akutes Nierenversagen (akute Niereninsuffizienz) ist ein lebensbedrohlicher Zustand. Es tritt besonders häufig bei Intensivpatienten auf. Etwa jeder Zweite überlebt das Organversagen nicht.

Die beiden Nieren sind lebenswichtige Organe und erfüllen im menschlichen Organismus vielfältige Aufgaben. Insbesondere sind sie dafür zuständig, das Blut zu filtern, Urin zu produzieren und über den Harn bestimmte Abfallstoffe, die beim Stoffwechsel entstehen, auszuscheiden.

Über die Nieren wird auch der Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt reguliert. Außerdem produzieren sie Stoffe, die für die Blutbildung und den Knochenstoffwechsel wichtig sind. Lässt die Funktion der Nieren plötzlich nach, sprechen Urologen von einem akuten Nierenversagen oder einer akuten Niereninsuffizienz.

Es werden nun wesentlicher weniger oder überhaupt kein Urin, kein Wasser und keine Abfallprodukte mehr ausgeschieden. Wird die Behinderung des Harnflusses vom Facharzt für Urologie schnell behandelt und beseitigt, erholen sich die Nieren schon in kurzer Zeit wieder.

Wenn das akute Nierenversagen dagegen nicht behandelt wird, können die Nieren so stark geschädigt werden, dass die Betroffenen regelmäßig zur Blutwäsche (Dialyse) müssen, um das Blut von giftigen Stoffen zu reinigen.

Fachärzte für Urologie unterteilen die Erkrankung, je nachdem wo die Ursache liegt, in:

  • Prärenal (vor der Niere)
  • Renal (in der Niere)
  • Postrenal (nach der Niere)

Am häufigsten kommt die renale Form vor. Begünstigt wird sie durch andere Erkrankungen, etwa eine Verkalkung der Nierenarterien (Arteriosklerose).

Ursachen des akuten Nierenversagens, der akuten Niereninsuffizienz

Fachärzte für Urologie machen verschiedene Ursachen für ein akutes Nierenversagen (akute Niereninsuffizienz) aus.

Dazu zählen:

  • Verletzungen mit starken Blutungen
  • Verbrennungen
  • Schwere Infektionskrankheiten
  • Thrombosen
  • Blockaden der Harnwege
  • Komplikationen nach einer Operation
  • Andere Erkrankungen, z.B. Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Herzerkrankungen, Lungenembolien, Störungen des Immunsystems, Nieren- und Harnsteine
  • Medikamente

Was Sie bei akutem Nierenversagen, akuter Niereninsuffizienz selbst tun können?

Die Mitarbeit des Patienten ist nach einem akuten Nierenversagen (akuter Niereninsuffizienz) sehr wichtig. Suchen Sie regelmäßig Ihren Facharzt für Urologie auf. Außerdem wird eine eiweiß-, phosphat- und kaliumarme, aber kalziumreiche Diät empfohlen, damit sich die Nierenfunktion nicht verschlechtert.

Falls Sie Medikamente einnehmen, die nicht verschreibungspflichtig sind, aber über die Nieren ausgeschieden werden, sollten Sie darüber mit Ihrem Urologen sprechen.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Urologen
  • Nephrologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Urologie erwartet?

Bevor Ihr Urologe mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Urologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Urologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Urologen

Der Urologe ordnet eine Blutuntersuchung an

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Urologe nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Urinuntersuchung
  • Blutuntersuchung
  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
  • Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung
  • Gewebeprobe (Biopsie)
  • Nierenfunktionstests

Behandlungen (Therapie)

Die Behandlung (Therapie) eines akuten Nierenversagens erfolgt in einem Krankenhaus. Zunächst müssen die auslösenden Ursachen vom Facharzt für Urologie erkannt und behandelt werden. Der Blutkreislauf muss stabilisiert und die Funktion der Nieren schnell wiederhergestellt werden.

Harn- oder Nierensteine, die den Abfluss des Harns blockieren, werden vom Urologen operativ entfernt. Bei einer Nierenbeckenentzündung verordnet er Antibiotika. ACE-Hemmer und AT1-Blocker werden verabreicht, wenn Bluthochdruck der Auslöser war.

Außerdem sind harntreibende Medikamente (Diuretika) denkbar oder Präparate, die den Gehalt an Blutfetten senken (Lipidsenker) oder bei Blutarmut das fehlende Hormon Erythropoetin ersetzen.

War ein Medikament Auslöser der akuten Niereninsuffizienz, wird dieses sofort abgesetzt. Die Patienten müssen zudem genügend Flüssigkeit zu sich nehmen, die Konzentration der Elektrolyte (z.B. Kalium, Calcium, Natrium, Phosphat) wird regelmäßig kontrolliert.

Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, wird die Funktion der beiden Nieren mithilfe eines Nierenersatzverfahrens, einer Dialyse, aufrechterhalten. Ist das Nierengewebe bereits stark geschädigt, muss sich der Patient möglicherweise einer lebenslangen Dialyse unterziehen oder einer Nierentransplantation.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Medikamente, darunter frei verkäufliche Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac, können die Nieren schädigen und ein akutes Nierenversagen (akute Niereninsuffizienz) auslösen. Deshalb sollten Sie die Einnahme mit Ihrem Hausarzt oder Ihrem Urologen besprechen. Das ist besonders wichtig bei Patienten, bei denen bereits Nierenerkrankungen bestehen. Außerdem ist ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung, viel Bewegung und einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr empfehlenswert.

Prognose

Wird ein akutes Nierenversagen (akute Niereninsuffizienz) rechtzeitig vom Facharzt für Urologie behandelt und bestehen bei dem Patienten keine Vorerkrankungen, nehmen die Nieren ihre Funktion meist wieder auf. Allerdings besteht das Risiko, dass die Erkrankung chronisch wird und in einigen Jahren zum Tode führt.

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