Das Symptom des Fiebers beschreibt eine Erhöhung der Kerntemperatur des Körpers infolge einer Sollwertverstellung in den die Temperatur regulierenden Arealen des Gehirns.

Definition

Eine Fieberentwicklung ist stets eine immunologische Reaktion des Körpers auf eine Erkrankung. Es ist eines der am häufigsten behandelten Symptome.

Synonyme und artverwandte Begriffe

  • Hohe Temperatur
  • Pyrexie
  • Hyperthermie

Englisch: Fever, pyrexia, hyperthermia

Überblick

Die Körperkerntemperatur ist eine der wichtigsten Stellgrößen im Zusammenhang mit Homöostase (innerem Gleichgewicht, Selbststeuerung) und Funktionalität des menschlichen Organismus. In einem Bereich von 36,8-37,3°C besitzen die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) des Blutes die größte Sauerstoffaffinität und können also die Organe und Gewebe unseres Körpers bestmöglich mit Sauerstoff versorgen. Die körpereigenen Enzyme und Zellen arbeiten in diesem Bereich mit ihren maximalen funktionellen Stoffwechselkapazitäten. Bei zu niedrigen oder gesteigerten Temperaturen unter 36,8°C beziehungsweise oberhalb von 37,3°C besteht die Gefahr der Verlangsamung bis hin zum Zusammenbruch von Stoffwechselvorgängen, da feine Proteine (Eiweißstrukturen), die in unserem Körper in annähernd jedem Baustein wichtige Funktionen erfüllen, denaturieren können. Um das innere Milieu, die Funktionalität und Integrität aufrecht zu erhalten bedarf es daher feiner thermoregulatorischer Mechanismen.

Das dafür verantwortliche Hirnareal befindet sich in einem Abschnitt des Zwischenhirns, dem sog. Hypothalamus. In dieser, auch „Nucleus preopticus“ bezeichneten Region, konvergieren alle einlaufenden Signale aus den Wärme- und Kälterezeptoren der Haut. Diese „Ist-Werte“ aus der Körperperipherie werden mit dem gewünschten „Soll-Wert“, dem physiologisch gesunden Bereich von 36,8-37,3°C abgeglichen und bei Abweichung eine entsprechende Gegenregulation eingeleitet. Grundsätzlich unterscheidet man dabei zwei gegenläufige Mechanismen:

  • Wärmeproduktion/ -einsparung durch Zittern und Schüttelfrost (Muskelbewegung erzeugt Wärme) sowie durch Gefäßverengung, also Minderdurchblutung der Haut und damit verbundener reduzierter Wärmeabgabe über das Blut bei erniedrigter Herzschlagfrequenz und verlangsamtem Kreislauf.
  • Wärmeabgabe mit Gefäßerweiterung (Hautrötung) sowie einer gesteigerten Kreislauffunktion. Der Mensch verspürt einen schnelleren Herzschlag und beginnt zu schwitzen. Über den Schweiß kann der Körper sehr effizient Wärme abgeben.

Eine Fehlfunktion (Dysfunktion) dieser Regulation, also die Entstehung von erhöhten Temperaturen und Fieber wird hauptverantwortlich durch sogenannte „Pyrogene“ bewirkt. Dies sind körpereigene oder körperfremde Substanzen (Prostaglandine und Leukotriene) mit spezifischen Rezeptoren im hypothalamischen Temperaturregulationszentrum, die dem Körper eine erhöhte oder erniedrigte Körperkerntemperatur vortäuschen. Bei Fieber wird ergo eine „zu kalte“ Temperatur in der Körperperipherie vermittelt und eine gegenregulatorische Maßnahme, der Anstieg der Kerntemperatur, induziert. Körpereigene Antipyrogene können diesem Prozess im Verlauf dann wieder entgegenwirken. Läuft dieses Spiel im Wechsel miteinander ab, verspürt der Mensch Schüttelfrost.

Funktionell wichtig ist eine Fieberentwicklung also, wie bereits oben erwähnt, zur Proteindenaturierung. Dabei sollen insbesondere körperfremde Zellen und Zellbestandteile zerstört werden. Damit der Körper zeitgleich nicht auch eigene zelluläre Proteine zerstört, besitzen die Zellen die Fähigkeit zur Bildung von „Hitzeschockproteinen“, die sowohl neusynthetisierte Proteine, aber auch bestehende Proteine, wie eine Art Fass ummanteln und somit abschirmend wirken.

