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Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus)

Definition Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus)

Die Nebenschilddrüse besteht aus vier einzelnen Drüsen

Fachärzte für Endokrinologie sprechen von einer Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus), wenn die Nebenschilddrüse das Schilddrüsenhormon Parathormon (PHT) nicht ausreichend oder überhaupt nicht produziert.

Die Nebenschilddrüse liegt im vorderen Halsbereich direkt hinter der Schilddrüse und unterhalb des Kehlkopfes. Sie arbeitet unabhängig von der Schilddrüse und regelt den Calcium- und Phosphathaushalt des Körpers. Dazu braucht sie das Parathormon (PHT), das wiederum Vitamin D benötigt, um wirken zu können. Ein Mangel an Parathormon (PHT) führt dazu, dass

  • die Calciumwerte im Blut sinken (Hypokalzämie)
  • die Phosphatwerte ansteigen (Hyperphosphatämie)

Erste Symptome einer Unterfunktion der Nebenschilddrüse können ein Kribbeln an Händen, Füßen und am Mund sein.

Eine Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) gehört zu den eher seltenen Erkrankungen, die Endokrinologen diagnostizieren und behandeln. Am häufigsten tritt sie als Komplikation bei Operationen an der Schilddrüse auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass es danach zu einer Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) kommt, liegt zwischen 0,4 und 4 Prozent.

Bei einer Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) reagiert der Körper mit Krampfanfällen. Betroffen sind vor allem die Gesichtsmuskulatur, aber auch die Muskeln von Armen und Beinen. Verkrampft sich die Atemmuskulatur, kann es gefährlich werden. Auch bei Kindern kann die Erkrankung schwerwiegende Folgen haben. Wird sie nicht frühzeitig vom Endokrinologen behandelt, können bei dem Kind durch Störungen im zentralen Nervensystem Entwicklungsstörungen und geistige Behinderungen auftreten.

Die Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) kann außerdem zu depressiven Verstimmungen und zu Reizbarkeit sowie zu Funktionsstörungen der Nieren und des Herzens führen, wenn sie nicht behandelt wird.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Parathormonmangel, Parathormonunterfunktion
Englisch: hypoparathyroidism

Überblick

Bei einer Nebenschilddrüsen-Unterfunktion reagiert der Körper mit Krämpfen

Die Nebenschilddrüse liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Schilddrüse. Obwohl die beiden Organe vom Namen her verwandt klingen, sind ihre Aufgaben im menschlichen Organismus völlig unterschiedlich.

Die Nebenschilddrüse besteht aus vier einzelnen Drüsen (Epithelkörperchen), die etwa die Größe einer Erdnuss haben. Für den Menschen sind sie lebenswichtig, denn sie produzieren ein Hormon, das so genannte Parathormon (PHT), das den Calcium- und Phosphathaushalt reguliert. Dadurch wird die Aufnahme von Calcium im Darm gefördert und die Ausscheidung von Calcium über die Nieren kontrolliert.

Das Parathormon (PHT) senkt die Menge an Phosphat und erhöht die Menge an Calcium im Blut. Calcium wird zum Aufbau von Zähnen und Knochen gebraucht. Außerdem ist es wichtig für die Funktion von Nerven und Muskeln. Bei einem Mangel an Parathormon wird mehr Calcium ausgeschieden, sodass weniger Calcium im Blut verbleibt. Gleichzeitig steigt die Phosphatkonzentration im Blut, weil weniger Phosphat ausgeschieden wird. Bei einer normal funktionierenden Nebenschilddrüse halten sich Knochenauf- und –abbau die Waage.

Wird eine Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) nicht vom Endokrinologen behandelt, kann das schwerwiegende Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem, den Knochenstoffwechsel und den gesamten Bewegungsapparat haben. Bei der so genannten hypokalzämischen Tetanie führt die fehlerhafte Menge an Calcium im Blut zu sehr schmerzhaften Muskelkrämpfen. Typisch ist eine so genannte Pfötchenstellung der Hände. Zudem kann die Erkrankung, wenn sie nicht vom Facharzt für Endokrinologie behandelt wird, zu Verkalkungen der Organe und zur Trübung der Augenlinse führen.

Ursachen der Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus)

Die häufigste Ursache einer Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) ist eine Operation an der Schilddrüse, bei der die kleinen Drüsen der Nebenschilddrüse mit entfernt wurden. Auch kleine Beschädigungen an den Drüsen (Epithelkörperchen) reichen aus, damit eine Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) entsteht. In seltenen Fällen machen Fachärzte für Endokrinologie Autoimmunerkrankungen als Ursache aus, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise Antikörper bildet, die das Gewebe der Nebenschilddrüse angreifen.

Was Sie bei Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) selbst tun können

Eine Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) muss lebenslang vom Facharzt für Endokrinologie medikamentös behandelt werden. Es ist wichtig, dass Sie die Medikamente genau nach Anweisung und dauerhaft einnehmen. Regelmäßige Kontrollen des Calciumspiegels im Blut sind außerdem bei Ihrem behandelnden Endokrinologen erforderlich.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Endokrinologen
  • Chirurgen
  • Fachärzte für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Endokrinologie erwartet

Bevor Ihr Arzt für Endokrinologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Endokrinologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Endokrinologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Endokrinologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Endokrinologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Blutuntersuchung
  • Bestimmung des Parathormonspiegels im Blut
  • Szintigramm
  • Computertomografie
  • Nierenfunktionsprüfung
  • EKG

Außerdem ist bei einer Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) eine augenärztliche Untersuchung zu empfehlen.

Behandlungen (Therapie)

Der Endokrinologe spritz Parathormon und verordnet Calcium und Vitamin D

Der Facharzt für Endokrinologie kann das fehlende Parathormon (PHT) nicht funktionell ersetzen, sondern nur die Auswirkungen des Hormonmangels behandeln. Bei einer Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) kann der Endokrinologe das Parathormon (PHT) spritzen – wie Insulin bei Diabetikern. Die Behandlung (Therapie) sieht eine lebenslange Zufuhr von Vitamin D und Calcium vor.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Einer Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) können Sie selbst nicht vorbeugen. Das können nur Ärzte. Um zu vermeiden, dass nach einer Schilddrüsen-Operation eine Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) auftritt, nehmen Fachärzte für Endokrinologie während der Operation eine der vier Nebenschilddrüsen heraus und pflanzen sie vorsorglich in einen Muskel ein. Diese vorbeugende Maßnahme wird auch empfohlen, wenn durch eine Bestrahlung der Schilddrüse die Nebenschilddrüse zerstört werden könnte.

Prognose

Patienten mit einer Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus) müssen lebenslang vom Endokrinologen behandelt werden, der die Gabe von Vitamin D und Calcium verordnet. Die Medikamente müssen regelmäßig und genau nach Dosierung eingenommen werden.

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