Im Folgenden finden Sie die grundlegende diagnostische Unterteilung in die fünf unterschiedlichen Fiebertypen:

  • Kontinuierliches Fieber: mindestens vier Tage oder länger bei grundsätzlicher Temperaturkonstanz >39°C
  • Intermittierendes Fieber: schwankende Temperaturen, morgen oftmals im Normbereich um 37°C mit Fieberspitzen gegen Abend, Schüttelfrost
  • Wechselfieber, Relapsfieber: Fieber mit intermittierend fieberfreien Tagen
  • Doppelgipfliges Fieber: nach einer initialen Fieberentwicklung zeigt sich ein kurzzeitiger Rückgang der Temperatur, gefolgt von einem erneuten, meist höheren Anstieg
  • Pel-Ebstein-Fieber: zyklische zweiwöchige Fiebersymptomatik gefolgt von zwei Wochen völliger Beschwerdefreiheit

Anschließend aufgeführt sind häufige Begleitsymptome einer fiebrigen Erkrankung:

  • Frieren, kalte Extremitäten, heißer Kopf, Muskelzittern und Schüttelfrost (bei Fieberanstieg)
  • Hautmarmorierung
  • Hitzegefühl, Schweißausbrüche, Kreislaufinstabilität, Schwindel (bei Fieberabfall)
  • Erhöhte Puls- und Atemfrequenz
  • Allgemeine Erkältungssymptome (Schnupfen, Husten, Heiserkeit, Schluckbeschwerden)
  • Appetitlosigkeit
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Schmerzempfindlichkeit, verstärkte Licht- und Geräuschempfindlichkeit
  • Fieberkrämpfe (insbesondere bei Kindern bis zum 6. Lebensjahr)
  • Müdigkeit, allgemeine Abgeschlagenheit, teilweise Verwirrtheitszustände mit halluzinatorischen Episoden
  • Schlechter Schlaf
  • „Glasiger“, unklarer Blick
  • Verminderte Urinproduktion, Austrocknung (Exsikkose), spröde Lippen, stehende Hautfalten (häufig bei älteren Menschen)
  • Gewichtsverlust

Ursachen

Folgende Erkrankungen können eine Fieberentwicklung verursachen:

  • Infektionskrankheiten durch Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten (beispielsweise bei Grippe, Malaria, Bronchitis, Pneumonie, Darmerkrankungen, Harnwegsinfekten oder Haut- und Geschlechtskrankheiten). Weiter zählen neben den gängigen Kinderkrankheiten (Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Scharlach) auch Reisefiebererkrankungen (Lassa-Fieber, Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber) dazu
  • Bestimmte Medikamente oder Unverträglichkeit von Medikamenten
  • Erhöhter Grundstoffwechselumsatz (bei Schilddrüsenüberfunktion, Hyperthyreose)
  • Hitzschlag, Sonnenstich
  • Extremer Flüssigkeitsverlust (Austrocknung, Exsikkose) durch verminderte Flüssigkeitszufuhr, langen Aufenthalt in großer Hitze oder körperliche Betätigung
  • Krebs (maligne Tumore)
  • Inflammatorische Autoimmunerkrankungen des Bindegewebes (Kollagenosen) oder der Gefäße (Vaskulitiden), Sarkoidose
  • Rheuma oder rheumatoide Arthritis

Eine Blutvergiftung (Sepsis) geht mit hohem Fieber einher und stellt einen dringenden ärztlichen Notfall dar!

Was Sie selbst tun können

Kontaktieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie

  • unter akuter Fiebersymptomatik >39°C leiden
  • oben aufgeführte Begleiterscheinungen in starkem Ausmaß beobachten
  • unter unklaren Bauch-, Ohren-, Gelenk- und Gliederschmerzen, Nackensteifigkeit, Schmerzen bei Wasserlassen oder sonstigen unklaren Schmerzsymptomen leiden
  • bei schubhaftem Auftreten von Fieber mit Wechsel zwischen Fieber und fieberfreien Intervallen
  • bei Ihrem Säugling und Kleinkind Fieberkrämpfe beobachten oder Erbrechen, Durchfall, Schmerzen oder Ausschläge auftreten
  • Säuglinge mit erhöhten Temperaturen sollten generell ärztlich untersucht werden

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Art (Spezifität) der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Internisten
  • Kardiologen
  • Endokrinologen
  • Pädiater
  • Urologen, Gynäkologen
  • Onkologen

Was Sie bei Ihrem Arzt erwartet

Bevor Ihr Arzt mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann messen Sie erhöhte/ fiebrige Temperaturen?
  • Können Sie eventuelle Begleitsymptome beschreiben?
  • Ergaben sich im Krankheitsverlauf Veränderungen oder Auffälligkeiten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen und werden diese therapiert?
  • Leiden derzeit Menschen in Ihrem Umfeld ebenfalls unter ähnlichen Symptomen?
  • Haben Sie kürzlich eine Reise unternommen?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Können Sie Ihren Impfpass vorweisen?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?

Untersuchungen (Diagnostik)

Ausgehend von Ihrer in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der Arzt nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Temperaturmessung
  • Blutdruckmessung
  • Eingehende körperliche Untersuchung mit Abhören (Auskultation) von Lunge, Herz und Bauch, Abtasten (Palpation), Abklopfen (Perkussion), Blutdruckmessung
  • Blutentnahme
  • Urin- und Stuhluntersuchung

Da Fieber lediglich ein Symptom einer zu Grunde liegenden Erkrankung darstellt, kann gegebenenfalls eine weitere Differentialdiagnostik, wie beispielsweise die Durchführung einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie), Anwendung bildgebender Verfahren (Röntgen, Computertomografie (CT), Magnetreso-nanztomografie (MRT) oder das Schreiben eines Echokardiogramms (EKG) stattfinden.

Behandlungen (Therapie)

Folgende Akutbehandlung der Fiebersymptomatik bewirkt meist initial eine Kreislaufstabilisation und schafft eine Grundlage, das ursächliche Krankheitsbild zu therapieren:

  • Flüssigkeitssubstitution, gegebenenfalls per Infusion über die Vene, um den gesteigerten Flüssigkeitsbedarf zu decken.
  • Kühlende, wärmeableitende Maßnahmen, wie Quark-Wadenwickel
  • Fiebersenkende Therapie: grundsätzlich verbleibt eine leichte Fiebrigkeit unbehandelt, da Sie eine gesunde Reaktion im Rahmen der Immunabwehr des Körpers darstellt und somit zur Genesung beiträgt. Bei Temperaturen >40°C, sowie Kleinkindern und älteren Menschen mit Neigung zu Austrocknung (Dehydratation) und kardiovaskulärem Risiko können Antipyretika, auch unter dem Namen der „nicht-steroidalen Entzündungshemmer (NSAID’s)“ bekannte Medikamente, wie Paracetamol, Ibuprofen oder Metamizol einen deutlichen Temperaturabfall induzieren und Erleichterung verschaffen. Acetylsalicylsäure wirkt ebenfalls fiebersenkend, sollte aber Kindern unter 14 Jahren nicht verordnet werden.

Zeitgleich wird Ihr Arzt auf Basis der Befunde eine ursachenorientierte Behandlung Ihrer Erkrankung durchführen.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

  • Absolute körperliche Schonung. Geben Sie Ihrem Körper Ruhe und Zeit, sich selbst zu helfen.
  • Meiden Sie andere erkrankte Personen, denn bei bereits geschwächtem Immunsystem kann es schnell zu einer erneuten Fiebersymptomatik kommen und auch Sie sind möglicherweise für Ihre Umgebung infektiös.
  • Achten Sie auf reichliche Flüssigkeitszufuhr.
  • Wenden Sie kühlende Maßnahmen wie Wadenwickel und Eisbeutelapplikation auf Hand- und Fußgelenke und die Leisten an.
  • Entfernen Sie zu warme Decken und fördern Sie die Frischluftzufuhr. Achten Sie hierbei allerdings darauf, sich niemals schwitzend in Zugluftbereiche zu begeben!
  • Ernähren Sie sich gesund und vitaminreich.

Da oben genannte fiebersenkende Medikamente frei rezeptfrei im Handel erhältlich sind, sollten Sie sich bei eigenverantwortlicher Gabe jedoch streng an die im Beipackzettel aufgeführten Gabe- und Dosierungsempfehlungen halten, sowie mit Ihrem behandelnden Arzt Rücksprache halten.

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